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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gebogenen Dächer der Häuser waren mit Schnitzereien verziert und bunt bemalt. In den unteren Stockwerken befanden sich Geschäfte, deren Auslagen prall mit Waren gefüllt waren, aber so sehr Nicole sich auch bemühte, sie konnte keinen Käufer entdecken.
    Die Stadt wirkte so tot wie die Landschaft um sie herum.
    Die Menschenmenge ließ die Gassen hinter sich und trat auf einen großen Platz, an dessen Rand Marktstände aufgebaut waren. Nicole stockte der Atem, als sie sah, dass dort bereits andere in roten Roben warteten. Es mussten Hunderte sein, die sich stumm vor einer mehrstöckigen Pagode versammelt hatten. Das Rascheln der Seide klang wie der Flügelschlag eines Vogelschwarms.
    Sie sind alle hier, dachte Nicole. Jeder, der in L. A. aufgetaucht ist, befindet sich in Wahrheit an diesem Ort.
    Einem Impuls folgend ließ sie sich zurückfallen, wartete, bis die Letzten an ihr vorbeigegangen waren, bevor sie sich in einen Hauseingang drückte. Sie wusste nicht, was auf dem Platz geschehen sollte, aber wenn sie sich tatsächlich in der goldenen Stadt der Vampire befand, war es vermutlich nichts Gutes.
    Nicole zuckte zusammen, als irgendwo in der Stadt ein Gong ertönte. Ein zweiter kam hinzu, dann ein dritter. Die tiefen, klaren Töne hallten zwischen den Häusern wider, bis die Luft von ihnen erfüllt zu sein schien. Dann verstummten sie ebenso plötzlich wie sie eingesetzt hatten.
    Jetzt öffneten sich die riesigen Flügeltüren der Pagode. Soldaten mit goldenen Brustpanzern und langen Lanzen traten heraus. Einige von ihnen trugen Banner, auf denen Schriftzeichen zu sehen waren, andere hielten Fahnen in ihren Händen, die einen stilisierten Wolfskopf zeigten.
    Die Soldaten stiegen die breite Marmortreppe herunter und verteilten sich auf dem Platz und in den Gassen. Nicole wich tiefer in den Hauseingang, als zwei von ihnen direkt an ihr vorbeigingen. Der eine hatte den Mund leicht geöffnet und zeigte lange Eckzähne.
    Nicoles Herz schlug schneller. Vorsichtig sah sie zurück zum Platz, auf dem die Vampirsoldaten sich der regungslosen Menschenmenge näherten.
    Es gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnte.
    ***
    Zamorra öffnete die Tür seines Zimmers und warf einen Blick auf den Gang. Li-Wen war nirgends zu sehen, was ihn überraschte, aber auch erleichterte. Es war nicht ganz leicht gewesen, sie loszuwerden. Erst nach beharrlichem Drängen hatte sie ihm zwei Stunden zugestanden, um sich von der langen Reise auszuruhen.
    Die erste Stunde hatte Zamorra genutzt, indem er den Lageplan an der Wand seines Zimmers studierte. In dem Wirrwarr aus Linien und Schriftzeichen glaubte er, den einfachsten Weg zum Bohrerkopf gefunden zu haben. Ob das auch stimmte, war eine ganz andere Frage.
    Er folgte den Gängen und Treppen, ignorierte die neugierigen Blicke der Arbeiter und hoffte, dass keiner von ihnen auf die Idee kam, Li-Wen über seinen kleinen Spaziergang zu unterrichten. Nach einer kleinen Ewigkeit erreichte er endlich den Ausgang und setzte sich einen der gelben Schutzhelme auf den Kopf. Damit fiel er zumindest von weitem nicht direkt auf.
    Der heiße Wüstenwind hatte nachgelassen, aber der Sand knirschte immer noch unter Zamorras Schuhen, als er über die Plattform auf den Turm zuging. Das gleichmäßige Hämmern des Bohrers ließ den Boden vibrieren.
    Auf der anderen Seite der Plattform herrschte hektische Betriebsamkeit. Arbeiter schweißten lange Rohre zusammen und hievten sie mit Hilfe von Kränen auf halbfertige Aufbauten. Selbst auf diese Entfernung verriet die Körpersprache ihrer Nervosität.
    Dort, wo Zamorra stand, war niemand zu sehen. Nur hoch über ihm entdeckte er zwei Arbeiter, die an Seilen vom Türm hingen und mit Lötkolben hantierten.
    »Hey«, zischte eine Stimme neben ihm.
    Zamorra drehte sich um und entdeckte einen muskulösen Chinesen, der zwischen zwei Tanks stand und unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Immer wieder sah er hinter sich, als hätte er Angst beobachtet zu werden.
    »Ich habe Information«, sagte er in gebrochenem Englisch. »Für Dollar.«
    »Bevor ich dir Geld gebe, will ich wissen, wofür«, antwortete Zamorra auf Mandarin.
    Der Mann blinzelte überrascht und wechselte dann ebenfalls in seine Sprache. »Ich glaube, dass man dir nicht alles erzählt, was sich hier abspielt. Zum Beispiel weiß ich, dass die Explosion des Hubschraubers kein Zufall war.«
    »Sondern?«
    Der Mann grinste und streckte die Hand aus. »Dollar.«
    »Also gut.« Zamorra zog seine

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