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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Genügt das nicht?“
    „Ja, das genügt. Wenn ihr diese drei großen Jäger wirklich ergriffen habt und mich in euer Lager schafft, werde ich nicht sterben, sondern wir werden uns frei machen und unter den Söhnen der Comanchen sein wie Büffelstiere, die in ein Rudel feiger Wölfe brechen. Old Shatterhand wurde noch nie besiegt; er ist ein –“
    „Er war schon oft gefangen!“ fiel ihm der Comanche höchst zornig in die Rede.
    „Aber er hat sich stets wieder befreit! Old Surehand ist ein Jäger, welcher mit einem Griff seiner Fäuste sechs Comanchen erwürgt, mit jeder drei. Es gibt für – – –“
    „Schweig von diesem Hund!“ unterbrach ihn der andre abermals. „Er hat noch nie einen Comanchen besiegt!“
    „Weil noch kein Comanche ihm begegnet ist! Und Old Wabble, der wie ein Sturm über die Savanne fegt, so daß niemand ihn einholen kann, wird Euch – – –“
    „Wird sterben, wird sterben!“ schrie der Comanche, ihm zum drittenmal in die Rede fallend. „Vielleicht wird er auch nicht sterben, denn dieses alte Bleichgesicht ist ein furchtbarer Köter, den man eigentlich nicht töten, sondern mit Prügeln fortjagen sollte. Dieser Feigling – – –“
    Er hielt mitten in der Rede inne; jetzt war er es, welcher unterbrochen wurde, aber nicht etwa von dem Apachen, mit dem er sprach, sondern von einer ganz andern Seite. Wir hatten unsre Augen natürlich auf ihn gerichtet gehabt; als er sich jetzt plötzlich unterbrach und sichtlich erschrocken zur Seite sah, wendeten wir unsre Blicke auch dorthin und hörten zugleich die Worte erklingen:
    „Was bin ich? Ein Feigling, ein Köter? Hund, roter! Ich werde dir zeigen, ob ich feig bin oder nicht. Wer von euch nur ein Glied bewegt und nach seiner Waffe greift, der bekommt meine Kugel in den Kopf! Hände in die Höhe!“
    Es war der alte Wabble. Er hatte sich nicht durch das dichte Gebüsch gedrängt, sondern er kam ganz gemütlich durch die westliche, schmale Lücke des Walds, durch welche auch die Comanchen an das Wasser gekommen waren. Sein Gewehr an der Wange und den Zeigefinger an dem Drücker, war er hinter dem nächsten Busch hervorgetreten und kam langsamen Schritts näher.
    „Hände in die Höhe!“ wiederholte er, da die Roten seinem Befehl nicht gleich Folge leisteten.
    Dieser Ruf ist ein alter Brauch im Wilden Westen. Wer die beiden Hände in die Höhe hält, kann nicht nach den Waffen greifen und sich verteidigen. „Hände in die Höhe!“ Wer mit diesen Worten überfallen und angerufen wird und nicht sofort gehorcht, dessen Leben ist keinen halben Penny wert. Das wissen auch die Indianer. Darum hoben die drei Comanchen jetzt bei der Wiederholung des Befehls ihre Arme empor.:
    „So, jetzt habe ich euch, ihr roten Schufte!“ lachte er. „Wer auch nur eine Hand sinken läßt, der bekommt die Kugel; ich scherze nicht. Also ich bin ein Feigling! So, so! Und mich habt ihr gefangen! Und Old Shatterhand und Old Surehand auch! Ist das wahr, du Schurke?“
    Der Rote antwortete nicht.
    „Aha! Der Atem ist dir ausgegangen! Aber wartet nur, wir werden euch gleich wieder zu Atem bringen! Muß euch doch einige gute Freunde zeigen, sehr bekannte Männer, über welche ihr euch außerordentlich freuen werdet, wenn ihr sie zu sehen bekommt. Wo stecken sie nur?“
    Er meinte natürlich uns, Old Surehand und mich. Sein Gewehr immer noch auf die Comanchen gerichtet, suchte er mit den Augen in dem östlichen Gebüsch, in welchem er uns vermutete und wo wir auch wirklich steckten. Es war kein Wunder, daß die Roten ihre Arme gehorsam emporhielten, denn er bot einen Anblick, welcher ganz geeignet war, Respekt einzuflößen. Seine Erscheinung war ja überhaupt eine außerordentliche, und es kam dazu, daß er mit vier Gewehren bewaffnet war, denn er hatte das seinige in den Händen, und auf dem Rücken trug er Old Surehands Büchse, meinen Bärentöter und den Henrystutzen. Sie wagten gewiß nicht, ihm Widerstand zu leisten.
    Dennoch war ich keineswegs mit seinem plötzlichen und unerwarteten Erscheinen einverstanden. Er hatte draußen bei den Pferden zu bleiben und nicht herein an das Wasser zu kommen. Ich nahm mir vor, ihn zur Rede zu stellen, obgleich er seine Sache gar nicht übel gemacht hatte. Jetzt wollte er uns zu sich haben; ich gab Old Surehand also einen Wink; wir standen auf und drangen durch das Gezweig hinaus in das Freie. Als er uns sah, rief er den Comanchen zu:
    „Das sind die Männer, die ich euch zeigen will, ihr Schurken. Kennt

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