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„Und zu dumm. Und hetz nicht Tina auf andere, als wäre sie ein Pitbull!"
„Aber das bin ich", antwortete sie genau in dem Moment, in dem auch Sinclair sagte: „Aber das ist sie."
„Töte sie, mein Gott! Habt ihr noch nie etwas von der weißen Fahne gehört?
Diese Biester entwickeln sich. Vielleicht entwickeln sie andere Gefühle als Hass und Angst. Vielleicht werden sie . . wie Garrett. Wie wir. Warum ist das so schwer für euch zu verstehen?"
Sie waren zusammengezuckt, als ich gegen das Gebot verstoßen hatte, aber jetzt warfen sie mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
„Du wirst es noch bereuen, sie gehen gelassen zu haben", sagte mein blutrünstiger Psychogatte.
Tina schüttelte den Kopf. „Ihr hättet mich sie töten lassen sol en, Majestät.
Und wenn es nur für die Unverfrorenheit gewesen wäre, mit der sie hier aufgetaucht ist, mit der sie eine Entschuldigung gefordert hat, und das ohne Gegenleistung! Sie hätte wenigstens anbieten können, einen Versuch zu unternehmen, die anderen aufzuhalten."
„Sie wird sich daran erinnern, dass ich nett zu ihr gewesen bin."
„Mitleid", dozierte Sinclair, „ist eine stumpfe Waffe."
Ich starrte ihn an. Manchmal - oft - meinte ich ihn nicht zu kennen. Kein bisschen. „Es ist die einzige Waffe, die ich im Moment einsetze."
„Ihr müsst überhaupt keine Waffe einsetzen", stellte Tina fest. „Ich würde es für Euch übernehmen, mich um diese Probleme zu kümmern."
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Ich glaube, das brachte das Fass zum Überlaufen. Tina, die sich zu einem bloßen Werkzeug herabwürdigte, obwohl ich doch wusste, dass sie so viel mehr wert war, das war zu viel für mich. Oder vielleicht war ich auch nur wütend auf meinen arroganten Ehemann.
„Das einzige Problem, das ich habe", zischte ich, „sind ein paar Untertanen, die glauben, dass ich nicht fähig bin, eine Königin zu sein. Möglicherweise würden sie ja etwas lernen, wenn sie sich hinsetzen und einfach einmal die Klappe halten und ihr zuhören würden."
Herrje, hatte ich tatsächlich gerade von mir in der dritten Person gesprochen?
Noch beunruhigender war es, dass Tina aussah, als sei sie unglaublich verlegen, und sich schnell setzte. Auch Sinclair ließ sich auf einen Stuhl sinken, langsamer jedoch und mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck -
einer Mischung aus Empörung und Stolz.
Nun denn. Was jetzt?
„Also." Ich begann auf und ab zu gehen. „Mal sehen . . Wo halten sich die Biester tagsüber auf?"
„Mich würde mehr interessieren, wo und wie sie sich nähren", sagte Sinclair.
„Ich würde Detective Berry nach verdächtigen Todesfällen fragen, aber im Moment wird er uns nicht wohlgesinnt sein. Er hängt einzig und allein an Jessica. Vielleicht kann uns eine andere Quelle weiterhelfen."
„Er würde ohne zu zögern nach Vampirangriffen suchen, egal, wie er zu dir, mir oder Tina steht."
Gerade wollte ich ihnen erklären, was ich damit sagen wollte, als die Haustür aufgestoßen wurde und eine wohlbekannte Stimme ertönte. „Was zum Teufel ist hier los? Da lasse ich diesen Misthaufen mal drei Tage lang allein und wenn ich wiederkomme, laufen die verdammten Biester frei herum, mein Freund steht neben sich und die stinkendste Schlampe, die ich je ge 72
sehen habe, hätte mich fast in der Einfahrt über den Haufen gerannt! Dazu ist mir noch der Teufel, der aussieht wie die blöde Miss Februar, ins verdammte Auto gefahren. Scheiße, was ist hier los?"
Antonia, der Werwolf, war zurück.
„Oje, Antonia, du solltest auf deine Wortwahl achten."
Und die Tochter des Teufels ebenfalls.
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Zwei unglaublich schöne Frauen eilten in den Raum. Ich seufzte. Inmitten meiner außergewöhnlich hübschen Mitbewohnerinnen fühlte ich mich oft wie die unansehnliche Richterin bei einem Schönheitswettbewerb.
Antonia Wolfton, aktueller Werwolf und frühere Hellseherin, war eine schlanke, große Brünette (fast so groß wie ich) mit umwerfenden dunklen Augen und der blassesten, weichsten Haut, die ich je bei einem lebenden Menschen gesehen habe - wie ein Milchmädchen, aber eines mit einem sehr lockeren Mundwerk.
Das Haar fiel ihr in dichten Wellen den Rücken hinunter und ihre Lippen glänzten wie eine frische Rosenknospe. Wenn sie das Haar mit einem roten Band zurücknahm, so wie jetzt, sah sie aus wie Schneewittchen.
„Ich dachte, du wolltest die beschissene Auffahrt machen lassen", motzte sie.
„Und was hast du mit meinem Liebhaber gemacht, während ich weg war, blöde Schlampe?"
Ich lachte
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