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0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Ihr kennt meinen Namen, Grahas. Nun wisst ihr, warum die Menschen vor mir zittern. Gubhar kennt keine Gnade! Fürchtet den mächtigen Schwertdämon!«
    Hohn lachend schauten Gubhar und Kela zu, wie die letzten Wassergeister verschwanden. Sie hatten seiner Magie nichts entgegenzusetzen gehabt.
    Der Satan von Kaschmir drückte gegen die Flanken seines Reittiers. Gehorsam bewegte sich Kela auf das Hausboot der beiden Fremden aus dem Westen zu…
    ***
    Kurz vorher
    Ali wachte schweißgebadet auf.
    Wieder hatte ihn der Albtraum gequält, der eigentlich eine Erinnerung war. Der Kampf im Dunkel gegen einen unsichtbaren Feind. Die Todesschreie seiner Kameraden. Ihr Blut auf seiner Kleidung. Die Ausstrahlung des absolut Bösen.
    Nur langsam fand der Junge in die Realität zurück. Erstaunt bemerkte er, dass er einen sauberen Pyjama trug. Er lag in einem weichen Bett. War das hier ebenfalls ein Traum? Würde er gleich in einem dreckigen Bretterverschlag wirklich erwachen, von seinem eigenen Zähneklappern aufgeschreckt?
    Und dann kamen allmählich die Erinnerungen zurück. Die beiden ungläubigen Fremden… Er hatte die Frau berauben wollen, doch sie hatten ihn gefangen. Aber statt ihn der Polizei zu übergeben, hatten sie ihn auf dieses Boot mitgenommen. Er hatte essen dürfen und war ausgefragt worden. Über dieses Höllenwesen in der Berghöhle.
    Warum? Weshalb kümmerten sich die Fremden um so etwas?
    Nachdenklich schwang Ali die Beine aus dem Bett.
    Vielleicht, sagte er sich, aus Langeweile.
    Aus der Sicht des Straßenjungen war jeder Bewohner der westlichen Welt unermesslich reich. Er hatte oft gehört, dass Reiche mit ihrer Zeit nichts anzufangen wussten. Vor allem, wenn sie nicht dem Wahren Glauben anhingen…
    Ali war hellwach.
    Er schlug die Decke zurück und spähte aus dem Fenster. Es war Nacht. So stockfinster erschien der Himmel, dass man kaum die Lichter des Hotels New Rigadoon am Ufer sehen konnte.
    Der Junge schwang die Beine aus dem Bett. Er musste auf dem Sofa eingeschlafen sein. Dann hatten die Ungläubigen ihn zu Bett gebracht. Wer ihn wohl ausgezogen hatte? Der Mann? Oder die Frau? Bei letzterem Gedanken errötete Ali über und über. Er war froh, dass ihn niemand sehen konnte.
    Was sollte er nun tun?
    Er setzte zunächst seine Füße auf den Teppich. Dieser war abgeschabt, aber immer noch weich. Obwohl in seiner Schlafkabine kein Licht brannte, konnte sich Ali gut orientieren. Der ferne Lichtschein der Hotellampen, der durchs Fenster fiel, reichte ihm aus. Der Junge war es als Naturkind gewöhnt, sich auch in fast völliger Dunkelheit zurechtzufinden.
    Seine Hand umfasste den Knauf der Kabinentür. Im Grunde seines Herzens rechnete Ali damit, dass sie ihn eingeschlossen hatten. Weshalb sollten sie ihm trauen? Immerhin hatte er versucht, der Frau ihren Pass abzunehmen.
    Doch die Tür ließ sich problemlos öffnen.
    Ali schürzte die Lippen und stieß langsam die Luft aus seinen Lungen. Waren diese Fremden nur leichtsinnig? Oder wollten sie ihm vielleicht eine Falle stellen?
    Ali tippte auf einen Hinterhalt. Die Erfahrungen seines jungen Lebens hatten ihn gelehrt, dass man sich nicht auf andere Menschen verlassen durfte. Jedenfalls nicht, wenn es Ungläubige waren. Das hatten die Mullahs oft genug gepredigt. Ali kannte zwar persönlich kaum Ungläubige. Doch er vertraute den Worten seiner Geistlichen.
    Im Wohnraum des Hausbootes brannte eine funzlige Leuchte. In ihrem Schein sah Ali einige Gegenstände, die auf dem Couchtisch lagen.
    Ein Buch. Eine Brieftasche. Und -ein Messer!
    Es war ein normales Obstmesser, lang und spitz. Der ungläubige Hindu, der das Essen geliefert hatte, hatte es mitgebracht, damit sie die Mangos schälen konnten, die es zum Dessert gegeben hatte.
    Ali leckte sich die Lippen, als er an die süßen Früchte zurückdachte. Doch dann war sein Misstrauen wieder da.
    Versteckten sich die Fremden hinter dem Sofa? Oder hinter den Sesseln? Wollten sie ihn auf die Probe stellen?
    Ali durchquerte lautlos den Raum. Im Schein der trüben Lampe schaute er in alle Ecken.
    Doch er war ganz allein in dem Raum.
    Sein Pulsschlag beschleunigte sich, als er zu der Brieftasche griff. Darin befanden sich mindestens zweitausend Rupien. Für einen Straßenjungen wie ihn war das ein Vermögen.
    Das Buch interessierte ihn nicht. Er sah auf den ersten Blick, dass es nicht der Heilige Koran war. Doch selbst den konnte er nicht lesen.
    Ali war Analphabet, wie viele Kinder in den unzugänglichen Bergregionen.

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