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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Einladung zum Tee annahm… Sie verstehen doch, was ich sagen will?«
    Glücklicherweise kannte Mr. Marksen die Zusammenhänge, denn aus der verworrenen Erzählung, die er zu hören bekam, hätte er sich unter gewöhnlichen Umständen kein Bild von dem Vorgefallenen machen können.
    »Zehntausend Pfund – das ist allerdings eine hübsche Summe! Und das schlimmste ist, daß Ihnen das Geld nicht einmal gehörte. Nun, ich will auf jeden Fall versuchen, es für Sie zurückzubekommen.« Bayford sah ihn erstaunt an.
    »Aber wie wollen Sie denn das machen?«
    »Ich werde es von ihr verlangen. Heute abend noch sollen Sie einen Scheck bekommen. Und verlassen Sie sich darauf, daß er auch eingelöst wird.«
    Lou verließ selten ihre Wohnung in der Grosvenor Street nach dem Abendessen, da sie kaum jemals Theater und mondäne Luxuslokale besuchte. Sie speiste stets zu Haus, meistens allein, manchmal allerdings auch mit einem ihrer Opfer.
    Auch an diesem Abend blieb sie zu Haus, schrieb in ihrem hübschen Arbeitszimmer Schecks für Lieferanten aus und stellte Berechnungen an. Ihr Leben war sehr kostspielig und verschlang ungeheure Summen. Aber sie mußte ihren Haushalt in diesem Stil führen, um die reichen jungen Leute in Sicherheit zu wiegen.
    Im Grunde war sie sogar recht sparsam und wirtschaftlich. Sie erpreßte ihre Opfer um große Beträge, aber sie führte genau Buch und war absolut frei von Verschwendungssucht. Sie trank nicht, rauchte selten, wettete und spielte nicht.
    Sie wurde in ihrer Beschäftigung gestört, als einer der Diener eintrat und ihr den Marquis de Crevitte-Soligny meldete. Sie sah auf und schlug dann verwundert in ihrem Terminkalender nach, da sie sich diesen Besuch nicht erklären konnte.
    »Der Marquis de Crevitte -? Führen Sie ihn herein.«
    Vielleicht war er der Freund eines Bekannten, der zu ihr kam, weil er eine begeisterte Schilderung ihrer Persönlichkeit gehört hatte.
    Sie kannte den großen, schlanken, weißhaarigen Herrn nicht, der sich galant vor ihr verneigte und ihr die Hand küßte. Er sah hübsch und interessant aus, trug einen kurzen grauen Schnurrbart und hielt sich militärisch aufrecht. In seinem Knopfloch steckte die Rosette der Ehrenlegion.
    »Madame scheinen sich nicht auf mich besinnen zu können?« fragte er auf französisch.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bitte tausendmal um Verzeihung, aber ich wüßte wirklich nicht, mein lieber Marquis – «
    »Nun, das ist vorzüglich«, erwiderte er auf englisch, drehte sich langsam um, ging zur Tür und schloß ab.
    Im nächsten Augenblick war sie am Kamin und öffnete das Geheimfach mit der Marmortür. Aber bevor sie die Pistole herausholen konnte, hörte sie seine Stimme.
    »Lassen Sie die Pistole, wo sie ist. Ich habe hier eine Waffe in der Hand. Ich werde Sie nicht damit erschießen, aber wenn ich sie gebrauche, ist Ihr Gesicht derartig entstellt, daß Sie sich nach einem anderen Beruf umsehen müssen. Drehen Sie sich zu mir um.«
    Sie gehorchte.
    »Wer sind Sie denn?«
    Er lächelte.
    »Der Mann, dem Sie so gern einmal begegnen wollten – der Hexer!«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Was? Sie sind der Hexer? Dann haben Sie wohl eine Perücke aufgesetzt?«
    Er nickte.
    »Nehmen Sie Platz, liebe Kollegin! Sie haben meinen jungen Freund heute um zehntausend Pfund gebracht.«
    Kein Muskel in ihrem Gesicht zuckte.
    »Sie sprechen von Dingen, die ich nicht verstehe«, begann sie.
    Er lachte leicht auf, legte die Waffe auf den Tisch, zog einen Stuhl herbei und ließ sich nieder.
    »Die Sache scheint ja länger zu dauern, als ich dachte, Miss Ross.«
    Diese Worte trafen sie, denn sie schrak zusammen.
    »Ich tadle Sie nicht, weil Sie sich an charakterlosen Männern bereichern. Denen geschieht ganz recht, wenn sie ihr Geld verlieren. Und Sie haben sich Ihre Opfer bis jetzt mit derartiger Sorgfalt ausgesucht, daß ich Ihre Klugheit bewundere.«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Der Hexer ging mit einigen Schritten geräuschlos hin und drehte den Schlüssel um, ohne daß man etwas hören konnte.
    »Herein!« rief Lou atemlos. Ihre Wangen hatten sich vor Aufregung gerötet, und ihre Augen glänzten triumphierend.
    Der Diener Bennet trat ein.
    »Chefinspektor Bliss von Scotland Yard«, meldete er.
    Sie sah den Hexer durchdringend an. Er stand am Tisch, legte die Hand auf die Waffe und ließ sie gleich darauf unauffällig in der Tasche verschwinden.
    »Lassen Sie Mr. Bliss näher treten«, sagte sie ruhig.
    Bevor Milton ein Wort

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