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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erreichten, trat er auf mich zu und sagte:
    „Mein Bruder Charley hat mich verstanden, als er unsre Aufstellung erblickte. Ich wollte ihm sagen, daß wir nicht Comanchen seien.“
    „Wie weit sind sie vor uns?“ fragte ich.
    „Sie ritten sehr schnell, denn sie haben Durst, werden aber bald Halt machen müssen, denn die Sonne steht am Horizont.“
    „Ja, in einer Viertelstunde wird es dunkel sein. Wie lange hat man von hier aus bis zum Kaktusfeld zu reiten?“
    „Zwei Stunden.“
    „So werden sie es heut' nicht mehr erreichen; das ist sehr gut für uns, denn dadurch bekommen wir sie morgen bei Tag und nicht heut' abend in die Falle. Die Krieger meines roten Bruders haben ihre Pferde nicht bei sich. Winnetou hat sie mit den Schläuchen nach der Oase geschickt?“
    „Ja. Bloody-Fox, der den schnurgeraden Weg kennt, ist mit ihnen, um sie in Zwischenräumen aufzustellen und den Weg mit Stangen zu bezeichnen, die wir übrig hatten. Aber die Schläuche, welche sie bei sich haben, reichen nicht aus.“
    „So schicken wir die unsrigen nach, sobald wir Lager machen. Das ist es doch, was du mit berechnet hast?“
    „Ja. Der Wind hat sich erhoben und meine Spur verweht; unser Plan wird also trefflich gelingen. Jetzt wollen wir weiter, um den Comanchen möglichst nahe zu bleiben, denn wenn sie morgen die Falle erreichen und in den Kaktus reiten, müssen wir so rasch hinter ihnen sein, daß sie, wenn ihr Mißtrauen erwacht, keinen Raum haben, umzukehren und zur Seite auszuweichen.“
    Er stieg auf sein Pferd, und wir ritten fort. Seine Leute mußten allerdings laufen; sie hielten aber so gut mit uns Schritt, daß wir die nötige Schnelligkeit innehalten konnten. Selbst als es dann dunkel wurde, ritten wir weiter, von Pfahl zu Pfahl, bis wir uns sagten, daß wir nun anhalten müßten, wenn wir nicht auf die Feinde stoßen wollten.
    Der Wind war inzwischen schwächer geworden und legte sich bald ganz. Es blieb nur so lange dunkel, bis die Sichel des Mondes sich zeigte. Vorher schon wurden die leeren Schläuche auf Pferde geladen, mit denen, als es hell geworden war, eine Anzahl der Apachen aufbrachen. Winnetou ritt mit ihnen, um sie bis zum nächsten Relaisposten zu begleiten, dessen Standort sie nicht kannten. So war denn alles Nötige besorgt, und wir konnten uns dem Schlaf überlassen, der uns sehr nötig war. Als Winnetou später zurückkehrte, legte er sich zu mir, ohne mich, der ich fest schlief, aufzuwecken. Ein andrer an seiner Stelle hätte mich gewiß geweckt, um mir die ihm nötig scheinenden Mitteilungen zu machen; er aber wußte, daß es zwischen uns dergleichen nicht bedurfte.
    Er war, obgleich er sich später als wir niedergelegt hatte, am Morgen noch eher munter als wir. Wir hielten uns nicht mit dem Frühstück auf. Essen konnten wir unterwegs; wir tranken nur und gaben das übrige Wasser den Pferden, die freilich nicht satt daran hatten. Dadurch wurden die Schläuche, die wir noch hatten, auch leer, und Winnetou schickte sie durch einige seiner Leute sogleich nach dem Relais. Er brauchte nicht mit zu reiten, weil es nicht mehr dunkel war, sondern es genügte, daß er diesen Männern die genaue Richtung angab.
    Nun ging es wieder fort, und zwar in einem so schnellen Tempo, daß die Fußgänger zurückbleiben mußten; sie konnten nachkommen. Ich schaute fleißig durch das Rohr und überzeugte mich bald, daß wir gestern abend den Comanchen sehr nahe gekommen waren, denn wir kamen schon nach einer Viertelstunde an die Stelle, wo sie gelagert hatten, und sahen da, daß sie erst kurz vorher diesen Ort verlassen hatten.
    Schon sehr bald darauf erblickte ich sie selbst. Auch Winnetou hatte sein Fernrohr zur Hand genommen. Er beobachtete sie kurze Zeit und sagte dann befriedigt:
    „Sie reiten sehr langsam. Sieht mein Bruder das?“
    „Ja. Ihre Pferde sind von dem zweitägigen Ritt ohne Wasser sehr ermattet.“
    „Und sie selbst leiden auch Durst. Trotzdem werden sie sich lange weigern, sich uns zu ergeben.“
    „Für Vupa Umugi gibt es einen noch viel größeren Zwang als den Durst.“
    „Mein Bruder meint die Medizinen des Häuptlings der Comanchen. Es war sehr gut, daß er sie mitgenommen hat, als er sich im ‚Tal der Hasen‘ befand. Der Sieg wird uns leicht werden und die Rückkehr dann bequem, weil Old Shatterhand die Comanchen Nale-Masiuvs gefangen genommen und den Dragonern übergeben hat.“
    Das war das erste Wort, welches zwischen uns darüber fiel. Daß weder Nale-Masiuv noch die Kavalleristen

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