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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geschicklichkeit, wie ich sie kaum jemals bei einem Weißen gesehen hatte. Jede Lücke wurde benutzt und jedes Hindernis entweder vermieden oder vollständig geräuschlos beseitigt; wenn die Gewandtheit der Hände nicht ausreichend war, mußte das Messer nachhelfen, und wenn ein Zweig oder gar ein stärkerer Ast bewegt werden mußte, geschah es mit einer so gleichmäßigen Langsamkeit, daß ein andrer als ich es gar nicht bemerken konnte. Es war für einen Westmann wirklich eine Freude, ihm zuzusehen.
    So kamen wir langsam, aber sicher weiter und weiter, bis wir Stimmen hörten, welche miteinander sprachen; die Worte konnten wir nicht verstehen, weil wir noch zu weit entfernt waren. Je weiter wir uns aber näherten, desto deutlicher hörten wir sie, bis wir endlich diejenigen sahen, welche sich miteinander unterhielten. Es war freilich nicht das, was man eigentlich eine Unterhaltung nennt, sondern man konnte es viel richtiger als die Sitzung eines Präriegerichts bezeichnen.
    Wir waren hinter einem nicht allzu dichten Gestrüpp angekommen, durch welches wir leidlich sehen konnten. Vor uns lag das Wasser; rechts waren sechs Pferde angebunden, während links ein einzelnes angehobbelt stand; dieses letztere war ein Apachenpferd, während die ersteren den Comanchen gehörten, denen wir gefolgt waren. Von diesen sechs Roten lebten nur noch drei, welche zwischen uns und dem Wasser saßen; die blutigen Leichen ihrer drei Kameraden lagen nicht weit von ihnen. Vor ihnen stand ein einzelner Baum, an dessen Stamm ein Apache aufrecht angebunden war. Da er uns den Rücken zukehrte, konnten wir sein Gesicht nicht sehen; er mußte verwundet sein, denn seine Füße standen in einer Blutlache, doch schien der Blutverlust ihn nicht sehr geschwächt zu haben, denn eben, als wir die Gruppe zu Gesicht bekamen, hörten wir ihn mit kräftiger Stimme sagen:
    „Die Hunde der Comanchen werden mich töten, aber ihren Zweck doch nicht erreichen. Pesch-endatseh (‚Langes Messer‘) lacht über sie. Sie waren ihrer sechs; er hat drei von ihnen getötet, ehe sie ihn überwältigen konnten; er wird sterben mit dem Gesang des Tods auf den Lippen und ohne mit der Wimper zu zucken, und die Seelen dieser drei werden ihn in den ewigen Jagdgründen bedienen müssen.“
    ‚Langes Messer!‘ Den kannte ich sehr gut. Er war ein sehr verwegener und listiger Krieger, der bei dem Stamm der Mescaleros in Ansehen stand und schon oft als Unteranführer tätig gewesen war. Wenn es sich um einen gefährlichen Kundschafterdienst gehandelt hatte, zu dessen Ausführung Mut und Verschlagenheit gehörte, war die Wahl gewöhnlich auf ihn gefallen.
    Jedenfalls hatte er hier im Altschese-tschi gesteckt, um auf mich zu warten, und ich hatte mich also nicht geirrt, als ich annahm, Winnetou werde auf Kundschafter seines Stamms getroffen und direkt nach dem Llano estacado geritten sein und für mich einen Boten zurückgelassen haben.
    Einer der Comanchen machte eine sehr verächtliche Handbewegung und antwortete:
    „‚Langes Messer‘ stinkt wie ein Stück verfaulten Fleischs. Seine Seele wird weggeworfen werden und in den ewigen Jagdgründen keinen Diener haben, denn wir werden ihm den Skalp nehmen, ehe wir ihn unter großen Qualen in den Tod senden. Er hat drei von uns töten können, weil er sich feig versteckte, als wir kamen. Hätte er sich offen gezeigt, so wäre nur sein Blut, aber kein einziger Tropfen von dem unsrigen geflossen.“
    „Ja, die Hunde der Comanchen hätten es gewagt, mit mir zu kämpfen, weil sie zwölf Arme gegen mich hatten, während ich allein war. Hätten sie nicht so vielgezählt, so wären sie vor mir ausgerissen wie Coyoten, welche zwar heulen, aber nicht beißen. Wenn Ihr mich nach den ewigen Jagdgründen sendet, so werde ich dort nur Apachen, aber keinen einzigen Comanchen finden, weil nur die Seelen tapferer Männer, aber keine Feiglinge hinkommen. Was ihr seid, das werde ich euch zeigen; seht her zu mir!“
    Er spuckte dreimal kräftig aus. Der Comanche sagte in demselben verächtlichen Ton wie vorher:
    „Das gilt nicht uns, sondern dir selbst. Du machst große Worte, um die Kleinheit deines Muts zu verbergen. Die Angst vor dem Tod steht dir im Gesicht geschrieben. Du weißt, daß wir dir die Haut und das Fleisch in Stücken von dem Leib schneiden werden, und deine stolze Rede soll nur das Angstgewimmer verdecken, welches du in deinem Innern hörst. Wir sind aber bereit, gnädig zu verfahren und dich schnell und ohne Qualen sterben zu

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