Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0703 - Die Insel des Kopfjägers

0703 - Die Insel des Kopfjägers

Titel: 0703 - Die Insel des Kopfjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dem natürlich ein wuchtiger Kamin gehörte, der die Form eines Felsblocks besaß. Der Fußboden war mit großen, quadratischen Fliesen belegt worden. Eine Sitzgarnitur aus rauhem Leder und mehrere klobig wirkende Eichentische standen im Raum.
    Keine Blumen, keine Bilder an den Wänden, dafür einige Teppiche, die allesamt einen für Dicks Geschmack zu dunkles Muster aufwiesen.
    Nu ja, er brauchte hier nicht zu wohnen.
    Melanie lachte ihn an. Wegen der für die Größe doch recht spärlichen Möblierung klang ihre Stimme ziemlich laut. »Dir gefällt es nicht, Schwagerherz.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das sehe ich deinem Gesicht an.«
    »Ich bin geschmacklich eben anders orientiert.«
    »Ja, ich weiß. Elegant, hell und so weiter. Ziemlich modern.« Sie schlenderte auf eine breite Nische zu, die rechts neben dem Kamin begann und die Größe eines normalen Zimmers besaß. Eine kleine Couch paßte hinein, zwei Sessel ebenfalls. Sie und die Couch waren so gestellt worden, daß der Sitzende auf die Mattscheibe schauen konnte.
    Unter dem Apparat befand sich eine Stereoanlage. Der Video-Recorder war sowieso obligatorisch, und der Fernsehapparat besaß das Design eines dänischen Herstellers.
    Er paßte nicht in den Raum.
    Per Fernbedienung, die alle Geräte mit einschloß, schaltete Melanie den Recorder ein.
    Eine Kassette drehte sich.
    Konzertmusik von Strawinski war zu hören. Wild und furios, der Feuervogel.
    »Gefällt dir auch nicht - oder?«
    »Nicht besonders.«
    Sie strich über seine Wange, als sie an ihm vorbeiging. »Kann ich dir denn mit einem Whisky einen Gefallen tun?«
    Dick nickte und schaute auf den viereckigen Koffer, der mitten auf dem größten Tisch stand. »Ja, aber nur einen einfachen.«
    »Ohne Eis - wie immer?«
    »Daran hat sich nichts geändert.«
    »Wunderbar.« Sie holte eine Flasche und Gläser von einem Regal. Nichts hatte Staub angesetzt.
    »Ich liebe es, wenn Menschen ihre Gewohnheiten nicht ändern.«
    Dick schwieg.
    Ihm war kalt, er fror, doch es lag nicht an der Temperatur, es kam von innen, drang hoch und ließ sich nicht stoppen.
    Melanie reichte ihm das Glas, ihres behielt sie in der Hand und prostete ihm zu. »Auf eine schöne Zeit, mein lieber Schwager«, sagte sie und lachte.
    Dann tranken sie.
    Der Schluck tat Dick Travis gut. Er leerte das Glas und stellte es weg, lehnte einen weiteren Drink ab und erkundigte sich, wie lange Melanie denn bleiben wollte.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Du hast keine Vorstellung.«
    Sie lächelte, hob die Schultern, legte den Kopf schief und trat an den Tisch, wo sie stehenblieb und mit der flachen Hand über den Koffer hinwegstrich.
    »Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte sie dann.
    »Und was, bitte?«
    »Es befindet sich hier im Koffer.« Sie stellte ihr Glas weg, weil sie beide Hände freihaben wollte.
    Dick Travis war gespannt, neugierig und aufgeregt. Er kannte ähnliche Situationen vom Film her, wenn die erste Szene gedreht wurde. Da bekam er ebenfalls schweißfeuchte Hände, denn jeder Streifen war immer wieder etwas Neues.
    Nur wußte er, was geschehen, wie der Part ablaufen würde, der im Drehbuch stand.
    Hier war alles neu für ihn.
    Das Lächeln auf den Lippen seiner Schwägerin gefiel ihm nicht. Er versuchte sich vorzustellen, was sich in diesem eckigen Koffer alles befinden könnte.
    Tausend Dinge schossen ihm durch den Kopf, doch er konnte sich für keine entscheiden.
    Vier Seiten waren aufklappbar.
    »Schau hin!« sagte Melanie und riß den Mann aus seinen Gedanken. Dabei drückte sie auf einen verborgenen Knopf, setzte einen bestimmten Mechanismus in Gang, der dafür sorgte, daß die vier Seiten des Koffers nach unten fielen.
    Den Deckel hielt sie fest. Sie hatte ihre linke Hand nicht von dem Griff genommen.
    Dick Travis starrte auf den Inhalt.
    Er wollte es nicht glauben, er wollte schreien, aber er konnte nicht. Es war ein Kopf.
    Jasons Kopf, dessen starre Augen ihm zugedreht waren und blicklos anglotzten…
    ***
    Es lag eine stumme Anklage in den Augen. Warum hast du mir nicht geholfen, schien sie zu sagen.
    Warum bist du zu spät gekommen, Dick? Du hättest meinen Tod verhindern können, nur du allein!
    Es waren nur Blicke, aber sie kamen dem Schauspieler wie Fragen vor, die ihm auf der Seele brannten. Er wollte sich verteidigen, den Fragen etwas erwidern, es war unmöglich. Dann fingen seine Lippen an zu zittern, auch die Hände, die Arme, einfach alles.
    Und sie lächelte!
    Jawohl, Melanie lächelte. Sie war kalt

Weitere Kostenlose Bücher