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überhaupt, seitdem du mich angerufen hast, schon einmal aus dem Keller herausgekommen?"
„Nein", sagte Garrett.
„Und du lebst unter ihrem Dach! Rufst mich an, damit ich dich rette, von ihrem Telefon aus! Du hast diese Sache verbockt, Garrett, und auch wenn ich dich liebe, du wirst sie wieder in Ordnung bringen oder ich reiße dich in Stücke."
„Es ist nicht seine Schuld." Auch wenn sie Dinge aussprach, die ich insgeheim schon gedacht hatte, als ich den Ausdruck im Gesicht des armen Garrett gesehen hatte, hätte ich am liebsten geweint. Er schüttelte sich das lange Haar aus dem Gesicht und war zu beschämt, irgendeinen von uns anzuschauen.
„Er konnte nicht wissen, was passieren würde. Er spricht ja erst seit zwei Monaten unsere Sprache!"
„Es ist meine Schuld", sagte er dumpf und sah zu Boden.
Für einen Moment wurde Antonias Ton sanfter. „Ich weiß, dass wir aus verschiedenen Welten kommen. Und dann der Altersunterschied . . Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass wir verschieden sind. Wir sind noch nicht einmal dieselbe Art und natürlich
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sind wir mit unterschiedlichen Werten aufgewachsen. Aber ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der seine Freunde in Gefahr bringt und dann davonläuft."
„Für die Biester bin ich verantwortlich und niemand sonst." Beinahe wäre ich zwischen Antonia und Garrett getreten. „Und damit Ende der Diskussion, okay? Die Biester sind mein Problem. Wie sie dazu geworden sind, ist irrelevant. Hat das jeder verstanden?"
Dieser Anordnung würde, das wusste ich, Antonia sich unterwerfen müssen.
Sie war ein Wesen, das in Hierarchien lebte und für das ein Rudelführer die oberste Autorität darstellte. Solange sie unter meinem Dach lebte, war ich ihr Rudelführer auf Zeit. Sie konnte mich ärgern, frech sein und meine Klamotten ausleihen, ohne zu fragen, so viel sie wollte, aber es war sehr, sehr schwer für sie, mir nicht zu gehorchen.
Auch wenn es sich merkwürdig anhörte, ich wusste, ich konnte mehr auf Antonias Gehorsam und Unterstützung vertrauen als bei jedem anderen im Raum. Selbstverständlich hatte ich keine Macht über die Tochter des Teufels, wenn man einmal von ihrem Wunsch absah, ihrer Schwester gefallen zu wollen.
Tina gehorchte mir in unwichtigen Angelegenheiten (wenn du schon mal stehst, könntest du mir ein Glas Orangensaft bringen? Könntest du Detective Berry zur Tür bringen? Könntest du Sinclair mit dem Faxgerät auf den Kopf hauen?), aber in einem Punkt wie diesem gehörte ihre Loyalität eindeutig Sinclair.
Und über Sinclair hatte ich überhaupt keine Macht.
„Wenn du die Verantwortung übernimmst, bin ich wohl raus", sagte Antonia achselzuckend. „Aber gib Laut, wenn sich das nächste Mal einer von denen blicken lässt. Könnte amüsant werden. Was dich betrifft. ." Sie zeigte mit dem Finger auf Garrett und er folgte ihr, mit hängenden Schultern, zur Kellertür.
„Ich hoffe, sie ist nicht zu streng mit ihm", sorgte sich Laura.
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„Ha", sagte ich säuerlich. Ich konnte bereits jetzt ein Scheppern hören. „Sie wird streng mit ihm sein. Aber dann werden sie sich küssen und sich versöhnen."
„Glaubst du?"
„Wer würde es denn sonst mit einem von beiden aushalten?" „Das stimmt", gab meine Schwester zu und wir beide lachten.
Ich fragte nach Baby Jon, auf den Laura aufgepasst hatte, bevor sie ihn bei meiner Mutter abgegeben hatte.
„Sie wird überwältigt sein", sagte sie diplomatisch, als ich ankündigte, dass er vielleicht länger als einen Tag bei ihr bleiben müsste.
„Laura, ich weiß, sie dachte, die Zeit des Windelnwechselns sei vorbei.. "
„Und vergiss nicht, dass Baby Jon sie immer wieder an die Untreue ihres Exmannes erinnert."
„.. und das respektiere ich auch. Aber sie liebt Baby Jon und sie wird nicht wollen, dass ihm etwas zustößt. Wenn wir ihr die Lage erklären und ihr sagen würden, dass er entweder hierbleiben kann, um vielleicht von den Biestern angeknabbert zu werden, oder ein Bäuerchen auf ihre Gewehrkugelsammlung aus dem Bürgerkrieg machen kann, dann weißt du, wofür sie sich entscheiden würde. Aber bitte sag ihr nicht, warum Baby Jon bei ihr bleiben muss. Sie würde sich Sorgen machen."
„Mir fällt schon etwas ein", versprach Laura sofort. Sie war so wunderbar unkompliziert. Wenn sie nicht gerade einen ihrer mörderischen Wutanfälle hatte. „Es wäre ja auch keine so große Sache, aber ich glaube, deine Mutter hat der Tod deines Vaters hart getroffen. Härter als . . ich
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