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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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es. Dann wartete ich einige Minuten, bis ich keinen Menschen sah, und warf den Strick aus dem Fenster. Ich hatte die Länge richtig geschätzt; er reichte bis zum Boden. Lautes Grölen war zu hören. Zwei Betrunkene kamen an meinem Fenster vorbei. Endlich waren sie verschwunden.
    Ich sprang aufs Fensterbrett und griff nach dem Strick. Vorsichtshalber hatte ich mir Handschuhe angezogen. Ich setzte mich nieder, drehte mich der Wand zu und stieß mich ab. Langsam ließ ich mich hinunter. Keuchend erreichte ich den Boden.
    Ich blickte mich um. Niemand war zu sehen. Nur eine einsame Gondel näherte sich langsam. So rasch ich konnte, lief ich den Canal Grande entlang. Nach hundert Schritten kamen mir einige junge Männer entgegen, die sich lautstark unterhielten, mich aber weiter nicht beachteten.
    Ich bog in eine schmale Gasse ein. Alle Häuser waren dunkel. Nach wenigen Minuten betrat ich Campo San Angelo. Ich drückte mich in ein Haustor. Hier war noch mehr Betrieb. Einige Schenken hatten noch geöffnet. Immer wieder blickte ich mich um, doch niemand verfolgte mich. Nur ein Betrunkener klammerte sich an mich, und ich hatte einige Mühe, ihn abzuschütteln.
    Endlich erreichte ich den Campo Morosini. Haus Nummer 28 war ein schmalbrüstiger, dunkelblauer Bau. Ich sprang die drei Stufen hoch, die zur Tür führten, und griff nach dem Türklopfer. Dann lehnte ich mich an die Tür, die zu meiner größten Überraschung nach innen aufschwang.
    Ein beißender Geruch schlug mir entgegen. Meine Augen tränten. Ich drückte die Tür halb zu und blieb lauschend stehen.
    „Ist da jemand?" fragte ich krächzend.
    Ich konnte nichts sehen. In der Eingangshalle war es völlig dunkel. Vorsichtig ging ich weiter, stieß an ein Hindernis und schlug mir das rechte Schienbein blutig. Ich fluchte unterdrückt.
    „Signor Barsento!" rief ich laut.
    Es war mir, als würde ich leise Schritte hören. Gleich darauf erhellte ein schwaches Licht die Halle, die ganz in Schwarz gehalten war.
    Ein alter Mann kam auf mich zu. Er trug einen bodenlangen Umhang. Sein Gesicht war faltig. Er mußte uralt sein. Auf dem Kopf trug er eine dunkelblaue Kappe, in der rechten Hand hielt er einen silbernen Kandelaber. Um seine Beine schlich eine große, schwarze Katze, die mich böse anfauchte.
    „Ich bin Michele da Mosto", stellte ich mich vor. „Entschuldigt meinen Besuch zu so später Stunde, aber es ist wichtig."
    „Das sagen alle", brummte der Alte.
    „Seid Ihr Idanno Barsento?" fragte ich.
    „Der bin ich", sagte der Alte stolz. „Was wollt Ihr von mir?"
    „Kennt Ihr Selva Farsetti?" Sein Gesicht blieb unbewegt. „Sie. ist ein junges Mädchen. Ihr Haar ist flammendrot. Erinnert Ihr Euch an sie?"
    Er nickte.
    „Ich erinnere mich an sie", sagte er. „Sie kam häufig zu mir."
    „Selva ist verhindert", sagte ich rasch. „Sie kann nicht selbst kommen. Sie bat mich, daß ich für sie das Mittel hole. Sie wird immer schwächer und braucht es unbedingt."
    „Ich wunderte mich, daß sie nicht schon früher gekommen war", sagte Barsento. „Wartet hier! Ich hole es."
    Er verschwand hinter einer Tür, und ich wartete mit stark pochendem Herzen. Die Katze war ihm nicht gefolgt. Sie, rieb ihren festen Körper an meine Beine und schnurrte dabei. Die Augen der Katze waren alles, was ich sehen konnte.
    Ich mußte nicht lange warten, bis der Alchemist zurückkam. Er stellte den Kandelaber ab und reichte mir ein kleines Fläschchen, das mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt war. Das Fläschchen war überraschend schwer.
    „Was bin ich schuldig, Signor Barsento?"
    Der. Alte winkte schmunzelnd ab. „Bestellt Selva Grüße von mir! Ich hoffe, daß es ihr bald bessergehen wird. Sie ist..."
    Die Tür wurde aufgerissen, und zwei Soldaten sprangen mit gezogenen Degen in die Halle. In den linken Händen hielten sie hochlodernde Fackeln.
    Barsento wandte sich zur Flucht um. Einer der Soldaten folgte ihm. Er packte den Alten an der Schulter und riß ihn zurück. Der Alchemist wehrte sich heftig. Drei weitere Soldaten stürmten ins Haus. Zwei blieben neben mir stehen, während die anderen sich um den Alten kümmerten, dem es zu meiner größten Überraschung gelang, sich aus dem Griff des Soldaten zu befreien. Er lief auf eine Tür zu, dabei wandte er den Kopf zu mir um und schrie: „Selva muß das Lebenselixier regelmäßig trinken, sonst würde sie entarten."
    Dann war er hinter der Tür verschwunden.
    Ich steckte das Fläschchen in eine Tasche. Noch war mir nicht klar,

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