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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Hof zu verlassen. Wenn nicht, seid ihr tot…«
    Der Satz war gefallen, jeder hatte die Worte gehört, selbst diejenigen, die schon fast abgefüllt waren. Plötzlich wurde es still.
    Nur Doris zeigte Schneid. »Wie war das?«, rief sie.
    »Fünf Minuten, mehr nicht. Räumt den Bau, er wird bald abgefackelt. Macht schnell, beeilt euch! Heute seid ihr an der Reihe. Los, vorwärts!«
    Es war niemand da, der widersprach. Außerdem traute man diesen Kerlen alles zu.
    Plötzlich geriet Bewegung in die Feiernden. In dem Haus gellten die Schreie wider, während sich die vier Ankömmlinge auf dem Hof verteilten. Einer kam dicht an Doris vorbei. Sie konnte ihn sogar riechen. Er stank, als würde er von innen her brennen oder kokeln.
    Einen derartigen Geruch hatte sie bei einem Menschen noch nie festgestellt.
    Wie Blitze zuckten die Schlagzeilen durch ihren Kopf, die sie über die Brände in den letzten Wochen gelesen hatte. Jetzt waren sie an der Reihe, jetzt…
    »Mutter!«, keuchte sie plötzlich. Siedendheiß fiel ihr die kranke Mutter ein, die im Bett lag. Und plötzlich rannte sie los. Sie tauchte in den stinkenden Flur, in dem schon Panik herrschte, weil ihr die Ersten bereits entgegenkamen und sich freie Bahn verschaffen wollten. Der Flur war wie ein langer schmaler Sarg.
    Rechts lag die Tür. Doris rammte sie auf. Ihre Mutter saß im Bett.
    Das Geschrei musste die alte Frau aufgeschreckt haben.
    »Komm, Mutter, komm! Du musst raus!«
    »Wie raus? Was ist denn los?«
    »Die sind gekommen und fackeln das Ding hier ab. Wir haben nicht einmal mehr fünf Minuten bis zur Flucht.«
    »Aber ich kann doch nicht…« Sie brach ab und hob hilflos beide Hände an.
    »Doch, du kannst, Mutter! Du musst! Los, raus aus dem verfluchten Bett! Schnell!« Doris zerrte ihre Mutter an den Handgelenken aus dem Bett. Die alte Frau wusste nicht, wie ihr geschah.
    Doris riss eine Schranktür auf. Sie verwahrte dort einen alten Koffer. In ihn hinein schleuderte sie wahllos einige Kleidungsstücke von ihrer Mutter und sich. Dann warf sie ihr einen fleckigen Bademantel zu. »Zieh den über, Mutter!«
    Die alte Frau mit den schlohweißen Haaren wusste nicht, wie ihr geschah. Sie stand mitten im Raum und hielt den Bademantel gegen ihre Brust gedrückt, während sich Doris hektisch bewegte und dabei nicht ihren Mund hielt.
    »Endlich wird diese Scheißbude abgefackelt!«, keuchte sie. »Endlich ist es so weit. Als hätte man mein Beten erhört.« Sie lachte schrill und hämmerte den Kofferdeckel zu. »Fertig, Mutter?«
    »Nein, ich…«
    »Lass alles hier.« Doris hetzte auf die Frau zu. In einer Hand hielt sie den Koffer, mit der anderen zerrte sie die Frau zu sich heran.
    »Wir müssen von hier verschwinden, Mutter! Sie haben uns nur fünf Minuten Zeit gegeben, fünf Minuten, verstehst du das?« Auf ihrem Gesicht zeichneten sich wilde Erregung und Entschlossenheit ab.
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Und wo sollen wir hin, Kind?«
    »Das ist mir doch egal. Nur weg hier. Raus aus dieser alten Rattenbude!«
    »Nein, ich bleibe!«
    »Du kommst mit! Willst du denn verbrennen? Sollen dich die Flammen fressen?«
    Plötzlich wurde sie eigensinnig. Sie wollte einfach nicht, befreite sich aus dein Griff und lief zum Bett zurück. Bevor sie sich dort fallen lassen konnte, hatte Doris sie erreicht und zerrte sie wieder zu sich heran. »Du kommst mit, verdammt!«
    »Ich will aber nicht!«
    »Willst du verbrennen?«
    »Ja, ja! Und wenn ich hier verbrenne. Es ist mir egal, verstehst du das? Es macht mir nichts aus, ich…«
    Doris kannte kein Pardon. Sie fürchtete, dass die Zeit schon vorbei war. Den Koffer hatte sie unter den linken Arm geklemmt, um wenigstens mit einer Hand die Tür aufreißen zu können. Das schaffte sie auch, schaute in den Gang und fand ihn leer. Doch da tauchte bereits einer der Fremden auf.
    Als Doris ihn sah und dabei in sein Gesicht schaute, glaubte sie, von einem Schlag getroffen zu werden.
    Das – das konnte nicht sein, das war nicht möglich! Die dunkle Gestalt, die durch den Gang schritt, hatte sich verändert. Aus den Augen schlugen kleine grünrote Flammen wie tanzende Irrlichter, die Schatten auf das Gesicht malten.
    »Es ist schon spät!«, sagte der Unheimliche.
    »Ich weiß, aber meine Mutter!«
    »Hol sie!«
    Doris drehte sich um. Ihre Mutter war wieder zurück in das Zimmer gelaufen. »Neiinnn!«, schrie sie. »Geh allein, lass mich hier! Ich will nicht mehr leben, ich…«
    Doris wollte vorlaufen. Für sie war

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