0702 - Die Nacht der bösen Frauen
damit in Berührung kam, war es vorbei.
Ich ging in Richtung Plakac und die Leiche des jungen Mädchens blieb hinter mir im Schlagschatten des Waldes zurück. Es war alles so sinnlos. Immer wieder erlebte ich den Tod in verschiedenen Variationen, wurde mit Spielarten des Grauens konfrontiert und dachte daran, daß sich meine Gegner immer wieder etwas Neues ausdachten.
Auch an einem Menschen wie mir ging so etwas nicht spurlos vorüber, ich war schließlich keine Maschine.
Und der Kampf hörte nie auf.
Wir hatten Niederlagen erlitten, auch Siege errungen, aber nie den großen Durchbruch geschafft.
Das würde - und davon ging ich einfach mal aus - auch nie geschehen.
Die Glocke läutete nicht mehr.
Über der Ebene lag die Welt in einem tiefen Schweigen. Vereinzelte Lichter leuchteten durch die Nacht. Sie strahlten von Plakac aus ab.
Die größte Lichtinsel war dort, wo sich der Bahnhof befand. Ihr Schein strahlte sogar gegen den Himmel.
Und er gab mir wieder etwas Hoffnung…
***
Sukos und Mareks Tod war eigentlich nur eine Sache von Sekunden. Die Hexe hatte sie abgelenkt, jetzt demonstrierte sie ihre Kraft, sie wollte vernichten, sie würde es auch schaffen, wenn…
Ja, wenn nicht Suko so schnell wie selten zuvor gehandelt hätte. Mit seinem Stab konnte er nicht viel anfangen, es würde ihm nicht gelingen, die Flammen zu stoppen, deshalb mußte er es anders versuchen, um der tödlichen Falle zu entwischen.
Er bewegte sich zur Seite und nutzte die einzige Chance, die ihm noch blieb.
Mit beiden Händen packte er den Körper der ihm am nächsten stehenden Frau, stemmte sie hoch, und diese Person war so überrascht, daß sie nicht einmal einen lauten Ruf ausstieß.
Sie hatte sich voll und ganz auf die Kräfte der Hexe verlassen. Jetzt erlebte sie ihr tödliches Wunder.
Assunga konnte ihr Feuer nicht mehr stoppen. Aber es raste nicht Suko entgegen, sondern der eigenen Dienerin, erwischte deren Kopf, deren Hals und Brust.
»Hau ab, Marek!«
Suko konnte den Satz eben noch brüllen, bevor er die Person von sich schleuderte, so daß sie gegen die zweite Hexendienerin stieß und diese zu Boden schleuderte.
Das Feuer brannte die Frau aus. Es loderte auf dem Gesicht, umspannte den Hals und lief an der Brust aus.
Suko sah es nicht. Er hatte sich bereits gedreht und rannte wieder den Weg zurück.
Marek sah aus wie ein Schattenkasper, dessen hektische Bewegung als Schattenspiele über eine Hauswand huschten. Er ruderte mit den Armen, um seinem englischen Freund klarzumachen, welches vorläufige Schlupfloch er entdeckt hatte.
Es war ihm auf Anhieb gelungen, eine schmale Tür aufzureißen. Dahinter lag ein dunkler Flur, in den Suko den Pfähler zuerst hineindrückte, während er noch für einen Moment in der offenen Tür wartete und zurückschaute.
Noch immer wälzte sich die Hexendienerin über den Boden. Die Flammen aber waren kleiner geworden und zusammengesunken. Von Assunga sah er nichts mehr. Jedenfalls hatte sie das Dach verlassen. Sie würde sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen, um Suko und Marek vernichten zu können. Der Inspektor vertraute allerdings auch darauf, daß ihr seine Reaktion einen Schock versetzt hatte. Damit hatte sie einfach nicht rechnen können, und sie würde beim nächsten Angriff sicherlich raffinierter vorgehen.
Jetzt hatte auch Modini sein Leben verloren.
Zunächst Luka, dann er.
Es sah so aus, als wollte Assunga die gesamte Polizei hier in Plakac ausrotten. Den Grund kannte Suko nicht. Möglicherweise erinnerten sie die Uniformen an Dinge, die sie schwer belasteten und mit denen sie schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
Aus dem düsteren Flur drang dem Inspektor der heftige Atem des Pfählers entgegen. »Verdammt«, flüsterte Marek, »das war knapp gewesen, höllisch knapp sogar! Danke…«
»Quatsch, hör auf.«
Suko zog die Tür von innen her zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Auch er mußte zunächst einmal tief durchatmen. Es war schwer für ihn, sich in die Lage der Hexe und deren Dienerinnen zu versetzen. Einfach deshalb, weil sie nicht auszurechnen waren und für seinen Geschmack unkontrolliert reagierten.
Sie schlugen mal hier und mal da zu. Wahllos, wie es aussah. Er glaubte auch nicht, daß sich die Opfer allein auf die Polizisten beschränkten. Sie waren erst der Anfang. Irgendwann würde jeder Bewohner des Ortes in Todesgefahr schweben.
Marek meldete sich wieder. »Wohin sollen wir jetzt? Willst du dich hier verstecken?«
»Wäre nicht
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