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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Galahad an seiner Verzückung zu Grunde gegangen? Und er war schließlich auf Wunder eingestellt gewesen.
      Mit einem Mal sah sie sich selbst, und in ihrem Inneren glühte ein solches Feuer, dass jede plötzliche Bewegung eine Naht zum Platzen bringen und das strahlende Licht hervorströmen lassen konnte. Darüber musste sie laut lachen, und die Bedienung - ein Mann mit Pferdeschwanz und einem runden, sommersprossigen Gesicht - sah sie an und lächelte. Er dachte wahrscheinlich, sie sei beschwipst, und wie um zu beweisen, dass er Recht hatte, hickste sie einmal. Sie erwiderte sein Lächeln, stand auf und legte das Geld für den Tee einschließlich Trinkgeld auf den Tisch.
      Jack! Sie musste Jack sagen, was sie gesehen hatte. Aber er war am Morgen im Auftrag eines Bauherrn nach Bath gefahren. Sie würde also warten müssen, und in der Zwischenzeit hatte sie seelsorgerische Besuche zu absolvieren. Und es war auch wichtiger denn je, dass sie sich mit Simon Fitzstephen traf.
     
    Simons Besuch am Abend zuvor war ebenso überraschend wie beunruhigend gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre Garnet diese Art Aufmerksamkeit willkommen gewesen, und sie hätte die Vorstellung, etwas von ihm lernen zu können, spannend, ja erregend gefunden. Doch sie fand schon früh heraus, dass Simons gesamtes Wesen intellektueller und nicht instinktiver Natur war, und wenn dabei irgendetwas wie Leidenschaft im Spiel war, dann betraf sie allein die Sorge um seinen Ruf. Wie konnte jemand, der sich so eingehend mit dem Gral befasst hatte, ungerührt bleiben von der wundersamen Kraft der Erzählungen, wie konnte er die ungeheure Wahrheit hinter den Legenden nicht erspüren?
      Und was hatte er von ihr gewollt?
      Sie schob das flache Ende der langen hölzernen Schaufel unter die Reihe frisch gebrannter Fliesen im Brennofen. Vorsichtig hob sie die Schaufel an und trat zurück, bis sie die Fliesen aus dem Ofenloch hervorgeholt hatte. Doch als sie sich umdrehte, um sie auf dem Arbeitstisch abzulegen, glitt ihr der Griff plötzlich aus der Hand, die Schaufel kippte zur Seite, und die Fliesen zerschellten klirrend auf dem Boden der Scheune.
      Entsetzt starrte Garnet auf die Trümmer. Wie konnte sie nur so ungeschickt sein? Jetzt war die Arbeit von Stunden vernichtet, und dabei war sie ohnehin schon mit diesem Auftrag im Verzug.
      Mit zitternden Händen stellte sie die Schaufel weg und ließ sich auf ihren Schemel sinken. Die Träume - es mussten die Träume sein. In den letzten Monaten hatten sie wieder angefangen, verfolgten sie mit Gesichtern, die sie längst vergessen glaubte, und marterten sie mit einem drängenden Gefühl, das sie nur unvollkommen begriff. Dazu kam ihre Sorge um Faith, um die Geburt des Babys, die rasch näher rückte, und die wachsende Furcht, dass die beiden Dinge in irgendeinem Zusammenhang stehen könnten. In der Überzeugung, dass Wissen die beste Waffe gegen Kräfte war, die auf den Geist wirkten, versuchte sie Faith beizubringen, wie sie sich verteidigen konnte, ohne ihr Angst einzujagen und ohne sie ihre eigene Unruhe spüren zu lassen. Aber in letzter Zeit kam es immer öfter vor, dass sie das Mädchen unwirsch anfuhr, obwohl sie genau wusste, dass der eigentliche Gegenstand ihres Zorns ihre eigene Unzulänglichkeit war. Sie hatte Faith verboten, auf den Hügel hinter dem Haus zu steigen, und sie und Buddy versuchten so gut es ging auf sie aufzupassen; dennoch schien Faith die Anziehungskraft des Tor von Tag zu Tag stärker zu empfinden.
      Was konnte sie denn noch tun, um dieses Kind zu beschützen, das ihr so ans Herz gewachsen war? Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, Winnie Catesby um Unterstützung zu bitten, aber nein - dieser Weg war ihr nun verschlossen. Wenn Winnie die Wahrheit über das Kind wusste, dann war ihr nicht zu trauen; wenn nicht, konnte Garnet es ihr nicht sagen.
      Das ließ ihr nur eine Möglichkeit: Sie musste versuchen, die Sünden wieder gutzumachen, die sie so lange in ihren Träumen verfolgt hatten. Vielleicht konnte sie so dem Zusammenballen von Kräften ein Ende setzen, die, wenn sie freigesetzt würden, vielleicht zu einer neuerlichen Tragödie führen würden.
      Ihre ruinierten Fliesen hatte Garnet schon vergessen, als sie ihren Umhang vom Haken nahm und sich aufmachte, einen alten Freund zu besuchen, wenn sie auch wusste, dass sie nicht willkommen sein würde.
     
    Winnie ließ das Rad vor Jacks Haus ausrollen und spähte in die Einfahrt. Sein Volvo war

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