0705 - Schrei nach dem Satan
blicken. Sie hatten einen größeren Kreis um die Kirche gezogen, und Ignatius zog sich wieder zurück. Er stellte sich Fragen nach den Gründen, aber er kam zu keinem Resultat, es sei denn, diese Wesen halten vor, die Kirche einfach zu vernichten. Zu zerstören, runterzureissen, eine Ruine zurückzulassen. Das wäre ihren Intentionen sehr entgegengekommen.
Tief holte er Luft. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Sollten sich seine Befürchtungen bestätigen, so dachte er schon jetzt darüber nach, wie er ihnen entgegentreten konnte.
Mit den Waffen des Guten. Mit dem Kreuz, mit dem Weihwasser und da war es schon vorbei. Mehr wusste er nicht. Sein bitteres Lachen klang so laut, dass es auch Pfarrer Kirk hörte.
»Was ist denn los?«
»Nichts weiter.«
So einfach war Kirk nicht zu beruhigen. Er hatte seine Kräfte gesammelt und es geschafft, sich aufzurichten. Beide Arme hatte er rechts und links des Kopfes auf die Lehne der Kirchenbank gelegt.
»Glaubst du denn, dass ich taub bin? Ich habe doch gehört, was da draußen alles abläuft. Ich habe gute Ohren.«
Am Eingang zur Bankreihe blieb Ignatius stehen. »Was hast du denn gehört, Bruder?«
»Hufschlag…«
Es hatte keinen Sinn, zu lügen, deshalb nickte der Mönch einige Male. »Ja, du hast recht. Da war Hufschlag und nicht nur von einem Reiter.«
Der Pfarrer versteifte. »Wie viele waren es denn?«
»Vier.«
»Mein Gott!«
»Es ist AEBA. Es sind die Horror-Reiter. Diener mächtiger Dämonen. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass sie den Weg nach Farthham gefunden haben.«
»Und wir sitzen fest«, keuchte der Pfarrer, dessen heller Kopfverband leuchtete.
»Ja – leider.«
»Siehst du Chancen, Bruder?«
»Wer Gottvertrauen hat, ist niemals verloren. Das darfst du nicht vergessen.«
»Aber ich will noch nicht sterben.«
»Ich auch nicht.«
»Dann unternimm etwas.«
Father Ignatius breitete die Arme aus. »Warum sollte ich etwas unternehmen? Sie haben uns bisher nichts getan. Sie sind nur anwesend. Mehr ist nicht passiert.«
»Reicht das nicht?«
»Nein. Ich denke auch noch an eine andere Möglichkeit. Vielleicht wollen die das Gebiet um die Kirche nur abriegeln, damit sich keiner in das Gotteshaus retten kann.«
»Meinst du?«
»Ich ziehe alle Möglichkeiten in Betracht«, erwiderte der Mönch und wollte noch etwas hinzufügen, aber ein Platzen und gleichzeitiges Klirren riss ihm das Wort von den Lippen.
Er fuhr herum.
Der Pfarrer saß schreckensstarr in der Bank. Er hatte von seinem Platz aus sehen können, was passiert war.
Eine Scheibe war eingeschlagen worden.
Durch einen harten Gegenstand, durch einen brutalen Stoß, der mit einer Lanze geführt worden war.
Es regnete Glas auf den Boden. Da der Reiter hoch im Sattel saß und größer als ein Mensch war, gelang es ihm auch, durch das zerstörte Kirchenfenster in den Raum hineinzuschauen.
Nur ein Helm, ein Teil der Brust und seine Lanze waren zu sehen.
Das reichte aus, um den Pfarrer dieses Bild nie vergessen zu lassen.
Es war so schrecklich, dass für ihn eine Welt zusammenbrach, zudem hatte es sich bei seinem Gotteshaus abgespielt.
Furchtbar…
Aber es ging weiter.
Die nächsten Scheiben gingen zu Bruch. Vor und hinter ihnen zerstörten Lanzenstiche das Glas. Sie wurden von einem Inferno eingekesselt, denn die größeren Stücke zerbrachen in zahlreiche Teile, wenn sie auf den Steinboden prallten und von den Aufschlagstellen wegschlitterten wie Eisklumpen.
Kirk duckte sich. Er hatte die Arme angehoben, die Hände über seinen Kopf gelegt und schützte sich.
Ignatius aber drehte sich auf der Stelle. Er wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Das Inferno war überall.
Drei Fenster hatten sich auf jeder Kirchenseite befunden. Insgesamt also sechs, und keines davon war mehr heil. Im Innenraum der Kirche verteilten sich die Scherben. Es sah aus, als hätte jemand Eisstücke in den Raum geschleudert.
Vier Reiter waren es.
Und die standen an vier Fenstern, die sich gegenüberlagen. In gefährlicher Ruhe warteten sie ab.
»Was tun wir jetzt?« flüsterte Kirk. Seine Frage hörte sich an wie ein Zischen.
»Abwarten.«
»Oder beten, nicht?«
Father lgnatius nickte. »Das auch…«
***
Beth Morgan konnte nichts sehen, aber sie wusste genau, wer ihr da die kalte Hand auf die rechte Schulter gelegt hätte, und sie unterdrückte nur mühsam einen Schrei der Panik.
Es war Cigam!
Er hatte ihr seinen Namen verraten, er hatte ihr noch so viel gesagt, aber sie hatte alles
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