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07

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Titel: 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer zuletzt beisst
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nicht - was mich einige Mühe kostete -, aber ich war ja auch daran gewöhnt. Für Antonias Verhältnisse war das fast schon eine herzliche Begrüßung. Es war einfach immer wieder irritierend: dieses gute Aussehen, diese unglaubliche Figur, der perfekte Mund . . und dann die Worte, die aus diesem Mund kamen. Als hätte Gott ein Model für Bademoden und einen Lkw-Fahrer verschmolzen.
    „Ach, nun hör schon auf", sagte die Tochter des Teufels (jawohl, Sie haben richtig gelesen!) mit sanftem Vorwurf. „Die Auffahrt ist gar nicht in so schlechtem Zustand und ich bin sicher,
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    dass Sinclair und Betsy an wichtigere Dinge zu denken haben." Laura Goodman (lachen Sie nicht) sah aus wie, so hatte Antonia es einmal ausgedrückt, der „feuchte Traum eines schmutzigen alten Mannes", mit ihrem langen karamellfarbenen Haar, ihren großen blauen Augen und den langen, kräftigen Gliedern. Ihre Nase war wunderbar schmal, ihr Mund breit und üppig.
    Und sie hatte niemals auch nur einen Pickel.
    Wie ich bereits erwähnte, rebellierte Laura auf ungewöhnliche Art und Weise gegen ihre Mutter. Wenn die eigene Mutter der Teufel war - nicht irgendeiner, sondern der Teufel -, blieb einem Jugendlichen nicht mehr viel, um aufzubegehren. Wie wollte man auch das personifizierte Böse schocken?
    Man geht zur Kirche. Man unterrichtet in der Sonntagsschule. Man arbeitet ehrenamtlich in der Suppenküche. Man ist nett zu Kindern und kleinen Tieren. Man flucht niemals. Man betet.
    So macht man das.
    „Was macht ihr hier?"
    „Ha!", brüllte Antonia. „Ich wusste, du würdest dich dumm stellen. Du kannst gar nicht anders, als dich dumm zu stellen, was, Betsy? Mein Freund hat mich angerufen, war so durcheinander, dass er nur unverständliches Zeug gequatscht hat. Irgendetwas von .schlechtem Verhalten und .niederträchtigem Verrat' und dass es für ihn keine .Vergebung' geben könne und so 'n Scheiß.
    Bis es mir zu öde wurde und ich nicht mehr zugehört habe."
    „Und trotzdem", sagte Sinclair trocken, „bist du jetzt hier."
    „Scheiße, ja. Anscheinend geht hier ja alles vor die Hunde. Ihr Dumpfbacken braucht mich."
    „Mich braucht ihr nicht unbedingt", sagte Laura, fast entschuldigend, „aber ich habe mir Sorgen gemacht, als du unseren Lunch abgesagt hast." Aus dem Munde jedes anderen hätte es sich vorwurfsvoll angehört. Laura war zu mitfühlend dazu, obwohl ich nicht nur eine Verabredung zum Mittagessen abgesagt
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    hatte, sondern zwei. „Bitte entschuldigt, dass ich einfach so ohne Vorwarnung vorbeikomme, aber ich war beunruhigt."
    Mein Wahnsinn hatte Methode und ich war nicht gerade glücklich, dass meine Schwester gekommen war. Ich wollte sie nicht in der Nähe der Biester wissen, vor allem, wenn wir nicht sicher waren, wann sie wieder zuschlagen würden. Ein Grund, warum Garret sich so schnell erholt hatte, war, dass er eine Mischung aus meinem .. und ihrem Blut getrunken hatte.
    Am liebsten hätte ich es gehabt, wenn sie den Staat verlassen hätte, bis alles geklärt war. Ich war nur zu schissig, ihr das zu sagen.
    „Hier geht alles ein bisschen drunter und drüber", brachte ich heraus.
    „Ein bisschen? Drunter und drüber?" Antonia grinste höhnisch. „Kann es sein, dass du die Sache ein bisschen verharmlost?"
    „Du meine Güte", sagte Tina sanft, „was ist mit deinem Arm passiert?"
    „Oh. Das." Vergnügt krempelte Antonia ihren Ärmel hoch und präsentierte uns allen eine böse aussehende Wunde, eine schwarz-rote Prellung, von ihrem Handgelenk bis über ihren Ellbogen. „Bin von einer Klippe gesprungen und habe die Höhe unterschätzt."
    „Antonia, du musst besser auf dich aufpassen", schimpfte ich. „Du bist noch nicht daran gewöhnt, dich in einen Wolf zu wandeln, und außerdem war gestern Nacht gar kein Vollmond .. weshalb springst du dann von irgendwelchen Felsen?"
    „Es war der schnellste Weg. Aber morgen ist Vollmond und dann haben wir Spaß, Spaß, Spaß." Sie war eindeutig gut gelaunt, was man ihr nicht verdenken konnte.
    „Eines Tages wirst du dir den Hals brechen."
    Das stimmte, auch wenn Antonia weiter böse Blicke um sich 74
    warf. Als sie das erste Mal zu uns gekommen war, war Antonia ein ganz besonderer Werwolf gewesen. Sie war in ein Rudel hineingeboren worden, ihr Vater und ihre Mutter waren Werwölfe gewesen, aber sie hatte die Wandlung nie vollzogen. Während des Vollmondes wurde sie kein Wolf.

    Stattdessen konnte sie in die Zukunft sehen. Ihre Visionen waren nicht immer klar und deutlich und

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