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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Dolch. Die Spitze wies nach unten. Einen wilden Kampfschrei ausstoßend, stach der Vernichter zu, und das Untier streckte sich, als wäre es vom Blitz getroffen worden.
    Ich entspannte mich. Bis zu diesem Augenblick war ich bereit gewesen, einzugreifen, falls Cinto Hilfe gebraucht hätte. Aber es war nicht nötig gewesen.
    Der Vernichter war mit diesem starken Gegner souverän fertiggeworden. Freudestrahlend sprang er von dem getöteten Feind. Er hielt die goldene Waffe hoch.
    Vielleicht würde er auf Coor schon bald nicht mehr der Vernichter heißen, sondern der Ritter mit dem goldenen Dolch. Eine Waffe wie diese konnte er auf dieser Welt, in der so viele Gefahren lauerten, gut gebrauchen. Der magische Dolch würde ihm in Zukunft das Überleben leichter machen.
    Wieder war ein Teilsieg errungen, jedoch nicht mehr.
    Mußten wir unsere Hoffnung, Bilcos Herz zu finden, begraben?
    Niedergeschlagen verließ Parthos mit uns die Höhle.
    Da wurden wir von Yamma angegriffen…
    ***
    »Bleib hier«, sagte Cruv zu seiner Freundin.
    »Ich kann nicht«, erwiderte Tuvvana. »Ich muß nach Jubilee sehen.«
    »Sie will ihre Ruhe haben.«
    »Vielleicht braucht sie irgend etwas.«
    »Dann wird sie dich rufen.«
    »Und wenn sie nicht mehr rufen kann, weil sie zu schwach ist?« Tuvvana erhob sich. Auf Zehenspitzen näherte sie sich dem jungen Mädchen.
    Jubilee lag auf dem Boden. Tuvvana glaubte, sie würde schlafen, doch als sie näherkam, bemerkte sie, daß Jubilee die fieberglänzenden Augen weit offen hatte.
    Der weibliche Gnom sank vor Jubilee auf die Knie. Das hübsche Gesicht des Mädchens hatte sich verändert. Tuvvana erkannte an manchen Stellen Schwellungen.
    Die Lippen des Mädchens waren rissig und dick, und ein heftiger Schüttelfrost peinigte sie in diesem Moment.
    »Arme Jubilee«, flüsterte Tuvvana.
    Sie wollte das Mädchen sanft streicheln, doch Jubilee zuckte zurück.
    »Nicht berühren…! Bitte…!« sagte Jubilee heiser.
    Tuvvana ließ die Hand sinken. »Hast du Schmerzen?«
    »Nein.«
    »Dein Gesicht ist geschwollen…«
    »Das ist die Krankheit«, flüsterte Jubilee.
    »Wenn ich bloß wüßte, woran du leidest.«
    »Du kannst mir nicht helfen«, sagte Jubilee trocken. »Niemand kann mir mehr helfen. Die Krankheit ist tödlich.«
    Tuvvana riß ihre großen dunklen Augen auf. »Sag nicht so etwas Schreckliches…«.
    »Es… tut mir leid, daß ich vorhin so heftig war.«
    Tuvvana schüttelte den Kopf. »Das macht doch nichts. Du bist krank…«
    Jubilee zitterte, als wäre ihr furchtbar kalt. Sie zog die Luft durch die Nase geräuschvoll ein. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Tuvvana?«
    »Jeden.«
    »Wenn Tony Ballard zurückkommt… Sag ihm, daß ich ihn sehr gern gehabt habe.«
    »Du…«, krächzte Tuvvana, »du wirst es ihm selbst sagen. Unsere Freunde werden noch eine Weile wegbleiben. Du hast genug Zeit, langsam wieder gesund zu werden.«
    Jubilee drehte den Kopf zur Seite. »Ich werde nicht mehr gesund. Sag Tony Ballard, daß ich sehr gern mit ihm auf die Erde zurückgekehrt wäre.«
    »Das wirst du, und Tony und seine Freunde werden dir helfen, deine Eltern wiederzufinden.«
    Jubilee seufzte schwer. »Das wäre sehr schön gewesen, aber…«
    »Scht«, machte Tuvvana. »Sprich nicht weiter. Nicht einmal denken darfst du, daß du mit dieser Krankheit nicht fertigwirst. Du bist noch sehr jung, und du wirst bald wieder gesund sein.«
    »Nein, Tuvvana…« Wieder entrang sich ihrer Brust ein tiefer Seufzer. »Meine Träume werden sich nicht erfüllen. Wie hatte ich nur glauben können, zum erstenmal im Leben Glück zu haben? Ich hatte noch nie Glück.«
    »Jubilee, hör auf, so zu reden. Das schmerzt mich bis tief ins Herz hinein.«
    »Auch ich bin sehr unglücklich, euch nach so kurzer Zeit schon wieder verlassen zu müssen, aber es läßt sich nicht aufhalten. Ihr wart alle schrecklich nett zu mir. Ich hatte noch nie so gute Freunde.«
    »Woran glaubst du denn, daß du leidest? Hast du eine Ahnung?«
    Jubilee nickte kaum merklich. »Wir waren im Land der hohlen Hügel. Ein Doppelgänger von Tony Ballard lockte uns in eine Falle. [2] Er führte uns in den Hügel der Aussätzigen. Cosmar sagte, man würde sich mit dieser unheilbaren Krankheit anstecken, wenn man mit den Aussätzigen in Berührung käme. Ich muß Kontakt mit einem Kranken gehabt haben, ohne daß es mir in der Hektik des Kampfes auffiel. Und nun ging der Keim in mir auf.«
    Tuvvana war erschüttert. Sie wußte nicht mehr, was sie sagen

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