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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ich mußte versuchen, sie selbst auf den Gedanken zu bringen, sich von mir zu trennen, und dies schien, da sie keinen hervorragenden Mut und Unternehmungsgeist besaßen, gar nicht schwer zu sein.
    Wir ritten also fort, mit Fleischvorrat reichlich versehen. Ich hielt mich mit Old Surehand an der Spitze, und niemand fragte mich, wohin ich mich wenden wollte. Natürlich nahm ich die Richtung nach der Furt und trieb, als wir dort angekommen waren, mein Pferd in das Wasser; die andern folgten mir. Am jenseitigen Ufer stieg ich ab, band mein Pferd an einen Baum und setzte mich nieder. Old Surehand und Old Wabble taten sofort nach meinem Beispiel. Parker aber blieb ebenso wie die andern im Sattel sitzen und fragte:
    „Ihr steigt ab, Sir? Das sieht genau so aus, als ob Ihr längere Zeit hier bleiben wolltet?“
    Ich brauchte nicht zu antworten, denn Old Wabble übernahm an meiner Stelle die Erklärung:
    „Allerdings bleiben wir hier, Mr. Parker. Wundert Ihr Euch etwa darüber?“
    „Natürlich!“
    „So könnt Ihr wohl nicht begreifen, warum wir wieder nach Westen geritten sind anstatt nach Osten, wohin wir eigentlich wollen?“
    „Welch eine Frage! Ihr scheint mich für sehr dumm zu halten. Die Roten dürfen nicht wissen, daß wir ostwärts wollen, weil wir ihren Kriegsplan kennen; darum müssen wir zunächst nach der entgegengesetzten Richtung, um sie zu täuschen. Aber warum wir schon hier halten bleiben und uns sogar ganz gemächlich niedersetzen sollen, das ist mir ein Rätsel.“
    „Es ist Euch jedenfalls schon manches ein Rätsel gewesen und wird es Euch auch später sein! Erst wolltet Ihr nicht vom ‚Blauen Wasser‘ fort, obgleich wir dort der größten Gefahr ausgesetzt waren, und nun wir uns hier hinter dem Fluß und den Büschen in der schönsten Sicherheit befinden, bleibt Ihr im Sattel kleben wie eine Fliege im Leim!“
    „So wollt Ihr auf die Roten warten?“
    „Yes.“
    „Aber das ist doch gar nicht nötig! Wenn sie kommen, müssen wir uns wehren, und wenn wir weiter reiten, entgehen wir aller Feindseligkeit; da ist es doch entschieden besser, das letztere zu tun!“
    „Damit sie unsern Spuren folgen und uns dann abends oder in der Nacht, wenn wir sie nicht sehen können, überfallen! Was Ihr doch für ein ungeheurer Pfiffikus seid! Steigt nur ab!“
    Parker folgte dieser Aufforderung, ließ aber dabei ein unwilliges Brummen hören. Old Wabble ärgerte sich darüber und fuhr ihn zornig an:
    „Was habt Ihr da zu brummen, Sir! Reitet getrost fort, wenn es Euch hier nicht gefällt; es wird sich niemand Mühe geben, Euch zurückzuhalten; darauf könnt Ihr Euch verlassen!“
    „Habe ich etwa verlangt, daß sich jemand diese Mühe geben soll, Mr. Cutter?“
    „So brummt auch nicht! Wißt Ihr, was dieses Brummen ist? Eine Beleidigung für Mr. Shatterhand, nach dessen Beispiel wir uns hier gerichtet haben! Durch dieses Brummen zeigt Ihr an, daß Ihr nicht einverstanden mit ihm seid, und Ihr wißt ja, was ich Euch gesagt habe: Wer ihn für dumm hält, den lassen wir einfach sitzen!“
    „Oho! So war es ja gar nicht gemeint!“
    „Jawohl war es so gemeint! Weil Ihr damals Euern ersten Elk aufs Blatt getroffen habt, bildet Ihr Euch ein, daß Eure Ansichten auch stets aufs Blatt treffen. Da befindet Ihr Euch aber gewaltig im Irrtum. Da nehmt mich dagegen an! Ich bin über neunzig Jahre alt und habe Dinge erlebt und mitgemacht, die andre nie im Traum zu sehen bekommen; aber ich werde doch nicht wagen, gegen Old Shatterhand zu murren, obgleich er der reine Jüngling gegen mich ist. Wenn er etwas tut, was ich nicht begreife, so brumme ich nicht, sondern ich frage ihn. Brummen tun überhaupt nur die Bären und die Ochsen; th'is clear.“
    „Soll das etwa mir gelten, Mr. Cutter?“
    „Seid Ihr ein Bär oder ein Ochse?“
    „Wahrscheinlich nicht. Will es Euch auch nicht raten, mich für so eine Kreatur zu halten! Und was Eure Methode betrifft, Mr. Shatterhand zu fragen, anstatt zu brummen, so wird ihm an unnützen Fragen wohl auch nicht viel gelegen sein.“
    „Old Wabble fragt nicht unnütz, das mögt Ihr Euch merken. Wenn ich eine Frage ausspreche, so betrifft sie stets einen Gegenstand, an welchem auch jeder andre Interesse haben und sich belehren kann. Das kann ich Euch gleich jetzt beweisen. Paßt einmal auf!“
    Und sich an mich wendend fuhr er fort:
    „Da war mir z.B. gestern abend etwas unklar, Sir. Darf ich Euch um Auskunft bitten!“
    „Gewiß.“
    „Als Ihr das Feuer, an welchem der Häuptling

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