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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schätze mit unverhohlenem Stolz.
    Die Einrichtung war jedoch in mancher Beziehung disharmonisch. Die billige Vergrößerung einer Fotografie, die im Wohnzimmer hing, paßte zum Beispiel durchaus nicht zu den ausgesucht schönen Möbeln.
    »Das ist mein verstorbener Mann«, erklärte sie. »Er kam bei einem Eisenbahnunglück ums Leben, aber er hat durch eine Versicherung für mich gesorgt. Sehen Sie, dies ist meine Tochter.«
    Sie nahm die große Brosche ab, klappte den Deckel auf und wies auf das Bild eines hübschen Mädchens von ungefähr sechzehn Jahren. »Sie haben sicher auch schon von ihr gehört, sie ist der bekannte Filmstar Stella Maris. Und sie ist Engländerin«, fuhr sie triumphierend fort, »obwohl sie alle Leute für eine geborene Amerikanerin halten. Wenn es bekannt würde, daß sie eigentlich Betty Ross heißt, würde sie sofort an Beliebtheit verlieren. Ich habe einen Zeitungsartikel hier, in dem sie behauptet, daß sie niemals in England war. Aber heimlich kommt sie jedes Jahr auf einen Monat zu mir. Sie glauben gar nicht, wie sehr meine Tochter mich liebt. Dieses Haus hat sie mir auch gekauft. Ich habe meine eigene Dienerschaft, einen Chauffeur, einen Gärtner, ein Auto und alles, was ich mir nur wünschen kann. Meine Tochter sagt, daß für mich nichts zu gut ist.«
    Mr. Marksen hörte der alten Dame interessiert zu. Sie sprach den schönsten Londoner Cockney-Dialekt und paßte ihrer Erscheinung nach wenig in diese vornehme Villa.
    Chefinspektor Bliss kannte Luise Makala, die er nur als >Lou< bezeichnete. Zweimal schon hatte er länger mit ihr gesprochen und ihr ins Gewissen geredet, aber Luise ließ sich nicht leicht imponieren und noch viel weniger einschüchtern. Sie fürchtete sich nicht im geringsten vor ihm; er langweilte sie höchstens.
    Lou besaß eine schöne Wohnung in der Grosvenor Street, hatte einen Hausmeister, mehrere Diener und zwei Chauffeure. Außerdem besaß sie eine Villa auf dem Land, eine Wohnung in Paris und ein Landhaus in Leicestershire. Bliss und die meisten Männer, die sie kannten, hielten sie für die schönste Frau, der sie je begegnet waren. Aber diese schöne Frau war eine Verbrecherin, ein Vampir, und hatte schon viele Männer unglücklich gemacht und ausgesogen. Ihre Schönheit und ihre glänzende Erscheinung lockten genügend Opfer an.
    »Wer ist die Dame?« fragte Sir George Gestein den Portier im Felles-Hotel.
    Er hörte, daß es eine Miss Blenhardt sei, die Tochter eines reichen Australiers, und daß sie die teuersten Zimmer im Hause bewohne.
    Sir George folgte ihr und hob den Handschuh, das Taschentuch oder irgendeinen anderen Gegenstand auf, den sie fallen ließ, aber vierundzwanzig Stunden später endete das Abenteuer sehr abrupt .
    »Entweder geben Sie mir sofort einen Scheck über fünftausend Pfund, oder ich rufe um Hilfe und schicke nach der Polizei!«
    Sir George hatte nicht mehr getan als sie geküßt, aber er hatte die schreckliche Unvorsichtigkeit begangen, sie zu sich ins Margravine-Hotel einzuladen.
    Er starrte sie entgeistert an. Ihr Kleid war zerrissen und ihr Haar zerwühlt, aber sie hatte sich selbst derartig zugerichtet. Er tobte und wütete, und sie drängte auf eine schnelle Entscheidung. Ihre Zofe erschien auf der Bildfläche, und er stellte tatsächlich den geforderten Scheck aus, den Lou sofort durch ihr Mädchen einkassieren ließ. Sir George drohte, gleich zu Scotland Yard zu gehen, aber solche Drohungen hatte sie schon zu oft gehört, um sich noch darüber aufzuregen.
    Sie hatte ihre Absicht erreicht, denn kurz darauf waren die fünftausend Pfund in ihrem Besitz.
    Als sie Bliss zum erstenmal begegnete – er hatte sie aufgesucht – und erfuhr, welche Stellung er bekleidete, erschrak sie nicht wenig, aber sie faßte sich bald wieder.
    »Kennen Sie Sir Roland Perfenn?« fragte er sie streng.
    Sie lachte, denn Sir Roland war Geheimer Staatsrat und ein eifriger Kirchenbesucher. Er wäre der letzte gewesen, der sie wegen einer Erpressung hätte anzeigen können.
    »Behauptet er das etwa?« erwiderte sie kühl.
    Bliss mußte diese Frage verneinen.
    »Es ist mir allerdings zu Ohren gekommen…«, begann er und erzählte ihr dann das Abenteuer des galanten und liebenswürdigen Sir Roland.
    »Bringen Sie ihn doch hierher, mein guter Mr. Bliss. Das ist furchtbar einfach – Sie können ihn sofort anrufen – seine Nummer steht ja im Telefonbuch.«
    Er war nicht in der Lage, ihrer Anregung zu folgen, aber er sprach väterlich auf sie

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