071 - Der Hexer mit der Schlangenhand
Flugzeug bereits geschlafen hatte,
um die Folgen der Zeitverschiebung so gering wie möglich zu halten.
Im Hotel
angekommen, packte er seinen kleinen Reisekoffer aus und machte sich frisch.
Dann mietete er einen Wagen, einen unauffälligen Austin, und fuhr zur
Polizeiinspektion von Scotland Yard, die den Museumsraub bearbeitete.
Wieder mal
konnte er nicht umhin, die Präzision zu bewundern, mit der sein Einsatz vom
Hauptquartier in New York aus vorbereitet worden war. Der Untersuchungsleiter,
ein gewisser Inspektor Ruban, schon ergraut und kurz vor der Pensionierung, war
über sein Eintreffen informiert worden und hatte die Anweisung, ihn nach besten
Kräften zu unterstützen.
»Ich habe die
direkte Fahndung selbst einstellen lassen«, erklärte der Inspektor. Er
räusperte sich. »So haben jedenfalls meine Anweisungen gelautet .«
Tanaka Kasuki
verneigte sich. »Mir liegt es fern, mich in Ihre Arbeit einzumischen«, sagte
er, »doch es ist zum Besten Ihrer Männer, wenn ich die Ermittlungen allein
übernehme. Ich bin speziell ausgebildet worden. Es kann weder in meinem noch in
Ihrem Interesse liegen, sollten Ihre Männer verletzt oder gar getötet werden,
weil sie sich einer Situation konfrontiert sehen, die sie nicht bewältigen können .«
Inspektor
Ruban nickte. »Allerdings habe Ich die indirekten fortgesetzt«, sagte er.
Überrascht
zog X KAY 17 eine Augenbraue hoch. Er
machte das mit einer Perfektion, die unnachahmlich war.
»Zeugen haben
ausgesagt, daß eine weitere Person beinahe von dieser... Schlange verletzt
worden wäre. Sie wollte schon zuschnappen, dann ließ sie aber doch ab .«
»Haben Sie
die Identität dieser Person feststellen können ?«
»Ja, Scotland
Yard ist nicht untätig gewesen. Es handelt sich um eine junge Dame. Weitere
Zeugen haben ausgesagt, daß sie in der Nähe des Museums aus einem Bus gestiegen
ist. Der betreffende Busfahrer konnte sich entsinnen, daß sie bereits an der
ersten Haltestelle dieser Linie eingestiegen war - an der psychologischen
Fakultät der hiesigen Universität. Wir haben ein Phantombild anfertigen lassen
und nach langem Suchen zwei Dozenten gefunden, die die junge Dame
übereinstimmend als Studentin identifizierten. Ihr Name ist Clair Bellow .«
»Die
Adresse?«
»Johanna
Street 4, ganz in der Nähe der Waterloo-Station.«
»Haben Sie
weitere Maßnahmen eingeleitet ?«
Der Inspektor
schüttelte den Kopf. »Meine Anweisungen sind eindeutig. Außerdem haben wir die
Adresse erst vor kurzem feststellen können. Es war noch keine Möglichkeit...«
»Danke«,
entgegnete X-RAY-17. »Ich werde mich umgehend um alles weitere selbst kümmern .«
●
Das leise
Geräusch ließ Clair Bellow zusammenfahren. Es war ein kaum hörbares Scharren,
gefolgt von einem Zischen. Stirnrunzelnd fuhr sie herum.
Sie stand in
ihrer kleinen Küche, direkt am Abtropfgestell, und war gerade damit
beschäftigt, Gemüse zu putzen. Ihr Freund arbeitete derzeit an seinem Vorexamen
und fand kaum Zeit, sie zu besuchen.
Dabei kochte
Claire Bellow ausgesprochen gern. Sie hatte sich immer besonders auf die
kleinen Festessen, die sie am Wochenende veranstalteten, gefreut. Zwar
bereitete es ihr weniger Vergnügen, allein zu essen, aber sie hatte
beschlossen, nicht auf die eine oder andere kunstvoll zusammengebrutzelte
Mahlzeit zu verzichten.
Von der
Küchentür aus konnte sie ihr Ein-Raum-Apartment genau einsehen, doch ihr fiel
nichts Außergewöhnliches auf. Achselzuckend drehte sie sich wieder zu ihrem
Gemüse um.
Sie hob ein
Bund Petersilie auf, um es ins Wasser zu legen, als das Zischen erneut zu hören
war. Diesmal aber nicht von ihrem Wohnraum her, sondern ganz aus der Nähe.
Kam das
Geräusch etwa aus dem Gemüse?
Die Studentin
griff nach einem Bündel Karotten - und zuckte erschrocken zurück. Die kleinen,
murmelähnlichen Augen einer kaum fingerlangen Schlange starrten sie an.
Vielleicht
ist sie giftig, dachte Clair Bellow und zwang sich, die in ihr aufsteigende
Panik niederzukämpfen. Nur keine plötzliche Bewegung, die ihre Gegnerin zum
Zubeißen verleiten könnte...
Zögernd wich
die junge Frau einen Schritt zurück.
Im nächsten Moment
war die Schlange verschwunden.
»Träume ich ?« murmelte die Blonde verwirrt. Sie hatte die Schlange
genau gesehen. Und hin und wieder hatte sie in den Zeitungen Berichte von
Schlangen oder Skorpionen gelesen, die bei Nahrungsmittelimporten direkt miteingeführt
worden waren, hauptsächlich bei Bananen.
Aber nicht
bei
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