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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lagern und auf uns warten, wenn irgend etwas gegen unsre Absicht gegangen wäre; es steht also alles gut. Danach habe ich ein Bedenken, welches ich Euch gern mitteilte, wenn ich wüßte, daß Ihr es mir nicht übelnehmen werdet.“
    „Übelnehmen? Kann mir gar nicht einfallen! Unter Kameraden, die wir doch sind, hat jeder das Recht, ja sogar die Pflicht, seine Meinung auszusprechen. Und wenn Ihr mich auf einen Fehler oder eine Unterlassung aufmerksam macht, so ist gar nichts andres möglich, als daß ich Euch dafür nur dankbar bin.“
    „Mein Bedenken heißt: Wasser.“
    „So, also Wasser!“
    „Ja; darf ich es Euch erklären?“
    „Das ist nicht nötig, denn ich weiß, was Ihr meint. Wenn wir die Comanchen durch den Durst bezwingen wollen, müssen wir dafür sorgen, daß wir nicht selbst auch zu dürsten haben.“
    „So ist es. Nun sind wir zwar für heut' mit Wasser versehen, aber es kann der ganze morgige Tag vergehen, ehe wir mit Vupa Umugi fertig werden, und dann brauchen wir wieder einen vollen Tag, ehe wir die Oase erreichen. Für diese zwei Tage haben wir leider kein Wasser mit. Dazu kommt, daß die Comanchen es dann noch nötiger brauchen als wir.“
    „Ja, so viel Wasser haben wir allerdings nicht mit; ich kann Euch aber beruhigen; wir werden trotzdem keinen Durst leiden.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein. Euer Bedenken war längst im stillen bei mir gehoben.“
    „Ah, Ihr habt an diesen Punkt gedacht?“
    „Oh, gewiß, gewiß! Ich wäre ja der allerleichtsinnigste Mensch, wenn ich einen Plan erdächte, bei dessen Ausführung über dreihundert Menschen und Pferde im öden Llano estacado zusammenkommen, und dabei vergäße, für das nötige Wasser zu sorgen. Habt Ihr mich wirklich für so unbedachtsam gehalten?“
    „Nein. Aber dieses Wasser ist nur in der Oase zu finden. Oder gibt es vielleicht noch eine andre Quelle, die Ihr wißt?“
    „Nein. Wir holen es aus der Oase.“
    „In welcher Weise? Sie ist einen Tagesritt von hier entfernt, also müssen wenigstens zwei Tage vergehen, ehe die Leute, welche es holen, zurückkehren können. Das ist schlimm!“
    „Ihr irrt. Diese Boten würden nur die Nacht brauchen, um nach der Oase zu kommen, und morgen abend wieder hier sein!“
    „Aber das halten ihre Pferde nicht aus!“
    „Ist auch nicht nötig, denn sie brauchen gar nicht zurückzukehren.“
    „Hm! Habe keine Ahnung, wie Ihr das anfangen wollt.“
    „Es ist sehr einfach, Sir: Wir legen Relais.“
    „Oh! Das ist freilich das allerbeste und allereinfachste. Daß ich nicht darauf gekommen bin!“
    „Unsre Apachen haben eine Menge Schläuche mit; dazu kommen die, welche dem Bloody-Fox gehören. Die schicken wir nach der Oase, wozu gar nicht viel Leute, aber desto mehr Pferde gehören. Diese Leute nehmen in gewissen Abständen auf einer Linie Posten, welche von hier nach der Oase führt. Es hat also kein Mann und kein Pferd die ganze Strecke zu machen, sondern nur von einem Posten zum andern zu gehen. So meine ich es.“
    „Da habe ich Euch freilich um Verzeihung zu bitten, Sir! Ihr denkt an alles. Habt Ihr das mit Winnetou besprochen?“
    „Nein; es ist darüber zwischen ihm und mir kein Wort gefallen; aber wir kennen uns und wissen, daß keiner von uns eine notwendige Maßregel versäumt. Aber was ist das? Die Apachen haben keine Pferde! Nur Winnetou hat das seinige. Ah! Könnt Ihr Euch denken warum, Mr. Surehand?“
    „Nein“, antwortete er.
    Wir waren während dieser Reden natürlich nicht halten geblieben, sondern weiter geritten und den Apachen jetzt so nahe gekommen, daß wir sie deutlich sehen konnten. Sie hatten die Pfeilfigur aufgelöst und standen nun beisammen, uns entgegensehend. Ihre Pferde waren nicht bei ihnen; nur der Rappe des Häuptlings war da.
    „Ihr werdet jetzt zum zweiten Mal erkennen, daß Eure Befürchtung keinen Grund hatte“, erklärte ich Old Surehand. „Winnetou hat ebenso gesorgt, und zwar noch eher als ich. Wir beide pflegen uns in unsern Entschlüssen stets zu begegnen.“
    „Ihr denkt, daß er seine Pferde und Schläuche schon nach der Oase geschickt hat?“
    „Ja. Ihr seht, daß er nur höchstens dreißig Mann bei sich hat, und Bloody-Fox ist auch nicht da. Dieser ist ganz sicher mit den übrigen nach der Oase geritten, um Wasser zu holen.“
    „Es wäre allerdings wunderbar, wenn Winnetou ganz denselben Gedanken wie Ihr gehabt hätte!“
    „Er hat ihn gehabt; das versichere ich Euch.“
    Als wir nach wenigen Minuten Winnetou und seine Leute

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