0705 - Schrei nach dem Satan
zu sehen. Er füllte genau die Lücke, die das aufgeklappte Helmvisier freiließ.
Und dort schimmerte das Gebein, das aussah, als hätte es einen gelblichen Anstrich bekommen.
Es war ungefähr eine Minute vergangen, und getan hatte sich nichts. Father Ignatius fing sich als erster. Er wollte nicht länger auf dem Fleck stehen bleiben und begann mit seiner Wanderung durch das Kirchenschiff, begleitet von den Blicken des Pfarrers, der immer dann zusammenschrak, wenn der Mönch mit seinen Schuhen Glassplitter zerdrückte und Geräusche erklangen, die sich anhörten, als würde der Boden durch mächtige Kräfte aufgerissen.
Irgendwo bewunderte Kirk den Mut des Klosterbruders. Er selbst hätte sich am liebsten verkrochen.
Ignatius schaute sich die Fenster an. Er sah auf die Knochenfratzen, er lauerte und wartete darauf, angegriffen zu werden, doch es tat sich nichts.
Die Horror-Reiter dachten nicht daran, die Kirche zu betreten. Sie blieben auf ihren schwarzen Gäulen hocken wie schaurige Wächter, die darauf zu achten hatten, dass niemand die Kirche verließ.
Als Ignatius wieder in Kirks Nähe kam, sprach dieser den Mönch an. »Was soll das bedeuten? Wollen die die Kirche weiter zerstören oder haben die vor, dort zu bleiben?«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich sind es Aufpasser, die auf etwas warten.«
»Worauf denn?«
»Es wäre mir wohler, wenn ich das wusste.«
Kirk lachte bitter. Er hatte die Hände gefaltet und schaute hoch zur Decke, als würde von dort oben Hilfe zu ihm kommen, aber da täuschte er sich. Mit leiser Stimme begann er zu sprechen. Er musste einfach reden, er wollte sich befreien und flüsterte so laut, dass der Mönch jedes Wort verstehen konnte: »Ich habe mich in meiner Kirche immer wohl gefühlt, das kannst du mir glauben. Sie war stets ein Hort der Sicherheit für mich, doch das ist jetzt vorbei. Ich… ich habe den Eindruck, als würde ich in einem großen Gefängnis sitzen, wo alles fremd ist. Obwohl diese Gestalten nichts mehr getan haben, weiß ich genau, dass sie es könnten. Ja, sie wären in der Lage, dieses Gotteshaus zu vernichten, und genau das ist es, was mich so traurig macht. Ich fühle die Depressionen, die mich überfallen, und ich kann mich nicht dagegen wehren. Es ist, als hätte man mir etwas genommen, an dem ich mit der gesamten Kraft meines Herzens hänge. Ich weiß nicht, ob ich allein so denke und möchte dich deshalb fragen, ob es dir ähnlich geht.«
»Nicht ganz.« Ignatius schaffte ein Lächeln. »Ich werde dir auch den Grund nennen, denn ich denke globaler und nicht so eng wie du, was kein Vorwurf sein soll. Wahrscheinlich kannst du nicht anders reagieren, du musst es sogar, denn dieses Gotteshaus ist für dich eine Heimat. Du bist zum ersten mal mit den Kräften des Bösen konfrontiert worden. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich weiß, dass sie existieren und auch real sind, und ich bin ein Mensch, der nicht nur vor ihnen die Augen verschließt, nein, ich bin bereit, auf sie zuzugehen, sie sogar zu suchen.«
Kirk schaute den Mönch beinahe verlegen an. »Was bist du nur für ein ungewöhnlicher Mensch«, sagte er.
»Ungewöhnlich kaum, mein Lieber. Ich bin nur mit offenen Augen durch die Welt gegangen, obwohl sich dies nicht so anhört, weil ich meine Zeit im Kloster verbringe. Aber lass dir gesagt sein, wir sind dort oben nicht so abgeschnitten, wie es oft genug den Anschein hat. Wir wissen mehr, als manche meinen.«
»Ja, das Gefühl habe ich auch.« Der Pfarrer hob den rechten Arm und fasste nach seinem Kopf. Als er über den Verband strich und eine bestimmte Stelle berührte, zuckte er zusammen. Für einen winzigen Moment schloss er die Augen.
»Schmerzen?« fragte Ignatius.
»Nicht mehr so schlimm.«
Der Mönch beugte sich in die Bank hinein, er legte seine Hand tröstend auf die Schulter des Geistlichen. »Nimm es nicht so tragisch, bitte. Ich kann dir versprechen, dass wir es schaffen werden. Ja, wir werden hier herauskommen.«
»Woher nimmst du nur diesen Optimismus?«
»Vielleicht ist es das Vertrauen auf Gott.«
Da lächelte der Pfarrer. »Ich glaube; du hast recht. Wir sollten auf ihn vertrauen.«
Während des Gesprächs hatte Ignatius die Fenster nicht mehr beobachtet. Das änderte sich nach seinen Worten. Er stellte sich wieder aufrecht und schaute hoch.
Sie waren noch immer hinter den Fenstern zu sehen. Zwischen der Lücke in den schwarzen Helmen schimmerte das Weißgold ihrer Knochengesichter, aber sie griffen nicht an.
Es war sehr
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