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war. Und ich glaube, Garrett hat richtig gehandelt, als er euch sein Blut gegeben hat. Ich bin froh . ."
„Froh?!"
„Ja, Tina, ich bin froh, dass er es getan hat. Und ich hoffe, Stephanie, du und die anderen, ihr seid in der Lage, mir zu vergeben und zu erkennen, dass ich es war, die euer Erwachen bewirkt hat. Nur nicht früh oder gut genug. Ich kann es besser machen, wenn ihr mir die Chance dazu gebt."
Stumm warnte ich Sinclair, ein Wort zu sagen. Stephanie versuchte sichtlich zu verdauen, was ich ihr gerade gesagt hatte. Vielleicht suchte sie auch nach der Bedeutung einiger Worte. Oder in ihrem Kopf spulten sich die Bilder einer Quizshow aus den siebziger Jahren ab („Etwas, das man tötet. Etwas, das man 123
verstümmelt. Etwas, das man gerne anstatt Blut trinken würde! Glückwunsch, Sie haben den Jackpot gewonnen!").
„Danke, Majestät", sagte sie endlich. „Ich muss gehen. Die anderen werden sich fragen, wo ich bin. Sie würden mich töten, wenn sie wüssten, wo ich bin."
„Warum bist du dann hier?", fragte Tina.
„Um mehr zu erfahren. Um herauszufinden, ob das, was die anderen sagen, wahr ist."
„Was sagen denn die anderen?"
„Dass wir die Wölfe der Königin sind, allein für ihre Kriege gezüchtet wurden und ein Vorgeschmack auf das sind, was aus der Welt unter ihrer Herrschaft werden wird."
Einen Moment lang herrschte Stille. Der Gedanke war so schrecklich, so lächerlich . . Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
„Vielleicht könntest du deine Gefährten über den wahren Charakter der Königin aufklären", schlug Sinclair vor.
„Nun, ich könnte es versuchen, aber es würde nichts nützen." Stephanie zuckte mit den Achseln. „Und ich müsste auch vorsichtig sein, denn sonst töten sie vielleicht mich."
Vergeblich versuchte ich, sie nicht anzustarren. Ich hatte mich so sehr bemüht, mich zu entschuldigen und ihren Standpunkt zu verstehen, dass mir entgangen war, wie ängstlich sie immer noch war . . und was für eine unzuverlässige Verbündete.
„Du bist länger geblieben, als du willkommen warst", sagte Sinclair, wie ich fand, ein wenig unfreundlich, aber ich wusste nicht, was ich hätte sagen können, um es weniger harsch klingen zu lassen.
„Na gut, aber .. " Sie leckte sich die Lippen. „Ich fürchte, wir kommen bald zurück."
„Nicht, wenn du deiner Königin gehorchst", stellte Tina fest. „Ich kann die anderen nicht aufhalten."
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„Wenn du sie nicht aufhalten kannst", sagte Sinclair, „dann kannst du uns nicht helfen. Und wenn du uns nicht helfen kannst, können wir dich nicht zurückgehen lassen."
Ich starrte Sinclair an und versuchte zu verstehen, was er uns mit seiner Logik sagen wollte. Nichts Gutes, das verstand ich.
„Wir können dir nicht erlauben hierzubleiben, genauso wenig, wie wir es zulassen können, dass du zurückgehst. Es wird uns zu viel Anstrengung kosten, dich zu beaufsichtigen, ganz zu schweigen von den möglichen Verlusten, falls du entkommst. Daher kann es nur eine Lösung geben. Tina", schloss er ruhig, „töte sie."
13°
32
„Nein, nein, nein, nein, nein" Gerade noch rechtzeitig sprang ich auf die Beine und stellte mich vor die sich duckende Stephanie, die sich so fest gegen die Couch drückte, dass sie fast darin verschwand.
Tina prallte so heftig gegen mich, dass ich ins Stolpern geriet -genau in dem Moment, als Sinclair „töte" gesagt hatte, war sie losgestürzt. Als wäre sie die ganze Zeit über auf dem Sprung gewesen. Als hätte sie sich bereitgehalten.
„Böse Tina! Platz!"
„Elizabeth, tu das . ."
„Lasst sie nicht näher kommen", quiekte Stephanie und krabbelte von der Couch.
Es gelang mir, Tina bei den Schultern zu packen und sie in Armeslänge von mir fernzuhalten. Wenigstens versuchte sie nicht, mich zu treten. „Leute, Leute! Wir töten sie nicht, sie kam mit friedlichen Absichten und genauso wird sie auch wieder gehen."
„Den Teufel wird sie tun", knirschte Tina. „Hör nicht auf sie! Du kannst gehen. Auf Wiedersehen, Stephanie. Was dir passiert ist, tut mir leid."
„Entschuldigt", knurrte Tina, „Euch. Nicht. Bei diesem Ding-Stephanie war bereits halb aus der Tür. „DankedasslhrmichempfangenhabtaufWiedersehen."
Ich ließ Tina los, und wir alle lauschten den sich schnel entfernenden Schritten.
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„Weich", lautete das Urteil meines Gatten. „Zu weich. Selbst jetzt noch.
Hmmm."
„Und du bist zu hart", fuhr ich ihn an. Wenn er sich zum Richter aufspielte, konnte ich das auch!
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