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0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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freute sich schon darauf, sie zu töten. Auf die Dauer langweilte es ihn, immer nur wehrlose Opfer abzuschlachten. Menschen mit normalen Waffen hatten doch keine Chance gegen ihn!
    Der Kriegerdämon wollte sich wieder mit einem halbwegs ebenbürtigen Feind messen. Die lange Zeit der Gefangenschaft hatte seinen unbändigen Hass auf alles Gute nicht gerade abkühlen können, im Gegenteil.
    Gubhar wollte endlich wieder einen Weißmagier krepieren sehen!
    Lautlos, aber bedrohlich wie ein beweglicher Berg, bewegte sich Gubhar auf dem Rücken von Kela über den See. Er schwang sein Schwert hoch über dem gehörnten Helm. Immer wieder schlugen Blitze in das schwarzmagische Metall.
    Da ertönte plötzlich eine schneidende Stimme.
    »Halt!«
    Der Dämon stutzte.
    Nicht nur deshalb, weil es jemand wagte, ihn aufhalten zu wollen. Sondern auch, weil die Stimme ihn in der uralten Dämonensprache angeredet hatte, deren er sich selbst bediente.
    Unwillkürlich zügelte Gubhar sein Reittier. Auch Kela hatte natürlich den Befehl vernommen. Das Höllentier sandte heimtückische Blicke über den nächtlich-stillen See.
    Doch es war absolut nichts zu erkennen. Auch die dämonischen Kräfte der beiden Angreifer reichten nicht aus, um zu sondieren, wer zu ihnen gesprochen hatte.
    Kela verharrte in der Luft, obwohl Gubhar ihm keine Anweisung gegeben hatte. Zwar gehorchte der Dämonenpanther seinem Herrn aufs Wort. Doch andererseits war Kela intelligent genug, um nicht blindwütig in eine Falle zu laufen.
    Die Schmach, einst von dem Asketen gebannt worden zu sein, saß tief in ihm. Darin unterschied er sich nicht von Gubhar. Beide sannen auf Rache, die sich niemals erfüllen konnte. Denn der Heilige Mann war ja schon längst tot.
    »Verschwindet von hier!«
    Da war sie wieder, die Stimme. Wieder wurden die Worte aus der uralten Dämonensprache geformt.
    Grimmig schaute Gubhar sich um. Oft hatte er es nicht mit seinesgleichen zu tun. Er war ein Schwarzblüter, der ungerne andere Wesen seiner Art neben sich duldete. Außer Kela, denn der gehorchte ihm ja blindlings.
    Immer noch konnte Gubhar nicht erkennen, was für eine Kreatur ihn stoppen wollte.
    »Wer sagt das?«
    Er spie die Worte aus, das Schwert drohend erhoben.
    Da teilten sich die Fluten vor ihm. Ein Dutzend Grahas hatten sich vom Grund des Dal-Sees erhoben.
    Ein Graha ist ein habgieriger böser Geist. Seine feinstoffliche Hülle gleicht einer Insektenlarve, ist aber von dunkler Farbe. Der Leib ist gekrümmt, der Kopf flach. Obwohl er nur feinstofflich vorhanden ist, kann ein Graha schreckliche Untaten anrichten. Er versteht es, die Kräfte der Natur und den Willen der Menschen zu beeinflussen. Auch eine Mondfinsternis geht oft auf das Konto der bösen Geister.
    Wie Gubhar wusste, lebten Grahas in fast allen indischen Seen. Also auch im Dal-See.
    Der Kriegerdämon lachte wild auf.
    »Ihr? Ihr lächerlichen Geistwürmer wagt es, euch mir entgegenzustellen?«
    »Allerdings!«, erwiderte der Sprecher der Grahas in der Dämonensprache. »Das hier ist unser Gebiet. Du hast hier nichts verloren, Gubhar. In diesem See bestimmen wir, was geschieht!«
    »Geht mir aus dem Weg und erschreckt ein paar alte Weiber zu Tode«, höhnte Gubhar. »Es ist unter meiner Würde, gegen euch zu kämpfen!«
    Die bösen Geister erwiderten nichts. Stattdessen jagten sie dem Dämonen eine Ladung ihrer Energie entgegen.
    Aus den Seelen Ertrunkener hatten sie diese Kraft geformt. Immer wieder brachten die Grahas Boote zum Kentern. Mit der Lebensenergie der sterbenden Menschen fütterten sie ihre eigene böse Existenz.
    Der Angriff kam so schnell und überraschend, dass Gubhar von Kelas Rücken geworfen wurde. Er überschlug sich.
    Kela fauchte wütend. Doch der Kriegerdämon explodierte vor Zorn.
    »Ihr wagt es?«, brüllte er. »Jetzt seid ihr zu weit gegangen!«
    Mit seiner Schwertspitze malte Gubhar geheime Zeichen in die Luft. Gleich ein halbes Dutzend Blitze erschienen am pechschwarzen Nachthimmel. Die zuckenden Lichtsäulen bündelten sich. Sie schossen durch Gubhars Schwert hindurch.
    Und trafen die Wassergeister!
    Die Wirkung war furchtbar. Der Zauber des Kriegerdämonen ließ die Grahas augenblicklich erstarren. Ihre feinstofflichen Körper wurden plötzlich fest und hart. Einige von ihnen versanken sofort im tiefen Wasser des Dal-Sees. Andere wurden durch die Macht der Blitze wie Wurfgeschosse in alle Richtungen geschleudert.
    Gubhar triumphierte.
    »So geht es allen, die sich mir in den Weg stellen.

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