070 - Neues vom Hexer
bewirte – «, begann er.
Aber der Sergeant wurde plötzlich sehr unhöflich.
»Nehmen Sie die Hände hoch. Ich will einmal nachsehen, ob Sie eine Pistole bei sich haben.«
Kelly fügte sich, denn er hatte seinen Browning sehr gut versteckt.
Als Bliss den Bericht hörte, war er sehr interessiert.
»Ich habe eben eine Mitteilung von der Wiener Polizei erhalten. Kelly ist dort von einem Mann angeschossen worden, und mein österreichischer Kollege meint, daß es der Hexer gewesen sei. Sollte das stimmen, so ist Milton jetzt sicher in London.«
Er schickte nach Mander, der auch sofort erschien.
»Vielleicht können wir durch Kelly den Hexer fangen. Dann wäre noch eine andere kleine Sache aufzuklären. Sie erinnern sich doch noch an die beiden Brüder Pelcher, die vor etwa sechs Wochen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus von Lewisham eingeliefert wurden?«
Mander konnte sich noch gut darauf besinnen.
»Die beiden sollen beobachtet werden. Damit will ich gerade nicht behaupten, daß sie >die Zwei< sind, aber gewisse Berichte haben mich etwas argwöhnisch gemacht. Wenn sie wirklich >die Zwei< sein sollten, dann hat auch ihren Unglücksfall der Hexer auf dem Gewissen.«
»Es sind aber recht achtbare Leute. Sie arbeiten beide in der City«, erwiderte Mander.
»Deshalb sind sie noch lange keine achtbaren Leute.«
Kelly war ein ziemlich wohlhabender Mann. Er konnte es sich leisten, in einem der besten Hotels zu wohnen, und er war auch in der Lage, Privatdetektive zu engagieren, die seinen verhaßten Gegner suchen sollten. Seine Partnerin besaß eine große Anzahl von Schmuckstücken, aber er war ihr gegenüber sonst sehr vorsichtig, ja geradezu geizig. Wenn die beiden auf dem Festland reisten, dann fuhr sie unweigerlich zweiter Klasse, während er die erste benutzte.
Seine Eitelkeit verlangte jedoch, daß seine Frau prachtvolle Juwelen trug. Er hatte ihre Halsketten, Armbänder, Ringe und Broschen auf der Reise stets in einer Hüfttasche bei sich. Jeden Abend vor dem Essen gab er ihr die Schmuckstücke, aber sie mußte sie wieder abliefern, bevor sie zu Bett ging.
Eines Abends wollte er Carmen Flora gerade wieder den Schmuck aushändigen, als der Zimmerkellner klopfte und mitteilte, daß ein Mann Mr. Kelly zu sprechen wünsche. Kelly hatte Angst vor Detektiven und fragte, wie der Herr aussehe. Er fühlte sich erleichtert, als er hörte, daß er schon älter sei.
>Herr< war eine etwas übertriebene Bezeichnung. Der Besucher war grauhaarig, trug einen schäbigen Anzug und eine Brille und sagte, daß er Schuster sei. Er machte einen sehr nervösen Eindruck und wollte nicht eher mit Kelly sprechen, als bis Carmen Flora ins andere Zimmer geschickt worden war.
»Ich möchte Ihnen etwas von dem Mann erzählen, der ein Zimmer bei mir gemietet hat«, begann er dann aufgeregt. »Ich würde mich natürlich am liebsten nicht um Dinge kümmern, die mich nichts angehen, aber ich habe nun fünfundzwanzig Jahre lang in demselben Haus gelebt, mich schlecht und recht durchgeschlagen und noch niemals jemand einen Shilling geschuldet, aber dieser Mieter, den ich da habe…«
Er berichtete, daß der Mann seit drei Wochen bei ihm wohnte, sich ruhig verhielt und nur am Abend ausging. Das war auch vollständig in Ordnung, denn er war, wie er vorgab, von Beruf Nachtwächter.
»Aber ich habe einen Verdacht gegen ihn«, fuhr der Schuster fort, der sich Hays nannte. »Als er neulich abends weggegangen war, öffnete ich seine Schlafzimmertür und fand auf seinem Tisch Pläne von diesem Hotel.« Er faßte in die Tasche, holte einen Bogen Papier heraus und breitete ihn auf dem Tisch aus. »Sehen Sie, hier ist es«, sagte er und zeigte auf die Bemerkung >Kellys Zimmer<. Darunter stand neben einem Kreuz >Schmuck der Frau wird hier aufbewahrte Kelly betrachtete den Plan genauer und staunte. Das Kreuz war an derselben Stelle gemacht, wo er tagsüber die Juwelen in einem Schrankkoffer verschlossen hielt.
»Ich sagte mir«, begann Mr. Hays wieder, »daß dieser Mann ein Einbrecher sein muß und daß ich die Pflicht habe, Sie zu warnen.«
»Wie sieht er denn aus?« fragte Kelly leichthin.
Mr. Hays beschrieb den Mann sehr umständlich, und Kelly blieb nicht im Zweifel darüber, wer der vermutliche Einbrecher war. Er erfuhr, daß der Schuster in seinem Haus allein lebte.
»Wie wäre es, wenn Sie mich einmal nachts in sein Zimmer ließen, wenn er fort ist?« meinte er nachdenklich.
Mr. Hays zögerte und sagte dann etwas von der
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