0716 - Der Flammen-Friedhof
Die Kanne war voll. Sie isolierte gut. Der Kaffee würde sicherlich mehrere Stunden heiß bleiben.
»Wenn du jetzt über den Kaffee meckerst, kippe ich deinen Anteil in das Waschbecken.«
Ich staunte ihn an. »Habe ich ein Wort davon gesagt?«
»Nein, aber ich sehe es deinem Gesicht an. Dir ist nicht zu trauen, Alter.«
»Stell dich nicht so an.« Ich stand auf und füllte die Tassen. Schon beim Einlaufen sah ich, dass er Bill nicht eben perfekt geraten war.
Den konnte auch ein Herzkranker trinken. Bill sah es selbst, er wurde etwas verlegen und rieb dabei seine linke Wange.
»Hast du was?«, fragte ich ihn.
»Nein – wieso?«
Ich schob ihm die Tasse zu. »Sieht richtig gut aus, unser Getränk. Fast schon zu gut.«
»Ach ja?« Bill trank den ersten Schluck, krauste die Stirn, hatte Mühe, ernst zu bleiben, schaffte es dann doch nicht und fing brüllend an zu lachen. Zum Glück hatte er den Kaffee schon geschluckt, sonst wäre ich mit unfreiwilligen Sommersprossen verziert worden.
»Hast du dich verzählt?«, fragte ich.
»Kann ja mal vorkommen.«
»Sicher, niemand ist perfekt.«
Er winkte ab und wischte Tränen aus seinen Augen. »Lass mal, ich koche neuen.«
»Nicht nötig, der Durst wird ihn reintreiben.« Ich klopfte auf meine Akte, ein Zeichen, dass es ernst wurde. »Sag mal, Bill, hast du dir eigentlich schon die Aussagen der Zeugen in deinen Akten genauer durchgelesen?«
»Nicht so direkt.«
»Aber ich.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Kann ich dir sagen.« Ich wiederholte, was mir aufgefallen war, und zitierte sogar.
»Das ist ein Ding«, murmelte der Reporter.
»Dann sieh mal bei dir nach.«
Das tat Bill. Minuten später nickte er. »Ja, auch bei mir sind die Aussagen ähnlich. Die Zeugen sprechen von seltsamen Gestalten, die das Feuer gelegt haben.«
»Wie denn?«
»Nicht durch Brandbomben. Durch ihre eigene Person, was natürlich von den Experten angezweifelt wurde.«
»Gut, dass wir keine Experten sind.«
»Dann denkst du so wie die Zeugen?«
»Natürlich.«
»Und was hat die technische Untersuchung der Brandorte ergeben?«, fragte Bill.
Ich krauste die Stirn und atmete schnaufend. »Das ist auch so ein Problem, Bill. Man fand überhaupt keine Spuren, Hinweise oder Reste, die auf eine Brandstiftung hätten schließen lassen.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte er.
»Ist es aber.«
»Ich sehe das nicht einmal mehr als komisch an«, murmelte mein Freund. Er klopfte mit dem stumpfen Bleistiftende auf den Schreibtisch. »Welches Ei hat uns Mr. Sensation da ins Nest gelegt, John?«
»Keines.«
»Wieso das denn?«
»Weil er selbst das Ei war.«
»Gut gefolgert, Alter.« Bill zielte mit dem Bleistift auf mich. »Jetzt musst du mir nur noch erklären, wie du darauf gekommen bist.«
»Nichts einfacher als das. Er war selbst die Brandbombe. Mr. Sensation war das Feuer, das ist alles.«
Bill verengte die Augen. »Magie, nicht wahr?«
»Sicher. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass Mr. Sensation den Flammen-Friedhof gefunden und diese Magie von dort mitgebracht hat.«
»Ja, dann setzte er sich mit mir in Verbindung und das Drama nahm seinen Lauf. Demnach bin ich indirekt schuld an seinem Ableben.«
»Das ist Quatsch, Bill. Er wäre so oder so gestorben. Er hat zu viel gesehen, wobei es ihm tatsächlich noch gelungen ist, zu entwischen. Das muss man ihm hoch anrechnen.«
Der Reporter grinste. »Mr. Sensation war eben ein schlauer und raffinierter Fuchs. Den konntest du nicht packen.«
Ich blickte Bill direkt in die Augen. »Mal eine Frage im Vertrauen, du alter Kämpe. Wie ist dieser Mr. Sensation eigentlich auf die Idee gekommen, nach dem Flammen-Friedhof zu suchen? Von allein? Oder hast du ihm den Auftrag gegeben?«
»Ich nicht.« Bill hob die Finger zum Schwur. »Ehrlich, John, damit habe ich nichts zu tun. Das ist allein auf seinem Mist gewachsen. Aber er wusste Bescheid. Ihm war eben bekannt, dass ich mich in meiner Eigenschaft als Reporter und Rechercheur für ungewöhnliche Dinge interessiere, die in aller Welt passieren. Du weißt selbst, dass ich darüber ein Buch veröffentlichen will.«
»Davon gibt es doch schon genug.«
»Aber meines wird besser.«
»Wobei du mich gefälligst aus dem Spiel lässt.«
»Das versteht sich, John.«
Ich hatte die Tasse trotz allem geleert und wollte mich wieder den Akten zuwenden. Dazu kam ich nicht mehr. Diesmal war ich froh, als mich das Telefon störte.
Schon nach dem ersten Summen
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