Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
nach irgendeiner Spur von Faith. Er konnte jederzeit zu Faiths Eltern gehen und ihnen sagen, wo sie sich aufhielt, aber sie hatten nicht die Macht, sie zu bewegen, wieder nach Hause zu kommen. Und Faith würde wissen, dass er sie verraten hatte. Das würde mit Sicherheit seine letzte Hoffnung zunichte machen, weiterhin ihr Freund sein zu können.
      In den vergangenen Monaten war nichts so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte - nicht mit Faith und auch nicht mit Jack.
      Simon Fitzstephen schien Jacks gesamte freie Zeit in Anspruch zu nehmen - und was hatte Nick Carlisle Jack denn zu bieten, verglichen mit dem berühmten Fitzstephen? Die bittere Erkenntnis brannte in Nicks Kehle, doch er wusste, dass sein Unbehagen noch andere Ursachen hatte. Die Aufregung über die Entdeckung von Jacks Talent, das Gefühl, an einem Abenteuer teilzunehmen, an einer Mission, war nun einer nervösen Anspannung gewichen, einer unheilvollen Ahnung, die ihn beinahe körperlich krank machte.
      Er dachte darüber nach, alles hinzuschmeißen, aus Glaston-bury zu verschwinden und sich einen anständigen Job zu suchen. Einmal hatte er auch schon angefangen, seine paar Habseligkeiten in einen Rucksack zu stopfen... und einmal, an einem besonders schlechten Tag, hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt, nach Northumberland zurückzugehen und die Suppe auszulöffeln, die er sich eingebrockt hatte.
      Er nahm das Buch von Dion Fortune vom Tisch, um es ins Regal zurückzustellen, und dabei fiel sein Blick auf das Umschlagsfoto. Sie hatte die Macht des Bösen begriffen und war ihr mit innerer Stärke und gesundem Menschenverstand entgegengetreten. Wenn es doch nur jemanden wie Dion Fortune gäbe, mit dem oder der er sprechen könnte, jemanden, der seine Ahnungen bezüglich Garnet nicht augenblicklich als Unsinn abtun oder sie einer gestörten Kindheit zuschreiben würde. Vielleicht ein Geistlicher - Winnie Catesby, natürlich! Die ganze Zeit starrte die Lösung ihm ins Gesicht, aber irgendwie nahm er Winnie nie in ihrer beruflichen Eigenschaft wahr. Wie hatte er nur so blind sein können? Er würde mit Winnie sprechen; er würde ihr seinen Verdacht anvertrauen, den er kaum auszusprechen wagte. Gemeinsam könnten sie Faith zur Rede stellen und sie dazu bewegen, Garnet vor der Geburt des Kindes zu verlassen. Sie müsste ja nicht zu ihren Eltern zurückgehen - Winnie und er würden einen sicheren Platz für sie finden.
      Er schloss den Laden ab, schwang sich auf sein Motorrad und fuhr durch die Dämmerung Richtung Compton Grenville. Als er Winnies Wagen in der Einfahrt vor dem Pfarrhaus geparkt sah, hob sich seine Stimmung zusehends.
      Doch niemand reagierte auf sein Klopfen - weder an der Vorder- noch an der Hintertür zur Küche. Das Haus blieb stumm und dunkel, und ihn fröstelte plötzlich, nicht nur wegen der kalten Abendluft. Schlagartig, mit einer Heftigkeit, die ihm Übelkeit verursachte, wusste er, dass er Winnie Catesby unbedingt finden musste, und zwar bald.
     
    »Alles in Ordnung, Fi?« Bram Allen sah von den Resten seines Abendessens auf.
      »Ich habe ein bisschen Kopfweh«, antwortete sie. Er schien es einfach immer zu wissen; irgendein mysteriöser sechster Sinn sagte es ihm. »Ich denke, dass ich... vielleicht malen werde, wenn du von deiner Sitzung zurückkommst.« Sie behielt ihre Hoffnung für sich, dass es diesmal anders verlaufen könnte. Einige Tage zuvor hatte sie ihn gebeten, ein paar ihrer jüngsten Bilder in der Galerie aufzuhängen. Er hatte es getan,jedoch unter Protest, und die daraus resultierenden Spannungen zwischen ihnen waren durch die Bemerkungen, die er am Abend zuvor bei Winnie hatte fallen lassen, nicht eben geringer geworden.
      »Möchtest du, dass ich zu Hause bleibe?«, fragte er.
      »Nein, ich komme schon klar.« Sie wussten beide, dass ihre Visionen jederzeit ohne Vorwarnung über sie kommen konnten, aber schon als Kind war Fiona damit fertig geworden, indem sie zur Malkreide und später zu Farbe und Pinsel gegriffen hatte. Wenn sie das, was sie sah, aufs Papier bannte, dann verloren die Visionen ihren Schrecken für sie.
      Fiona ging langsam den Flur entlang in ihr Atelier. Bram hatte es für sie gebaut: ein gläserner Anbau hinter dem Haus mit Blick über die tiefe Talmulde von Bushy Coombe. Fiona schaltete die kleine Lampe ein, die nur die leere Leinwand und ihre Palette beleuchtete. Sie öffnete ihre Farbtuben und griff nach einem Pinsel.
      Die Stimmen lärmten jetzt in

Weitere Kostenlose Bücher