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0711 - Die Nacht der Wölfe

0711 - Die Nacht der Wölfe

Titel: 0711 - Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich her.
    Warum laufen sie so schnell?, überlegte Zamorra.
    »Halten Sie an«, sagte er laut. »Ich glaube, auf der Weide ist irgendwas.«
    Yellowfeather stoppte den Wagen, schaltete den Motor ab und sah aus dem Fenster. Staubfahnen zogen träge über die Prärie. Das Muhen der Rinder drang zu ihnen herüber.
    »Sie haben Recht. Da stimmt was nicht.«
    Et ließ den Motor an, musste jedoch noch fünfzig Meter weit fahren, bevor er über eines der Metallgitter die Weide erreichte. Der Wagen kam nur schwer auf dem unebenen Boden vorwärts und Zamorra bereute, dass er den Jeep in der Stadt gelassen hatte.
    »Da!«, rief Nicole von der Rückbank. »Auf der linken Seite.«
    Yellowfeather kurbelte am Lenkrad. Die Lichter des Wagens stachen in die Dunkelheit, rissen für einen Moment eine Gestalt aus der Dunkelheit. Zamorra sah gelbe Augen und weißes Fell.
    Yellowfeather gab Gas. Der Wagen schoss mit durchdrehenden Reifen vorwärts. Staub wallte auf, nahm ihnen für einen Augenblick die Sicht, dann ließen sie die Wolke hinter sich.
    Erneut tauchte der Schatten neben ihnen auf. Zamorra hielt sich mit einer Hand an der Wagentür fest, während er mit der anderen nach dem Blaster griff, den er ebenso wie Nicole unter seiner Jacke verborgen trug. Er hatte noch nie mit der Energiewaffe gegen die Tulis-Yon gekämpft, hoffte jedoch, dass sie mehr Wirkung zeigte als Kugeln.
    Plötzlich war die Gestalt vor ihnen. Yellowfeather trat instinktiv auf die Bremse. Das Heck brach aus, der Wagen schleuderte herum und raste auf den Schatten zu. Zamorra wartete auf den Zusammenstoß, aber stattdessen hörte er einen dumpfen Schlag auf dem Dach. Er riss den Kopf hoch, sah wie das Metall sich über ihm ausbeulte.
    »Gib Gas!«, schrie er Yellowfeather an, der mit offenem Mund auf die größer werdende Verformung starrte.
    Der Sheriff zuckte zusammen. Der Motor heulte auf. Zamorra schlug mit dem Kopf gegen das Seitenfenster und sah für einen Moment Sterne. Das Hämmern über ihm ließ nicht nach. Der Tulis-Yon musste sich irgendwie am Dach festgekrallt haben und versuchte es jetzt mit der Faust zu durchstoßen.
    Yellowfeather schien zu begreifen, was geschah, denn er trat unerwartet auf die Bremse. Zamorra wurde im Gurt nach vorne geschleudert und sah einen Schatten, der vor ihm in der Dunkelheit verschwand.
    Yellowfeather setzte zurück, wendete den Wagen mit hektischem Lenkradkurbeln und trat wieder aufs Gas.
    »Was zum Teufel war das?«, brüllte er.
    Zamorra wollte ihm darauf antworten, aber im gleichen Augenblick rissen die Scheinwerfer ein weiteres Hindernis aus der Dunkelheit.
    »Vorsicht!«
    »Shit.« Yellowfeather trat auf die Bremse, aber es war zu spät. Für eine Sekunde stachen die Lichter des Wagens in den Himmel, dann kippten sie nach vorne. Zamorra sah eine Wand aus Sand vor sich auftauchen und biss in Erwartung des Aufpralls die Zähne zusammen.
    Der Schlag riss ihn nach vorne in den Sicherheitsgurt, der vom Gurtstraffer hart gespannt wurde. Es knallte zweimal. Etwas Weißes hüllte ihn ein, raubte ihm den Atem, während Sand und Steine auf den Wagen prasselten. Metall knirschte, dann wurde es still.
    Zamorra sah den schon wieder zusammengefallenen Airbag und hustete.
    »Ist jemand verletzt?«, hörte er Nicole hinter sich fragen.
    »Nein«, sagte er. »Alles in Ordnung. Yellowfeather?«
    Der Sheriff versuchte seinen Airbag mit einer seitwärts wischenden Bewegung beiseite zu falten und nickte. Dann griff er nach dem Funkgerät.
    »Yellowfeather an Zentrale. Bitte kommen, Agent Brooke…«
    Er wiederholte den Ruf noch zweimal, bevor er frustriert den Kopf schüttelte. »Nichts. Entweder ist er nicht im Büro oder das Funkgerät ist beschädigt.«
    Er stieß die Fahrertür auf und sprang in den ausgetrockneten Bewässerungsgraben, der ihre Fahrt so abrupt gestoppt hatte. Zamorra und Nicole folgten ihm.
    »Glück gehabt«, sagte Yellowfeather mit einem Blick auf den Wagen, dessen Motorhaube sich tief in die gegenüberliegende Lehmwand gebohrt hatte. »Manche dieser Kanäle sind aus Beton.«
    Zamorra schluckte. Der Sheriff war wirklich ein Sonnyboy.
    ***
    Chang kam geschmeidig auf die Beine und heulte seine Euphorie in die Nacht hinaus. Vor ihm verschwanden die Lichtkegel des Polizeiwagens, aber er machte sich nicht die Mühe, die Menschen zu verfolgen. Ihr Weg führte sie zurück in die Stadt, und die war längst zur Todesfälle geworden.
    Chang lief mit langen Schritten über die Weide. Ab und zu fuhr seine Wolfszunge über

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