0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Tod ging. Daß Assunga die Fäden im Hintergrund zog und es sicherlich auch die Hexe gewesen war, die Maria auf meine Spur geschickt hatte.
Ich blieb mißtrauisch.
Wir schritten der Dämmerung entgegen, die nicht grau war, zwar sah ich die Farbe auch, aber in dieses Grau hinein drängten sich die Strahlen der untergehenden Sonne, die sich aufzulösen schienen und das Spektrum der Farben von einem tiefen Rot bis hin zu einem frischen, hellen Blutrot vereinten.
Ein Himmel zum Fotografieren oder zum Malen. Das war etwas für Künstler, aber nicht für mich, auch wenn ich mich von diesem Bild faszinieren ließ.
Wir hielten uns so gut wie möglich in der Nähe des Waldrandes auf. Ich sah keinen Grund dafür, nahm es zunächst einmal hin. Sollte sich dies nicht ändern, würde ich Maria fragen.
Und noch etwas fiel mir auf.
Meine Handfläche war feucht und glatt geworden. Eigentlich zu glatt und feucht für den normalen Schweiß.
Das konnte etwas anderes sein.
Ich warf Maria einen Seitenblick zu. Sie aber gab sich ausgelassen und fröhlich, lachte und die ungewöhnliche Glätte an ihrer Handfläche schien sie auch nicht zu stören.
Mich aber immer mehr.
Deshalb blieb ich stehen, zog meine Hand zurück, und Maria, die nicht damit gerechnet hatte, lief noch ein Stück weiter, bevor sie ebenfalls stoppte und sich drehte.
»Was ist denn?«
Um besser sehen zu können, hatte ich die Hand angehoben und schaute auf die Fläche.
Seit wann war Schweiß dunkel? Und seit wann roch Schweiß so ähnlich wie Blut?
Es war Blut!
Ich schaute Maria an. Es war mir nicht aufgefallen, daß sie nicht mehr lachte.
Sie stand vor mir, wie zum Sprung aufgestellt.
Dann war sie weg.
Nicht verschwunden wie Assunga, sie trug auch keinen Zaubermantel, aber sie hatte sich auf dem Absatz gedreht und tauchte schon nach wenigen Schritten in das Unterholz ein.
Ich rief ihr einmal nach.
Als Antwort bekam ich ein Lachen.
Danach war es still.
Verdammt, die Kleine hatte mich geleimt. Sie hatte mit mir gespielt. Sie war von Assunga geschickt worden, um mich abzufangen oder aufzuhalten. Hatte sie ihren Job erfüllt?
Meiner Ansicht nach nicht, denn es war nichts passiert. Ich hatte nur das Blut an meiner Hand gesehen, deshalb mußte ich davon ausgehen, daß es sich um fremdes Blut handelte.
Dann hatte sie etwas Schlimmes getan!
Ich kam mir vor wie ein dummer Junge, als ich auf den dunklen Waldrand schaute, wo sich nichts regte. Die zahlreichen Blätter schimmerten in einem leicht goldenen Glanz, dahinter war es dunkel, und Nadelbäume standen wie eine Wand.
Welchen Auftrag hatte Maria gehabt? Hatte sie verhindern sollen, daß ich den Ort betrat?
Wollte Assunga zuerst ihre Helferinnen ausschicken, bevor sie sich persönlich an mich wandte?
Ich ging zwei Schritte zurück.
Gleichzeitig bewegte sich etwas zwischen den Tannenzweigen, so daß diese anfingen zu wippen.
Ich huschte zur Seite.
Das war mein Glück.
Aus dem Dunkel wischte etwas Langes hervor und hätte mich glatt in Halshöhe erwischt, aber durch die schnelle Reaktion war ich dem Pfeil entkommen.
Sie schoß den nächsten ab.
Wieder nicht getroffen.
Aber ich tat so, als hätte es mich erwischt. Mein Schrei klang ziemlich echt, der anschließende Fall zu Boden war auch nicht der schlechteste, und ich hoffte, einen genügend großen Eindruck auf Maria gemacht zu haben. Sicherlich würde sie kommen und sich von ihrem Erfolg überzeugen wollen.
Sie kam auch.
Es dauerte nur wenige Sekunden, als sich die Zweige heftiger bewegten. Dann löste sich eine Gestalt, und einen Moment später glitt Maria auf mich zu.
Sie war sehr wachsam, und sie hielt in der rechten Hand einen weiteren Pfeil. Den Bogen hatte sie über die Schulter gelegt. Aus ihrem Mund drang ein böses Zischen. Sie freute sich darüber, daß es mich erwischt hatte, und mir war es gelungen, den Pfeil so zwischen Arm und Körper einzuklemmen, daß es für sie aussehen mußte, als wäre ich getroffen worden.
Sie würde sich wundern, wenn sie sich davon überzeugen wollte. Ich mußte sie einfach packen und auch zu einer Aussage zwingen. Es war einfach zu wichtig, mehr über Assunga herauszufinden.
Ich lag mit der rechten Gesichtshälfte im Staub und schmeckte ihn. Ich hörte das Klopfen meines Herzens. Es kam mir lauter vor als sonst, und ich befürchtete, daß Maria es hören konnte. Hoffentlich ließ sie sich täuschen.
Sie war raffiniert und schlug einen Bogen.
Ich hatte die Augen nicht geöffnet, weil es mir einfach
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