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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnten!“
    „Und wie schön Ihr dabei in die Käse fliegen konntet, Mr. Cutter!“ fügte ich hinzu.
    „In die Käse?“ fragte er erstaunt.
    „Ja.“
    „Wieso?“
    „Wenn sie nun die Hände nicht in die Höhe gehoben hätten?“
    „So hätte ich sie erschossen.“
    „Wie viele?“
    „Alle drei natürlich; th'is clear!“
    „Einen, ja; dann aber hätten Euch die andern beim Leder gehabt.“
    „Hätten es versuchen sollen!“
    „Warum nicht? Wie hättet Ihr Euch wehren wollen mit einem abgeschossenen Gewehr in der Hand und drei andern auf dem Rücken? Bei dieser Balgerei hattet Ihr gewiß den kürzeren gezogen.“
    „Abwarten, abwarten, Sir!“
    „Und wie nun, wenn Ihr alle sechs anstatt nur drei gefunden hättet, als Ihr kamt?“
    „Ich stand ja vorher hinter dem Busch und sah die Sache an. Und wenn sie es alle sechs gewesen wären, ich hätte es ganz ebenso gemacht.“
    „Und wäret ausgelöscht worden!“
    „Pshaw! Man ist doch kein Kind. Denkt doch an Euch, Sir! Ihr seid ja schon oft in der Lage gewesen, es mit noch mehr als sechs Roten aufnehmen zu müssen.“
    „Dann war die Lage anders als hier; ich bin noch mehr gefürchtet als Ihr und habe den Henrystutzen, den die Roten für eine Zauberflinte halten.“
    „Hm, ja! Aber es ist dennoch kein Fehler, den ich begangen habe, denn es konnte mir nichts geschehen.“
    „Ah, wohl weil ich mit Mr. Surehand in der Nähe war?“
    „Ja.“
    „Da irrt Ihr Euch. Wenn die Roten nicht so erschrocken, sondern geistesgegenwärtig gewesen wären, hättet Ihr eine Kugel oder einen Messerstich gehabt, ohne daß es uns möglich gewesen wäre, es schnell zu verhindern. Und selbst wenn Ihr in allem recht hättet, so doch darin nicht, daß Ihr gegen meine Weisung gehandelt habt. Es war bestimmt, daß Ihr draußen bei den Pferden bleiben solltet.“
    „Sir, die Zeit wurde mir zu lang.“
    „Das ist noch lange kein Grund, Dummheiten zu machen!“
    „Dummheiten? Ich muß bitten, Mr. Shatterhand! Old Wabble pflegt keine Dummheiten zu machen!“
    „Pshaw! Ihr habt unbedingt auf dem Posten zu bleiben, der Euch einmal anvertraut worden ist. Was soll daraus werden, wenn jeder von der Stelle, die er einzunehmen hat, fortlaufen kann! Wie ist es da möglich, sich mit Euch an irgendeinem gefährlichen Unternehmen zu beteiligen? Ihr wißt, daß das, was wir vorhaben, mit großen Gefahren verbunden ist. Da muß man gegenseitig felsenfestes Vertrauen zueinander haben können. Ist das nicht der Fall, so reite ich weiter und lasse Euch sitzen!“
    „Bravo, bravo!“ rief Parker.
    Da fuhr Old Wabble ihn zornig an:
    „Was habt Ihr da zu johlen? Ich verbitte mir solches Geschrei ein für allemal!“
    „Das glaube ich!“ antwortete Parker. „Ich soll es mir gefallen lassen, wenn zu mir vom ‚Sitzenlassen‘ gesprochen wird, Ihr aber wollt es nicht hören, alter Wabble! Wir sind nicht dabei gewesen. Was habt Ihr denn für einen Pudel geschossen?“
    „Keinen! Aber wenn Ihr nicht sofort den Schnabel haltet, so schieß ich nachträglich einen, und zwar einen ganz gehörigen, und der seid Ihr; th'is clear!“
    Er wendete sich wütend ab.
    Ich sorgte zunächst für unsre Sicherheit, indem ich die Pferde holen ließ und dann Posten ausstellte. Hawley war der erste; er hatte um das Wäldchen zu patrouillieren und alles Auffällige zu melden. Dann wurden die Comanchen untersucht. Sie waren tot und wurden einstweilen auf die Seite geschafft. Dann setzten wir uns zusammen, um unsre Lage zu besprechen. Der Abend dunkelte herein; aber es war nicht geraten, ein Feuer anzubrennen. Der Schein desselben hätte zwar draußen nicht gesehen werden können, denn der ‚Kleine Wald‘ war dicht genug; aber die Comanchen, welche später dieses Wegs kamen, sollten keine Spur unsres Lagers finden.
    Hauptsache war natürlich das, was Pesch-endatseh, das ‚Lange Messer‘, mir zu sagen hatte. Als ich ihn fragte, ob er Winnetou getroffen habe, antwortete er:
    „Ja. Die Krieger der Apachen hörten, daß die Comanchen die Kriegsbeile ausgegraben hätten, und sandten sogleich Späher aus, um zu erkunden, gegen wen der Angriff gerichtet sei. Ich gehörte zu diesen Spähern und hatte noch einen Krieger bei mir. Wir ritten am Wasser des Pecos empor, wo die Comanchen zu vermuten waren, und trafen sie am Saskuan-kui, welches wir Apachen Dokus-to, das ‚Blaue Wasser‘, nennen. Wir konnten sie nicht beobachten und noch viel weniger belauschen, denn sie streiften jagend in der Gegend umher, um Fleisch zu

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