0710 - Raumschiff in Fesseln
ins Sonnensystem vorzustoßen.
Einerseits, das ist der erste Effekt, wird niemand mehr aus diesem Schiff versuchen, die Zelle Zwei zu erreichen.
Und zweitens haben wir das Risiko halbiert. Ihr Schiff ist ebenso wichtig wie unser gefesselte Teil. Wir teilen das Schiff, und ich hoffe, daß ich Sie bald einholen kann. Bringen Sie die Zelle Zwei in Startbereitschaft, und bevor Sie losrasen, verständigen Sie mich noch einmal. Hier unten mehren sich die Probleme. Ich glaube, daß wir in wenigen Stunden anfangen müssen, uns irgendwie zu wehren. Ich wünsche euch allen dort oben viel Glück. Ebensoviel wie uns.
Starten Sie, Senco. Starten Sie zur heimatlichen Galaxis!"
Rhodan hob kurz die Hand. Er sah daß dieser Entschluß eine Art Bankrotterklärung war, aber er konnte nicht anders handeln.
Während das Bild verblaßte, wandte er sich an Deighton.
„Wie steht es mit den drei geflüchteten Leuten?"
„Sie werden gerade eingeholt!" erwiderte Galbraith.
„Bild, bitte!"
Die Korvette war jetzt im Anflug auf den zweiten der fliegenden Körper. Eine Schleuse war offen, in der sich Männer in leichten Raumanzügen befanden. Auch sie trugen Flugaggregate und waren mit leichten Trossen geschützt. Der Pilot der Korvette raste auf den treibenden Raumfahrer zu, bremste scharf ab und hielt an.
Sämtliche Vorgänge waren nicht mehr in der Lufthülle aufgenommen, sondern fanden bereits im Weltraum statt.
Dreißigtausend Meter über dem Boden des Planeten zündeten die Raumfahrer ihre Flugaggregate und schossen mit ausgebreiteten Armen aus der Luke. Sie kamen von vier Seiten auf den noch immer aufwärts treibenden Mann im Fluganzug zu.
Ein Schuß aus dem schweren Narkosegerät der Korvette hatte ihn schließlich betäubt. Auf sämtliche Funkanrufe hatte er nicht reagiert, sondern war stur weitergeflogen.
„Packt ihn! Schneller!" kam es aus den Helmfunkgeräten.
„Verdammt! Er beschleunigte noch immer!"
„Seine Hände sind auf den Schaltern!"
Die Männer waren jetzt an dem Flüchtenden. Sie hielten sich an ihm fest und wurden mit ihm hochgerissen. Dann gelang es ihnen, die Leitungen zu unterbrechen und die Finger, die sich um die Schalter im Gürtel geklammert hatten, zu lösen.
„Wir haben noch einen! Macht schneller!"
„Er treibt auf die kritische Grenze zu!"
„Es geht nicht schneller!"
Sie packten den starren Anzug, rissen ihn herum und koordinierten dann ihre Bewegungen. Die Seiltrommeln in der Schleuse begannen zu rotieren. Die Gruppe von fünf Raumfahrern raste auf die große, lichterfüllte Öffnung zu und landete dort im Feld der künstlichen Schwerkraft. Augenblicklich nahm die Korvette Fahrt auf und bewegte sich auf das letzte Ziel zu, das deutlich auf den Schirmen der Ortung zu sehen war.
„Wir holen ihn nicht mehr ein!"ächzte der Pilot und schob die Geschwindigkeitsregler bis zum Anschlag hinein. Die Digitalziffern begannen erneut zu rasen. Einunddreißig Kilometer... die Beträge des Bodenabstands addierten sich. Auch der Abstand zwischen Schiff und dem treibenden Objekt veränderte sich. Während andere Männer den Bewußtlosen abtransportierten, machte sich das vierköpfige Kommando wieder bereit.
Weit vor ihnen, oder besser über ihnen, denn beide Körper entfernten sich immer mehr von der Planetenoberfläche in den Raum hinaus, glitzerte ein winziger Punkt. Er wurde immer deutlicher und größer. Die Vibrationen des Schiffes ließen auch in der weit geöffneten Hangarschleuse erkennen, daß der Pilot das Letzte aus dem Antrieb herausholte.
Hier galten nicht kosmische Bezüge, sondern weitaus geringere Entfernungen. In wenigen Sekunden mußten die Männer den dritten Raumfahrer erreichen, sonst war die kritische Entfernung überschritten.
Bewußtlos schoß der Raumfahrer auf die unsichtbare SOL-Zelle-Zwei zu.
Die Korvette holte auf. Noch siebenhundert Meter. Der erste Bremsstoß setzte ein und ließ die Zelle des Schiffes schwingen.
Die Männer tasteten sich an den Rand der Schleuse und legten die Hände auf die Steuerungen der Flugaggregate.
Sechshundert, fünfhundert, dann nur noch hundert Meter.
Dröhnend setzten sich die Schwingungen durch das Metall fort.
Die vier Männer des Bergungskommandos flogen wie Geschosse aus der Lukenöffnung, zogen die Sicherungsleinen hinter sich her und steuerten ihre Flugbahnen auf den Flüchtling aus.
Wieder führten sie eine Zangenbewegung aus.
Das Schiff stieg jetzt langsamer höher und hielt sich fünfzig Meter oder mehr unterhalb des
Weitere Kostenlose Bücher