0710 - Der Freund des Satans
keine andere Chance. Wir müssen ihn einfach eingehen.«
»Sag es.«
»Wir müssen noch einmal auf dich einschlagen.«
Das hatte ich mir gedacht. Ich verkrampfte, als ich die Worte hörte. Neben mir stöhnte Sir James tief auf. Er konnte sich nicht so gut beherrschen.
Shao hatte ihre Maske vom Gesicht gezerrt. In ihren Augen sahen wir das Glitzern der Tränen, was wiederum darauf hinwies, wie schwer es auch ihr fallen würde, diesen Weg zu gehen, von dem sie nicht wußte, ob er richtig oder falsch sein würde.
Aber es gab nur diese Möglichkeit.
Wie reagierte Suko?
Er senkte seinen Kopf. Wahrscheinlich sollte keiner von uns mitbekommen, wie es in ihm arbeitete und welche schweren Gedanken er sich dabei machte.
In den folgenden Sekunden blieb es unnatürlich still. Keiner von uns wagte es, die Ruhe zu stören.
Es kam allein auf Suko an, ob er diese Entscheidung akzeptieren würde oder nicht.
Mir kam die Luft zum Schneiden dick vor. Über meinen Rücken rann das Wasser, die Kleidung klebte am Körper. Eine nicht näher erklärbare Furcht hielt mich umklammert, und dann durchbrach Sukos stöhnender Atemzug die Stille.
»Ich habe mich entschieden, Shao. Ja, ich habe es getan. Ich will nicht, daß du dein Leben grundlos aufs Spiel gesetzt hast. Deshalb werde ich auf deinen Vorschlag eingehen. Wie schon einmal werde ich mich wieder in die Truhe legen und dir dabei die Chance geben, mit dem Seelenschwert zuzuschlagen. Ich weiß auch, daß er nicht klappen kann, aber du, Shao, bist nicht der Teufel«
»Bei Gott nicht!« stieß ich hervor. Ich mußte mir einfach durch diesen Satz Luft verschaffen.
»Dann komm!« Suko sagte es beinahe fröhlich. Er löste seine Hand von der Klinge, damit Shao sie umfassen und ihren Schützling zur Seite ziehen konnte.
Sie schaute uns dabei an.
Zuerst Sir James, der ihr zunickte.
Dann mich.
Ich nickte ebenfalls und hielt einen Daumen dabei nach oben. Was in den folgenden Minuten geschehen würde, ging allein sie und Suko etwas an. Sir James und ich waren dabei nicht mehr als Statisten, die nur zuschauen und hoffen konnten.
Wie die große Schwester mit dem kleinen Bruder, so sah es aus, als sich beide er offenen Truhe näherten. Sie gingen mit langsamen Schritten, aber dennoch so zielstrebig, daß sie keinesfalls den Eindruck machten, als würden sie sich ihr Vorhaben unterwegs noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Vor dem Sarg blieben sie stehen.
Noch immer hielten sie sich fest.
Shao schaute hinein, sie blickte auch gegen den Spiegel, ebenso wie Suko, das Kind.
Sir James winkte mir mit einer Hand zu. Er wollte nicht nahe der Tür stehenbleiben, sondern aus kürzester Entfernung mitbekommen, ob die beiden Erfolg hatten.
Sie kümmerten sich nicht mehr um uns, als sie auf sie zuschritten. Beide drehten uns den Rücken zu, sie flüsterten miteinander, besprachen letzte Einzelheiten, denn es sollte um Himmels willen kein Fehler begangen werden.
Sir James und ich verteilten uns an den beiden Enden der Truhe. So konnten wir von verschiedenen Seiten hineinschauen und würden alles hautnah miterleben.
Die Hände lösten sich.
Und wieder mußte Suko in die Truhe steigen. Es war bei ihm bereits das dritte Mal.
Wenn es Sinn gehabt hätte, Himmel, ich hätte gern mit ihm getauscht, aber das war nicht möglich.
Diesmal stand ich außen vor und konnte nur die Daumen drücken.
Suko stieg mit nahezu zeitlupenhaften Bewegungen in die Truhe. Shao war ein wenig vom Rand der Truhe zurückgetreten, damit sie ihm den Platz nicht versperrte. Sie hielt das Seelenschwert fest, aber wir sahen trotzdem, daß ihre Hände zitterten. Ein Zeichen, wie groß der Druck war, der auf ihr lag.
Suko stand in der Truhe.
Sie schauten sich an.
Shao lächelte.
Es war verkrampft, nicht locker, nicht fröhlich. Aber wie konnte es auch so sein?
»Bist du immer noch entschlossen?«
»Ja, Shao«, flüsterte Suko. »Ich muß es riskieren. Entweder klappt es, oder ich…«
»Schon gut.«
Auch Suko hatte verstanden. Er ging in die Hocke.
Es ging alles glatt, nichts störte uns. Für meinen Geschmack lief es allerdings zu glatt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß es Asmodis so ohne weiteres zuließ, wie sein Schwert mißbraucht wurde. Das wollte mir nicht in den Kopf.
Tat er denn nichts?
Wenn ja, dann hatten Shao und Suko meiner Ansicht nach schon verloren. Dann würde der Teufel sie nicht in Ruhe lassen, weil er mit einem Erfolg sowieso nicht rechnete.
Suko lag auf dem Rücken.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher