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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Augen, Ohren, Mund und Nase trieb.
    „Dummer Wind!“ brummte Parker mißmutig. „Brauchte jetzt nicht zu kommen, sondern konnte warten, bis wir wieder am Wasser sind. Man kann ja kaum sehen und Atem holen!“
    „Räsoniert nicht, Mr. Parker!“ antwortete ich. „Ich freue mich über ihn und sage Euch, daß er mir außerordentlich gelegen kommt.“
    „Gelegen, sagt Ihr? Wüßte wirklich keinen Grund dazu.“
    „Ich meine wegen Winnetou.“
    „Wegen dem? Warum?“
    „Seht Ihr denn nicht, daß dieser Wind, indem er den Sand in die Höhe treibt, die Spuren der Comanchen verwischt? Wir würden ihnen gar nicht folgen können, wenn die Pfähle nicht wären.“
    „Ja, das sehe ich allerdings; aber was hat das mit Winnetou zu tun?“
    „Sehr viel, denn seine Spuren werden auch verwischt.“
    „Hm! Kann uns das nicht gleichgültig sein?“
    „Ganz und gar nicht, Winnetou muß doch die Pfähle bis in die Falle leiten, nicht?“
    „Yes.“
    „Er muß also ein Stück in das Kaktusfeld hineinreiten, in welchem wir die Comanchen fangen wollen. Aber er darf nicht drin bleiben, sondern muß wieder heraus, muß umkehren.“
    „Das ist doch ganz selbstverständlich, denn wenn er das nicht täte, wäre er selbst gefangen. So viel sehe ich auch ein, Sir.“
    „Aber die Folgen scheint Ihr nicht einzusehen.“
    „Welche Folgen?“
    „Daß die Roten seine Spuren sehen und also erfahren würden, daß er umgekehrt ist. Würde das nicht ihr Mißtrauen erregen?“
    „Möglich!“
    „Das ist nicht nur möglich, sondern es würde unbedingt geschehen. Diese Roten sind erfahrene und schlaue Kerls, und Ihr als Westmann müßtet eigentlich die Gedanken, welche sie dabei haben würden und haben müßten, leicht erraten können.“
    „Na, da will ich einmal raten! Sie halten die Spuren Winnetous und seiner Apachen für die Fährte von Schiba-bigks Comanchen. Diese führt in den Kaktus hinein und kommt aber wieder heraus, um seitwärts weiter zu führen. Was werden sie also anderes denken, als daß Schiba-bigk sich verritten oder verirrt hatte und daß der richtige Weg also nicht in den Kaktus führt, sondern in die neue Richtung, die er eingeschlagen hat. Ist das so richtig, Mr. Shatterhand?“
    „Ja.“
    „Sie werden also nicht in den Kaktus, also nicht in die Falle gehen, sondern der neuen Fährte folgen. Ihr seht, Sir, daß ich nicht so dumm bin, wie Ihr dachtet, und auch etwas erraten kann.“
    „Darauf brauchst du dir aber ganz und gar nichts einzubilden, alter Sam“, rief ihm Jos Hawley zu.
    „Meinst du? Warum denn nicht?“
    „Weil du nicht von selbst auf diesen Gedanken gekommen bist. Du bist doch erst durch Mr. Shatterhand auf denselben gebracht worden.“
    „So? Mag sein. Aber darum ist es doch wohl nicht nötig, daß du es unternimmst, meinen Schulmeister und Ermahner zu machen.“
    „Wollte dich nur vor Überhebung bewahren!“
    „Das konntest du dir ersparen, denn du bist ja selbst nicht – – –“
    „Keinen Streit, Mesch'schurs!“ fiel ich ein. „Der Gedanke ist da; ob er von mir oder von Mr. Parker gekommen ist, das bleibt sich gleich. Wir müssen aber nicht bei ihm stehenbleiben, sondern weiter denken. Die Comanchen würden also der neuen Fährte Winnetous folgen. Wohin aber wird diese führen, Mr. Parker?“
    „Natürlich her zu uns“, antwortete er.
    „Gewiß. Winnetou bleibt nicht dort, sondern sucht uns auf. Er wird sich erst seitwärts entfernen und dann sich nach den Pfählen zurückwenden; das würden sie entdecken, wenn sie ihm folgten, und Ihr könnt Euch denken, wie geeignet das wäre, ihr Mißtrauen zu erwecken. Das Gelingen unsres Plans stände auf dem Spiel. Da kommt nun der Wind und zerstört alle vorhandenen Spuren. Muß uns das nicht lieb sein? Ich sage Euch, daß ich mich außerordentlich darüber freue. Er kommt grad so zur rechten Zeit, als ob er ein vernünftiges Wesen wäre und die Absicht hätte, uns beizustehen. Winnetou wird ebenso froh darüber sein wie ich.“
    „Hm, ja!“ brummte Parker wieder. Er suchte nach einer Gelegenheit zu zeigen, daß er meine Hilfe nicht brauche, sondern selbst auch Gedanken haben könne. „Was Ihr sagt, ist ganz gut, Mr. Shatterhand, aber nur für den Fall, daß Winnetou das Kaktusfeld schon erreicht hat, ehe dieser schöne Wind sich erhob.“
    „Das ist gewiß der Fall.“
    „So?“
    „Ja. Ich möchte behaupten, daß er mit dem Einstecken der Pfähle längst fertig ist und sehr bald zu uns stoßen wird.“
    „Wenn er uns nur

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