0710 - Der Freund des Satans
sich seine Freunde und er befanden. Daß sie mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft nach einer Lösung suchten und es bisher nicht geschafft hatten.
Sie brauchten das Schwert.
Shao hatte verstanden. Über ihren Mund huschte ein Lächeln. Es war nicht kantig, nicht verbissen, sondern zeigte Optimismus. »Ja«, sagte sie leise und mehr zu sich selbst, denn andere konnten sie nicht hören. »Ihr werdet das Schwert bekommen. Ich werde es euch geben, mein Kampf soll nicht umsonst gewesen sein.«
Dann verließ sie das Haus mit den zahlreichen Toten…
***
Brachte er Shao um?
Suko hatte es befürchtet und ausgesprochen, und wir sahen keinen Grund, ihm nicht zu glauben. In seiner Lage log man nicht. Er mußte spüren, wie es um Shao stand, und die Angst um sie hatte sich bei ihm gesteigert. Ich hatte den Eindruck, jede Phase des Kampfes zwischen Shao und ihrem Gegner an seinem Gesicht ablesen zu können, wo sich Angst, Hoffnung und zitterndes Zagen abwechselten.
Sir James schaute ebenfalls zu. »Wer ist stark genug, um Shao zu vernichten?« flüsterte er.
»Der Träger des Höllenschwertes.«
»Und wer, bitte, ist das?«
»Einer aus der Triaden-Clique. Davon gehe ich einfach aus. Der Teufel hat sie im Spiel gelassen…«
Ich wollte noch mehr sagen, aber Suko schrie plötzlich auf, so daß Sir James und ich schlagartig zusammenzuckten.
Es war der einzige Schrei, den wir von ihm hörten. Wir mußten uns auf sein Gesicht konzentrieren und waren angenehm überrascht, daß es keinen Schrecken und keine Bestürzung mehr zeigte. Suko kniete jetzt im Sarg. Er hatte den Kopf gedreht, schaute in eine bestimmte Richtung, als könnte er dort etwas erkennen, aber es war nichts vorhanden.
Dann kletterte er aus der Truhe. Ich wollte ihm dabei behilflich sein, doch er winkte ab. Er drehte sich und hielt mir den Stab entgegen. Mit leicht zitternder Stimme sprach er die folgenden Worte aus: »Es ist gut ausgegangen. Shao hat es geschafft. Das Seelenschwert konnte sie nicht vernichten. Sie hat sich zum Kampf gestellt…«
»Hat sie ihn auch gewonnen?« fragte ich.
»Ja, John, sie ist die Siegerin geblieben. Ich… ich habe sie gehört. Sie hat es sogar geschafft, Kontakt mit mir aufzunehmen. Durch das Schwert waren wir verbunden, denn ich bin ein erstes Opfer von ihm geworden.«
»Schön, Suko.« Ich gab mich locker. »Aber du bist noch immer verändert. Wie können wir das rückgängig machen?«
»Da mußt du Shao fragen.«
»Sie ist nicht hier.«
»Aber sie wird kommen. Ich weiß das, sie hat es mir versprochen.« Suko drehte sich um. Er schaute auf die Tür.
»Geht hin - öffnet!«
Sir James bewegte sich sehr schnell. Ich hatte ihn selten so aufgeregt erlebt.
Mit einem Ruck riß er die Tür auf.
Auf der Schwelle stand - Shao!
***
Keiner von uns schrie vor Freude oder jubelte, aber auf unseren Gesichtern lag die Erleichterung wie ein Schatten der Freude. Wir hatten es geschafft.
Suko lebte, und Shao war ebenfalls lebend zurückgekehrt. Sogar mit ihrer Beute, denn über die rechte Schulter hatte sie die Klinge des Seelenschwertes gelegt.
Es war ein Anblick, der uns erschütterte und uns gleichzeitig erfreute.
Wir alle hatten wohl etwas sagen wollen, doch unsere Lippen blieben zu. Dafür traten Sir James und ich zur Seite, damit wir den Weg für Suko freimachen konnten, denn er allein war darauf fixiert, Shao zu danken. Und er ging auf sie zu.
Sie schaute ihm entgegen. Mit einer sehr bedächtigen Bewegung schwang sie das Schwert von ihrer Schulter und stemmte es mit der Spitze gegen den Betonboden.
Dann wartete sie auf Suko.
Noch immer hatte ich mich nicht an seine kindliche Gestalt gewöhnt, und es rieselte über meinen Rücken, als ich ihn mit seiner normalen Männerstimme sprechen hörte.
»Shao, du hast es geschafft?«
»Ja, ich habe das Schwert!«
Er schaute es an. Wahrscheinlich in Erinnerung an den Treffer, der ihn erwischt hatte, durchlief ein Zittern seine Gestalt. Er bewegte den Mund, aber er konnte nicht mehr sprechen. Dafür streckte er eine Hand vor und strich über die Klinge.
»Du hast sie geholt, Shao!«
»In der Tat, das habe ich.«
»Und weiter? Der Teufel hat auf mich eingeschlagen, sie hat mich verändert, ich bin nicht mehr so wie früher. Wie kannst du mir helfen? Wie kann mir das Schwert helfen?«
Shao holte vor der Antwort tief Luft.
Wir alle wußten, daß sie sehr wichtig, daß sie entscheidend war. »Weißt du, Suko; es wird nur ein Versuch werden, aber es bleibt uns
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