0710 - Der Freund des Satans
zu berühren.
Auf uns hatte es den Anschein, als wollte er aus dieser Fläche etwas hervorholen, was nur für ihn sichtbar war.
Dann hielten wir den Atem an, weil Suko plötzlich anfing zu flüstern. Er sprach gegen den Spiegel und zu einer Person, die er unter Umständen nur fühlte.
Ein Wort verstanden wir immer wieder.
Es hieß Shao!
Ich konnte nicht länger an mich halten. Suko mußte mir einfach sagen, was er erfahren hatte, und deshalb kniete ich vor ihm nieder, um herauszufinden, was er gehört hatte.
Er starrte mich an.
»Nun, Suko?«
Er schluckte.
»Du hast den Namen Shao erwähnt. Das haben wir gehört. Hast du Kontakt mit ihr bekommen?«
Er ging nicht auf meine Frage ein, sondern wechselte das Thema und sprach vom Seelenschwert.
Ein Erfolg?
Ich konnte es nur hoffen, lauschte seinem Flüstern intensiver und bekam einen Satz mit, der mich elektrisierte. »Ich weiß, wo sich das Schwert befindet.«
»Dann sag es!«
»Weit weg… weit weg. Aber der Teufel hat es nicht. Ich kann es spüren, nein, der Teufel hat es nicht. Ein anderer bekam es von ihm, um in seinem Namen zu töten.«
»Und wer?«
»Ich kenne ihn. Ihr kennt ihn. Es ist Tommy Li. Ja, es ist Tommy Li. Er hat jetzt das Schwert, er will damit töten, versteht ihr? Er will damit vernichten.«
»Wen?« schrie ich.
Suko verzog das Gesicht. Ich hatte vergessen, daß ein Kind vor mir saß, doch als ich seine Tränen bemerkte, da wurde es überdeutlich, den da sah er aus wie ein kleines, weinendes Kind.
»Shao… er will Shao töten…«
***
Die Frau mit der Halbmaske blieb ruhig. Unter der Maske zeichnete sich der Mund ab, und auch der blieb geschlossen, denn sie wollte den jungen Mann in seinem Glauben lassen.
Er kantete das Schwert hoch und drohte ihr. »Damit werde ich dich teilen. Ja, ich schlage dich mit dieser Klinge in zwei Hälften, denn nun gehört sie mir.«
»Wer bist du?«
»Tommy Li! Merk dir den Namen gut. Ich habe hier das Sagen. Ich und der Teufel.«
»Und der Tote dort? Ist es dein Vater?«
Tommy Li lachte. Sein Gesicht sah plötzlich um Jahre älter aus. »Ja, er war mein Vater. Ich habe zugeschlagen und ihn vernichtet. Seine Zeit war abgelaufen. Er war ein alter Mann, aber der Teufel braucht frische Diener, wenn er seine Ziele erreichen will. Und ich gehöre jetzt zu seinen besten.«
»Das glaube ich dir sogar«, gab Shao zu.
»Und trotzdem bist zu gekommen? Hast du es gewagt, hier einzudringen? Soll ich dich als lebensmüde ansehen?«
»Nein, das brauchst du nicht, denn ich habe genau gewußt, was ich tat.«
»Verstanden.«
»Ich bin extra zu dir gekommen. Ich will einfach nicht, daß sich etwas in deinem Besitz befindet, dem ich nicht zustimmen kann. Es ist einfach nicht gut für dich, das Seelenschwert zu behalten. Ich will es haben, ich bin gekommen, um es mir zu holen.«
Tommy Li war erstaunt. »Das verstehe ich nicht. Glaubst du denn tatsächlich, daß du es schaffen kannst? Daß ich dir diese wundervolle Waffe freiwillig geben werde?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Dann wirst du auch durch sie sterben. Sie muß dich einfach vernichten, es gibt keine andere Möglichkeit. Diese Waffe ist dafür ausersehen worden, meine Feinde zu töten. Ich kann sie damit teilen, ich kann sie in zwei Hälften schlagen, in eine positive und eine negative, aber das wirst du ja wissen.«
»Stimmt.«
»Und trotzdem hast du es gewagt, hier zu erscheinen. Du gehörst zu den Lebensmüden.«
»Nein. Ich habe genau gewußt, was ich tat. Ich werde dir das Schwert abnehmen, um einen anderen Menschen damit zu retten. Vielleicht hat es auch zwei Seiten, eine gute und eine böse. Ich jedenfalls werde es ausprobieren.«
Tommy Li holte tief Luft. Sein starrer Gesichtsausdruck veränderte sich. Es löste sich die Spannung darin. Er schien irgendwo froh zu sein, daß alles so lief. »Ja«, sagte er und lächelte dabei. »Ja, so ist es gut. Wenn du tatsächlich gekommen bist, um mir das Schwert zu stehlen, dann komm zu mir und hole es dir. Nimm es mir aus den Händen und verschwinde dann mit der Waffe.«
Shao hatte gewußt, daß es nicht leicht werden würde. Ein Mann wie Tommy Li, der unter dem Einfluß des Teufels stand, würde nie freiwillig seine mächtigste Waffe aus den Händen geben. Da blieb ihr einfach nur der Kampf, und sie war sich dabei nicht sicher, ob sie ihn auch gewinnen würde.
Tommy Li sah zwar nicht so aus wie ein perfekter Schwertkämpfer, da er die Klinge aber schon besaß, würde man ihm auch die Kraft
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