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meine Richtung. ,,'tschuldigung", sagte ich.
„Mir fiel nur gerade ein, dass diese Woche die Wiederholungen meiner Lieblingsserie ausgestrahlt werden."
Stephanie sah noch verwirrter aus als zuvor, aber das war nicht schlimm. Da weder Sinclair noch Tina Platz genommen hatten, tat ich es - genau vis-ä-vis unseres Gastes. „Du bist allein gekommen", sagte ich. „Das ist jetzt geklärt.
Tut mir leid, dass Tina so über dich hergefallen ist. Sie hat sich wohl an den Bürgerkrieg erinnert." Sinclairs Schnauben beachtete ich nicht. „Also, was hast du für Sorgen?"
„Und warum sollten wir glauben, dass du die Wahrheit sagst?"
Ich warf Sinclair einen tadelnden Blick zu - das klang für meinen Geschmack zu sehr nach Nick.
„Ich sage nicht... ich kann nicht beweisen, dass ich die Wahrheit sage", meinte sie und klang ein bisschen entmutigt. „Natürlich könnten die anderen eine Meile entfernt warten und dies ist nur der Schritt eines ausgefeilten ... keine Ahnung ... Schlachtplans? Aber so ist es nicht. Wir sind ... wir nicht so gut organisiert."
„Ihr habt aber recht organisiert gewirkt, als ihr über unsere Freunde hergefallen seid", sagte ich milde. „Sie mussten ins Krankenhaus." Das war nur unwesentlich übertrieben - nachdem Nicks Nasenbluten aufgehört hatte, war er wieder fit gewesen. Daran, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dass ihn fremde Vampire niederschlagen und uns überfallen könnten, sah man, wie sehr er uns Vampire verachtete. Erst nachdem ich ihm alles über die Biester erzählt hatte, wurde ihm klar, was 68
wirklich passiert war - und was das für Jessica bedeutete. „Wir waren recht enttäuscht darüber."
„Nun. Die anderen ... sie sind sehr wütend auf Euch."
„Aber du nicht", sagte Sinclair soooo trügerisch sanft.
„Doch. Ich meine, das war ich. Wie habt Ihr nur ... Ich weiß auch nicht." Sie hatte eine merkwürdige Art zu sprechen, nicht langsam, aber genau.
Vielleicht lag es an ihrem Akzent. Aber beinahe schien es, als suche sie nach jedem Wort und fände es auch fast immer in den brachliegenden Winkeln ihres Gedächtnisses. Ich rief mir in Erinnerung, dass sie noch letzte Woche total durchgeknallt gewesen war. Dass sie keine Ahnung gehabt hatte, wer sie war, wo sie war und was sie war.
„Seid ihr alle zugleich .aufgewacht', oder wie war das?"
Stephanie sah aus, als wäre ihr die Frage unangenehm. Offenbar wollte sie nicht darüber sprechen. Schade.
„Jedes Mal, wenn Garrett kam, fühlten wir uns, wie soll ich sagen, besser. Wir fühlten mehr. Und dann, vor einigen Tagen, war es, als ... als hätte ich lange geschlafen und mich erinnert, dass ich Stephanie bin. Ich weiß . ." Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wer mich tötete. Und ich könnte Euch nicht sagen, wo ich aufgewachsen bin, oder den Namen meines ersten Freundes, noch nicht einmal, wo ich zur Schule gegangen bin. Aber an manches erinnere ich mich doch: meinen ersten Job nach der Schule und den Namen des Mannes, den ich fast geheiratet hätte, aber ... vor allem erinnere ich mich an das Blut. Dass ich all dieses tote Blut getrunken habe ... jahrelang
. ." Sie räusperte sich und kaute mit den Kiefern, als wolle sie ausspucken, wagte es aber nicht.
Ich blickte Sinclair und Tina an und beschloss, als Erste etwas zu sagen. „Aber wir konnten nichts anderes tun, Stephanie."
„Nachdem der Vorschlag, euch zu töten, erst einmal Vom Tisch war", sagte Sinclair freundlich.
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„Ich wollte euch nicht töten, aber ich konnte euch auch nicht freilassen."
„Warum nicht?"
Oje. Wie konnte ich es ihr nur erklären? „Stephanie, du hast keine Ahnung, wie furchterregend ihr gewesen seid." War furchterregend das richtige Wort?
Wahrscheinlich war es nicht klug gewesen, ihr das zu sagen. Zu spät. „Die wenige Male, als ihr draußen wart, habt ihr die Leute in Stücke gerissen. Wir hätten euch auf keinen Fall lebendiges Blut geben können. Ihr hättet den Spender jedes Mal umgebracht."
„Oh. Ja, das verstehe ich jetzt." Sehr überzeugt klang das nicht. „Ich sollte gehen."
„Du glaubst mir nicht."
Ihr Blick verriet ihre wahren Gefühle: Sie fühlte sich in der Falle. Ich hatte ihre Lüge durchschaut und nun war sie sich sicher, dass sie furchtbaren Ärger bekommen würde.
„Stephanie, ich sage nicht, dass ich dich und die anderen genauso behandelt habe, wie ihr es verdient. Ich glaube, ich hatte die richtige Idee, als ich Garrett mein Blut habe trinken lassen, obwohl es gefährlich
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