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0712 - Satan von Kaschmir

0712 - Satan von Kaschmir

Titel: 0712 - Satan von Kaschmir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Herzens ein guter Kerl war.
    Nicole verbuchte den Zwischenfall als Verzweiflungstat. Genau wie Zamorra konnte sie es kaum abwarten, was Ali Jama ihnen über diesen Dämon erzählte.
    Doch zunächst mussten sie sich gedulden.
    Mit dem Hunger eines Menschen, der seit Tagen nichts Richtiges in den Magen bekommen hatte, stopfte das Straßenkind das Essen in sich hinein.
    Für Nicole und Zamorra blieb kaum etwas übrig. Sie hielten sich an den Tee.
    Endlich wischte Ali Jama mit einem Stück Fladenbrot die letzten Curryreste von seinem Teller.
    Er rülpste laut und zufrieden.
    »Wohl bekommt's!«, meinte Zamorra trocken. »Zum Dessert würde ich gerne etwas über diesen Dämon hören !«
    Augenblicklich flackerte wieder Misstrauen in Ali Jamas dunklen Augen auf.
    »Wieso eigentlich?«
    Zamorra hütete seine Zunge. Er wollte diesem Jungen nicht sagen, wer er selbst und Nicole waren. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    »Als Gegenleistung«, meinte der Dämonenjäger daher. »Wir haben dich nicht zu den Bullen geschafft. Wir haben dir sogar zu essen gegeben. Jetzt kommt deine Seite des Geschäfts.«
    Ali Jama nickte. Das begriff er. So ging es zu in der harten Welt der Straße. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Und wer eine Schwäche zeigte, wurde sofort niedergemacht.
    Zamorra billigte diese grausamen Gesetze nicht. Aber er musste sich dem Jungen verständlich machen. Der Anblick der Flüchtlinge hatte Zamorra tief berührt. Er musste diesen Dämon so schnell wie möglich unschädlich machen.
    Und dafür brauchte er Ali Jamas Hilfe.
    »Ich habe nicht immer auf der Straße gelebt, wisst ihr«, meinte der Junge mit einem kläglichen Anflug von Stolz. »Ich bin eigentlich ein Mujahedin.«
    »Du kämpfst also gegen die Inder?«, vergewisserte sich Nicole.
    »Ich kämpfe gegen alle Ungläubigen!«, tönte Ali Jama. »Ob Hindus, Buddhisten oder Christen. Es gibt auch Inder, die dem Wahren Glauben Allahs anhängen. Aber die indischen Soldaten sind alle dreckige Hindus!«
    Seine Sätze klangen wie auswendig gelernt. Zamorra schwieg. Mit religiösen Fanatikern zu streiten, brachte nichts. Er verspürte nur eine große Wut auf die Verführer, die Kinder und Halbwüchsige wie Ali Jama mit ihren Hasstiraden vergifteten. Und womöglich als Soldaten in einen sinnlosen Glaubenskrieg schickten.
    »Kommen wir auf den Dämon zurück«, warf Nicole ein. Auch sie war erschrocken über den Hass, der plötzlich in Ali Jamas Augen blitzte.
    Der Junge atmete tief durch. Seine Sätze kamen zögerlicher, während er weitersprach.
    »Ich habe meine Kameraden zu einer Höhle geführt. In dieser Höhle befand sich ein Götzenbild eines Buddha. Ich habe sie ganz allein entdeckt!«, fügte er hinzu.
    »Warum?«, fragte Zamorra.
    »Warum was?«
    »Warum hast du die anderen Mujahedin zu der Buddha-Höhle geführt?«
    »Um den Götzen zu vernichten!«, antwortete Ali mit größter Selbstverständlichkeit. »Kein Blick eines Wahren Gläubigen darf durch solche lästerlichen Statuen beleidigt werden!«
    Zamorra atmete tief durch. Aber er schaffte es, ruhig zu bleiben.
    »Und was geschah dann, Ali?«
    »Wir haben das verdammte Ding in die Luft gejagt!«, grinste der Junge. Gleich darauf verlosch sein Lächeln, als hätte jemand eine Lampe ausgeschaltet. »Aber danach…«
    »Ja?«
    Zamorra beugte sich gespannt vor. Nicole hatte sich auf die Armlehne seines Klubsessels niedergelassen und den Arm um seine Schulter gelegt.
    »Wir sind in die Höhle zurück, um alles zu untersuchen«, presste Ali hervor. »Der Buddha war wirklich kaputt. Doch- doch dann erloschen die Taschenlampen unserer Gotteskrieger!«
    »Sie erloschen? Warum?«
    »Ich weiß es nicht! Der Kommandant befahl, sie wieder einzuschalten. Aber keiner der Männer hat sie absichtlich ausgeschaltet, glaube ich. Denn ich hatte selber eine bei mir. Sie ging plötzlich aus. Ohne Grund!«
    Die Energie wurde schwarzmagisch aufgesaugt, dachte Zamorra, doch er sagte nur: »Weiter!«
    Ali Jamas Unterlippe zitterte. Die Erinnerung überwältigte ihn. Er unternahm übermenschliche Anstrengungen, um nicht vor den Fremden zu weinen. Aber dann brachen die Tränen doch aus ihm hervor.
    »Dann griff es an!«, schluchzte er.
    Zamorra wartete, bis sich der Junge einigermaßen beruhigt hatte. Nicole reichte dem kleinen Mujahedin ein sauberes Taschentuch. Mit gesenktem Blick nahm er es entgegen und schnäuzte sich.
    »Kannst du es näher beschreiben?«, forschte Zamorra,-, »Es muss eine Kraft aus der Dschehenna (Hölle)

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