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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier zu tun.« Er ließ uns stehen wie zwei dumme Jungen und ging zu seinen Leuten.
    »Ein netter Zeitgenosse«, sagte Bill.
    »Ein gestresster. Denk an die vielen Brände. Ich glaube, das wäre ich dann auch.«
    »Na ja, wie du meinst.«
    Ich umrundete den großen roten Feuerwehrwagen, dessen Frontpartie mir mit seinen gewaltigen Scheinwerfern vorkam wie ein böses Monstrum. Wo die Bewohner, sprich Zeugen, standen, hatten wir schon gesehen. Zu ihnen gesellten wir uns.
    Mir fiel eine Frau auf, die in ihre Hände hineinweinte. Neben ihr stand ein bärtiger Mann. Er versuchte, die Person zu trösten. Ich blieb vor dem Mann stehen.
    Er schaute mich an. »Bulle?«, fragte er.
    »Wenn Sie es so sehen. Mein Name ist Sinclair. Das ist Mr. Conolly.« Ich deutete auf Bill. »Können wir mal ein paar Worte miteinander reden, Mister…«
    »Ich bin Wally. Das Mister können Sie weglassen, das war in einem anderen Leben.«
    »Okay, Wally, was war los?«
    Er deutete auf die Trümmer. »Abgefackelt, das sehen Sie doch. Zisch, brenn, fertig.«
    »Einfach so?«, fragte Bill.
    »Möglich.«
    Die Frau ließ die Hände sinken. Sie bat um ein Taschentuch. Bill gab ihr seines. Es war noch frisch. Sie schnäuzte sich die Nase, wischte die Tränen aus den Augen ebenso weg wie die nassen Spuren von den Wangen und sprach dann davon, dass ihre Mutter in den Flammen ums Leben gekommen war. »Sie wollte nicht mehr leben, sie wollte nicht…«
    »Hör doch auf, Doris.«
    »Nein, Wally, nein.« Sie schüttelte seine Hand von ihrem Haar.
    »Ich kann es nicht begreifen. Es geht mir einfach gegen den Strich, verstehst du das? Wer waren diese Männer?«
    »Welche Männer?«, hakte ich sofort nach.
    »Nichts«, sagte Wally, »gar nichts.«
    »Kann Doris nicht für sich selbst sprechen?«
    »Sicher, aber nicht mit Bullen.«
    »Hör auf, Wally. Ob Bulle oder nicht, das ist mir jetzt egal. Diese Schweine haben nicht gewartet, sie haben meine Mutter getötet. Ich hätte sie noch rausgeholt, bei Gott, das hätte ich. Aber nicht bei diesen verdammten Hunden.«
    »Sie sprechen bestimmt von Menschen, Madam – oder?«
    »Ja, Gestalten, die plötzlich auf den Hof kamen. Sie waren gleich angezogen, trugen schwarze Kleidung, aber aus ihren Augen, den Mündern und den Nasen schossen plötzlich Flammen.«
    »Gingen Sie vielleicht wie Automaten oder…«
    »Ja, das stimmt.«
    Ich schaute Bill an, der nickte. Wir waren auf der richtigen Spur.
    »Haben Sie noch mehr erkennen können? Kam Ihnen vielleicht eine dieser Gestalten bekannt vor?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Nie zuvor gesehen?«
    »Niemals, Mister.«
    »Und die haben geflammt?«, fragte Bill.
    »Ja, verdammt! Das Feuer drang ihnen aus der Nase, dem Mund, was weiß ich alles.« Sie zeigte es mit den Fingern und trat dabei vor Wut mit dem Fuß auf.
    Ich nickte und fragte nach dem Wagen.
    »Keine Ahnung.«
    »Kennen Sie das Modell nicht?«
    »Nein, irgendein kleiner Transporter. Außerdem hatte ich anderes zu tun, als darauf zu achten.«
    Ich wandte mich an Wally. »Haben Sie mehr gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch weniger, Bulle, denn ich war auf dem Lokus.«
    »Da kann man dann wohl nichts machen.«
    Er zupfte an meinem Jackett. »Und die anderen haben auch nicht mehr gesehen, das wissen wir, denn wir haben mit ihnen über die Scheiße hier gesprochen.«
    »Klar, verstehe ich.«
    Doris wandte sich an Bill, weil er direkt vor ihr stand. »Können Sie mir denn sagen, was mit uns passiert? Man hat uns sowieso schon abgeschoben wie den letzten Dreck. Und jetzt ist uns dieser letzte Dreck, an den wir uns gewöhnt haben, auch noch weggenommen worden. Jetzt sitzen wir auf der Straße.«
    »Ich weiß.«
    »Das nutzt uns nichts.«
    Bill hob die Schultern. »Ich kann Ihnen auch keine Bleibe herbeischaffen, aber ich werde bestimmte Stellen auf dieses Problem hinweisen.«
    »Von einem Sesselfurzer zum anderen, wie?«
    »Ich bin Reporter, Madam«, sagte Bill und lächelte breit. »Ich werde über Ihre Situation schreiben. Mehr kann ich beim besten Willen nicht für Sie tun.«
    »Reporter!«, rief die Frau und sah dann mich ah. »Und was sind Sie?«
    »Polizist.«
    Jetzt kam sie nicht mehr zurecht. Aber das störte uns nicht. Zudem fühlten wir uns hier überflüssig und wollten so rasch wie möglich verschwinden. Von Murphy verabschiedeten wir uns nicht. Ziemlich nachdenklich gingen wir zurück in Richtung Absperrung, hinter der sich noch immer zahlreiche Neugierige drängten.
    Auch Fahrzeuge stauten sich.

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