0712 - Satan von Kaschmir
schwarzblütige Krieger und seine Dämonenkatze glitten lautlos über die Oberfläche des Dal-Sees. Sie schwebten in der Luft. Langsam näherten sie sich der Ansammlung von Hausbooten, die vor dem Ufer verankert waren.
Bisher war die Nacht kalt und sternenklar gewesen. Als sich Gubhar in der Mitte des Sees befand, zog er sein Schwert.
Es klirrte leise, als die verhexte Klinge gegen das Metall der Scheide rieb. Einst war Gubhars Schwert aus den Knochen eines Eisenriesen geschmiedet worden. Im Blut von hunderttausend Feen hatte der Dämonenschmied das Metall erkalten lassen. So weit Gubhar wusste, war seine Waffe im Dämonenreich einmalig. Schließlich hatte er den Schmied damit eigenhändig getötet, damit dieser nicht ein zweites Schwert dieser Art fertigen konnte.
Der Kriegerdämon verscheuchte die Gedanken an die Vergangenheit. Zeit spielte für ihn ohnehin keine Rolle.
Er hatte dieses mächtige Schwert, mit dem er jeden weißmagischen Feind zerschmettern konnte. Und das war die Hauptsache.
Gubhar lachte.
Es klang wie der Abgang einer Gerölllawine.
Dann stieß der Dämon die Spitze seines Beidhänders in Richtung Himmel.
Augenblicklich schoben sich schwarze Unwetterwolken vor die glitzernden Sterne. Bald war es so dunkel, dass ein menschliches Auge die Lichter von Srinagar nicht mehr erkennen konnte.
Aber Gubharhatte keine Menschenaugen.
Er fand seine Feinde auch in tiefster Nacht…
***
Ali Jama schlief wie ein Stein.
Nicole zog die Bettdecke bis zu seiner Kinnspitze hoch. Nachdenklich betrachtete sie den kleinen Mujahedin, der mit halb offenem Mund in dem weichen Bett lag und regelmäßig atmete.
Nicole hegte keine mütterlichen Gefühle für ihn. Dafür war sie einfach nicht der Typ. Ali tat ihr nur Leid. Einerseits war er ein Waisenkind, das sich offenbar nach Liebe und Anerkennung sehnte. Doch andererseits verbreitete er hasserfüllte Parolen, die ihm offenbar von erwachsenen Verführern eingeimpft worden waren.
Er ist doch noch ein Kind!, sagte die Französin zu sich selbst.
Wie zur Bestätigung ihrer Gedanken bewegte Ali im Schlaf seine rechte Hand. Der Daumen fand wie von selbst den Weg zwischen Alis Lippen.
Nicole schmunzelte und schloss leise die Tür des Schlafzimmers.
Zamorra hatte gerade gegähnt, als sie in den Wohnraum des Hausbootes trat. Auch Nicole spürte nun die Müdigkeit. Der Jetlag steckte beiden in den Knochen, obwohl sie Transkontinentalflüge gewohnt waren. Von den Zeitreisen ganz zu schweigen.
»Schläft er?«
Nicole nickte versonnen.
»Dann sollten wir auch an der Matratze horchen, Cherie. Es wird ein anstrengender Tag morgen.«
Die beiden Dämonenjäger zogen sich in eines der anderen freien Schlafzimmer zurück.
Nicole verriegelte die Tür von innen.
»Hast du Angst, dass Ali uns im Schlaf die Kehlen durchschneidet?«, fragte Zamorra.
Die Französin warf ihm einen unwilligen Blick zu.
»Unsinn, Cheri. Obwohl - ich werde nicht schlau aus dem Jungen.«
Zamorra nickte.
»Ich weiß, was du meinst. Es ist so viel Hass in ihm. Und dabei ist er doch noch ein Kind.«
Zamorra wiederholte fast wörtlich den Gedanken, den Nicole vor ein paar Minuten gehabt hatte.
»Es gibt Millionen Kinder wie ihn, überall auf der Welt«, sagte Nicole nachdenklich. »Und Erwachsene, die ihnen eine Waffe in die Hand drücken. Und sie marschieren lassen. Für eine Religion oder für eine politische Richtung. Weißt du, was ich manchmal glaube?«
»Was?« Zamorra blickte seine Gefährtin gespannt an.
»Die Dämonen haben oft so leichtes Spiel, weil es so viel Hass zwischen den Menschen gibt.«
Zamorra ging zu ihr hinüber. Er nahm Nicole zärtlich in die Arme.
»Gegen Hass hilft nur Liebe.«
Und da bemerkten Zamorra und Nicole fast gleichzeitig, wie sich das Amulett erwärmte.
Das konnte nur eines bedeuten.
Dämonische Gefahr!
Doch da war es schon zu spät. Das Hausboot wurde von einer unsichtbaren Macht gerammt. Der Aufprall war so heftig, dass Zamorra und Nicole aufs Bett fielen. Beide Lichter des Raums erloschen gleichzeitig.
***
Der Himmel über Srinagar war so schwarz wie die tiefsten Abgründe der Hölle. Weder Sternenfunkeln noch Mondschein konnten die dämonischen Wolkenbänke durchdringen.
Ein mächtiger Blitz zuckte, schlug in Gubhars Schwert. Der Kriegerdämon griff an. Lautlos jagte Kela, sein schwarzmagischer Panther, knapp über der Wasseroberfläche auf das Hausboot zu.
Dort drin befanden sich der Mann und die Frau mit den weißmagischen Kräften. Gubhar
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