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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Zukunft ja auch das junge Gemüse rumkommandieren können. Was ist das denn für ein Gefühl?«
      Sie hörte die Distanziertheit aus seiner Stimme heraus und antwortete befangen: »Das weiß ich noch nicht so recht.« Er hatte ihr einen Anknüpfungspunkt geliefert, und je länger sie zögerte, darauf einzugehen, desto schwieriger würde es sein. Unvermittelt platzte sie heraus: »Ich habe meine Dienstzuteilung bekommen. Notting Hill.«
      Einen Augenblick lang erwiderte er nichts, und dann, ohne den Blick vom Garten zu wenden, sagte er leise: »Deine alten Jagdgründe. Gut. Das wird es sicher leichter machen für dich. Herzlichen Glückwunsch«, fügte er hinzu, doch sie spürte die Anstrengung, die es ihn kostete.
      »Das war alles nicht so einfach, wie ich dachte.«
      »Gemma, ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du es schaffen wirst -«
      »Nein, das habe ich nicht gemeint. Ich fühle mich so... fehl am Platz ohne dich. Es ist, als ob eine Hälfte von mir weg ist. Mir war nie bewusst...«
      Er sah sie groß an, dann sagte er leichthin: »Und ich dachte schon, du wärst gekommen, um mir die Abfuhr ä la >Lieber Duncan< persönlich zu übermitteln. Ich habe im Kurs über kriminelle Verhaltensmuster diesen Wahnsinnstyp kennen gelernt...«
      »Das glaubst du ja wohl selbst nicht!«, rief sie lachend.
      Er schob seinen nackten Fuß am Geländer entlang, bis er ihren berührte. »Du hast mir auch gefehlt.«
      Die Woge des Verlangens, die diese kleine Berührung in ihr auslöste, war so heftig, dass sie davon völlig überwältigt wurde.
      Sie schloss die Augen und rührte sich nicht, während sie sich mit Mühe davon überzeugte, dass nicht alle Nervenenden ihres Körpers plötzlich in die linke Seite ihres linken Fußes gewandert waren.
      Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass Kincaid sie beobachtete. »Gemma? Alles in Ordnung?«
      Zögernd erwiderte sie: »Wie sehr habe ich dir denn nun wirklich gefehlt?«
      Er strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Sind Sie vielleicht auf eine Demonstration aus, Inspector?«
      Ihr Herz machte einen Satz. »Sir, jawohl, Sir.« Im Haus gegenüber gingen die Lichter an, wie um den Anbruch der Nacht zu signalisieren. »Ohne Beweise können Sie vor Gericht nicht durchkommen.«
      »Na, ich denke, die sind doch leicht zu beschaffen, oder?« Er stand auf, und sie sah sein Lächeln aufblitzen, als er ihr die Hand reichte. Sie ließ ihre Finger sanft zwischen die seinen gleiten und ergab sich ohne Widerstand.
     
     

* 6
     
    Es gibt Zeiten in der Geschichte der Völker, in denen die Dinge des inneren Lebens an die Oberfläche Vordringen und Ausdruck erlangen, und aus diesen Rissen im Schleier strömt das Licht des Heiligtums hervor.
     
    Dion Fortune, aus: Glastonbury
     
    Sie lag neben ihm und lauschte auf seinen ruhigen Atem, mit diesem leisen Pfeifen beim Ausatmen, aus dem leicht ein Schnarchen werden konnte. Zu ihrer Überraschung störte sie der Gedanke wenig, obwohl sie doch so viele Jahre hindurch allein geschlafen hatte.
      Dabei war Winnie die Tatsache, dass sie mit Jack schlief, keineswegs nur angenehm, und die Ausrede, die Missetaten einer ganzen Reihe anglikanischer Geistlicher würden die ihren weit in den Schatten stellen, war keine wirkliche Rechtfertigung, wie sie sehr wohl wusste. Aber sie wusste auch, dass es einfach wunderbar war, ein Segen, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Gott an solcher Freude Anstoß nehmen würde. Gott hatte sich über andere Dinge zu sorgen als um ein bisschen außerehelichen Verkehr hier und da... und ihr ging es ebenso.
      Sie schlüpfte aus dem Bett und tastete nach Hausschuhen und Morgenrock; dann fiel ihr ein, dass sie nicht über Nacht hatte bleiben wollen und ihre Kleider deshalb in einem Haufen am Boden lagen. Sie musste sich also Jacks Morgenrock, der am Bettpfosten hing, borgen und dicke Socken überziehen.
      Inzwischen konnte sie sich schon im Dunkeln in diesem Zimmer zurechtfinden, das früher das Schlafzimmer von Jacks Eltern gewesen war. Als sie das erste Mal über Nacht da geblieben war, hatte Jack einigermaßen verlegen zugegeben, dass er immer noch das kleine Einzelbett in seinem Kinderzimmer benutzte, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, das große Himmelbett aus Mahagoni zu übernehmen, in dem seine Eltern fast fünfzig Jahre lang geschlafen hatten. Aber das Einzelbett war nicht groß genug für zwei, und so waren sie gemeinsam in das

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