0709 - Stahlfestung Titan
sah Hotrenor-Taak keinen Grund zum Eingreifen.
Hotrenor-Taak wollte jedoch eine Warnung an die Adresse der Menschen richten. Die Gerüchte vom bevorstehenden Eintreffen eines Befreiers sollten eingedämmt werden.
Hotrenor-Taak wußte, daß seine Zeit als Verkünder der Hetosonen bald abgelaufen sein würde. Auch vom larischen Standpunkt aus gesehen, war er jetzt ein alter Mann. Mit Hilfe seiner Erfahrungen konnte er sich vielleicht noch einige Zeit halten, aber früher oder später würde er genau wie Leticron seine Stellung räumen müssen.
Allerdings, dachte er ironisch, würde er sich nicht an diese Position klammern, sondern sie freiwillig aufgeben, wenn der Zeitpunkt für den Rücktritt gekommen sein sollte.
„Sie machen einen sehr nachdenklichen Eindruck", stellte Fertanor-Tong fest.
„Sie meinen geistesabwesend?" korrigierte Hotrenor-Taak sanft.
„Das wollte ich nicht sagen!" verteidigte sich der Raumschiffskommandant irritiert.
„Ich glaube, daß Maylpancer ein guter Mann sein wird", sagte er gedehnt. „Für larische Politik!"
7.
Der Tag, an dem der Kampf stattfinden sollte, war angebrochen, und er begann für die Laren ebenso wie für Maylpancer mit einer Überraschung. Das Duell sollte im Hof der Sieben Säulen stattfinden. Alle, die davon wußten - und das war mittlerweile der überwiegende Teil der Bevölkerung Titans -, hatten damit gerechnet, daß es ein einsamer Kampf zwischen Leticron und Maylpancer sein würde.
Doch mit einem geschickten Schachzug hatte der Erste Hetran die Pläne der Laren erneut durchkreuzt: Alle Tribünen rund um den Turnierplatz würden von Überschweren und Terranern besetzt sein. Leticron hatte den Kampftermin bekanntgegeben und alle Bewohner der Stahlfestung als Zuschauer eingeladen.
Es gab weitaus mehr Interessenten als Plätze, so daß die Tribünen schon Stunden vor dem Kampf besetzt waren. Alle, die keinen Platz bekommen hatten, mußten sich mit der Fernsehübertragung begnügen.
Hotrenor-Taak empfand es als Verhöhnung seiner Person, daß man ihm einen Ehrenplatz reserviert hatte. Er ließ sich jedoch nicht anmerken, wie sehr ihn Leticrons Maßnahme ärgerte, sondern sagte sein Erscheinen zu.
Leticrons Beweggründe waren dem Laren klar.
Jeder Zuschauer war gleichzeitig ein Zeuge des Duells.
Auf diese Weise wollte Leticron eine Intervention der Laren zugunsten des Obskoners ausschließen - und das war ihm auch gelungen.
Hotrenor-Taak war froh, daß man Leticrons goldene Lanze rechtzeitig entschärft hatte, sonst wäre Maylpancers Schicksal besiegelt gewesen.
Im Grunde genommen war es imponierend, auf welche Weise der geisteskranke Pariczaner seine Stellung verteidigte.
„Er ist trotz seiner Verrücktheit noch immer ein ernstzunehmender Gegner", sagte Hotrenor-Taak zu seinen Freunden an Bord des SVE-Raumers. „Eigentlich schade, daß er seine Energien hier in der Stahlfestung vergeudet und sich nicht mehr um seine Pflichten als Erster Hetran gekümmert hat."
Sorgenor-Srong sah ihn nachdenklich an.
„Sie haben schon so lange mit ihm zusammengearbeitet, daß Ihnen eine Trennung von ihm schwerfallen wird. Vielleicht wünschen Sie insgeheim, daß er Maylpancer besiegen wird."
Ich glaube nicht", sagte Hotrenor-Taak. „Ich bin seiner überdrüssig."
Er ließ eine Funkverbindung zu Maylpancers Quartier herstellen, doch der junge Überschwere hielt sich nicht mehr in seinen Räumen auf. Er war mit zwei Freunden zum Turnierplatz gegangen, um sich dort noch einmal genau umzusehen. Allein das sagte aus, daß der Obskoner nervös war.
Hotrenor-Taak begab sich zu den Hyptons, um sie davon zu unterrichten, daß der Kampf zur festgesetzten Zeit beginnen würde.
„Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?" erkundigte sich der Sprecher der geflügelten Wesen.
Hotrenor-Taak ließ einen Sessel herbeigleiten und ließ sich darin nieder. Er war froh, daß er die meiste Zeit an Bord des SVE-Raumers verbringen konnte, denn in den Räumen der Stahlfestung fühlte er sich unbehaglich.
„Leticron hat den Kampf zu einem öffentlichen Duell gemacht", informierte er die Hyptons. „Das macht ein Eingreifen während des Kampfes so gut wie unmöglich."
„Wieso?"
„Ganz einfach! Die meisten Überschweren, die auf Titan leben, haben bereits an Turnieren dieser Art teilgenommen und wissen, worauf es ankommt. Sie würden jeden Schwindel sofort bemerken. Jeder Verdacht, der Kampf könnte mit unsauberen Mitteln geführt werden, müßte auf uns
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