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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Dämonenjäger machte die Behausung keinen besonders magischen Eindruck. Allerdings musste er zugeben, dass er von der Zauberkraft in dieser Welt keine Ahnung hatte. Wichtig war nur, dass Merlins Stern keine schwarzmagische Bedrohung anzeigte. Die Warnung vor den dunklen Mächten hatte bisher auch in Koda gut funktioniert. Und das war für den Moment das Wichtigste.
    Madhod hob seine linke Pfote und schabte damit an dem kleinen Tor. Einige Minuten vergingen. Dann öffnete sich die Pforte. Ein kräftiger Mann mit Vollbart und Lederschürze steckte seinen Kopf hinaus.
    »Der eingeweihte Phagdor!«, sagte der Schuster mit tiefer, wohltönender Stimme. Er richtete den Blick seiner blauen Augen auf Madhod. »Ich habe in der Nacht geträumt, dass du kommen würdest. Und nun stehst du schon auf meiner Schwelle. Trete ein! Und deine Gefährten ebenfalls!«
    ***
    Der Schuster Cedio war ein Mann von undefinierbarem Alter. Zahlreiche Lachfältchen säumten seine Augen. Ein Spaßvogel schien er trotzdem nicht zu sein. Jedenfalls behandelte er seine Besucher mit der Ernsthaftigkeit eines Sargträgers.
    Cedio führte den Wolf und die Menschen direkt in seine Schusterwerkstatt. Sein Haus bestand hauptsächlich aus zwei großen Räumen. Während in dem düsteren Kabuff eine dunkelhaarige Frau und zahlreiche kleine Kinder sich zwischen einer Feuerstelle, Strohsäcken und grob behauenen Bänken zu schaffen machten, diente der andere Raum ganz dem Gelderwerb des Schusters.
    Hier hingen die Werkzeuge ordentlich aufgereiht an einem Brett. Auf dem Arbeitsständer, dem Eisenfuß, wartete ein Stiefel, an dem Cedio offenbar gerade gearbeitet hatte. Es roch nach Leder und Leim.
    Von allen Häusern im Dorf hatte Cedios die größten Fenster. Wahrscheinlich, damit er das Tageslicht gut ausnutzen konnte. Doch der andere Teil seines Hauses, in dem er mit seiner Familie lebte, lag genauso im Dunkeln, wie man es bei Behausungen auf dieser Entwicklungsstufe erwarten konnte.
    »Ich bin dein Diener, ehrwürdiger Phagdor«, sagte Cedio ernsthaft zu dem sprechenden Wolf. »Was kann ich tun?«
    Er verneigte sich tief.
    Zamorra beobachtete ihn aufmerksam. Der Dämonenjäger hatte sich zuvor keine größeren Gedanken über die gesellschaftliche Stellung des magischen Tieres gemacht. Aber nun wurde ihm klar, wie angesehen diese Phagdoren in Koda sein mussten. Madhod hatte sich und seinesgleichen mit Rittern verglichen.
    Nun, auch die berittenen Blechträger hatten seinerzeit zur Créme de la Créme des Abendlandes gehört…
    »Ich brauche ein Paar Schaftstiefel für meinen Freund hier«, erklärte der Wolf und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf Zamorra. »Sie müssen bis zur Hüfte hinaufreichen.«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    Cedio fischte schon ein Maßband aus der Tasche und steuerte damit auf Zamorra los.
    »Mein Freund benötigt allerdings besondere Stiefel«, betonte Madhod. »Sie müssen im Zaubersumpf von Gaatu bestehen können!«
    Der Schuster warf Zamorra einen seltsamen Blick zu. So, als hätte er einen Selbstmörder direkt vor sich. Oder einen Wahnsinnigen.
    »Kann er die bezahlen?«
    Die Stimme des Schuhmachers klang skeptisch. Offenbar hielt er Zamorra nicht für kreditwürdig.
    »Das Wappen von Arat wird für die Kosten aufkommen«, entgegnete Madhod würdevoll.
    Diese Antwort stellte Cedio zufrieden.
    Er kniete nieder und begann, Zamorras Füße und Unterschenkel zu vermessen. Während er arbeitete, sprach er über die neuen Stiefel.
    »Da kommt nur ein Material in Frage. Die Haut eines Vaaro-Stiers. Sie muss bei Vollmond gegerbt worden sein und mindestens drei Nächte lang auf einer Elfenwiese gelegen haben.«
    »So viel Zeit habe ich nicht«, sagte Zamorra ungeduldig.
    »Was soll das heißen?« Cedio schien zutiefst in seiner Berufsehre gekränkt. »Natürlich habe ich das Vaaro-Leder am Lager. Obwohl es nicht jeden Tag vorkommt, dass ich Stiefel für den Zaubersumpf von Gaatu anfertigen muss! Aber wenn Sie nicht wollen…«
    »Schon gut, schon gut«, beschwichtigte der sprechende Wolf. »Er will.« Er wandte sich an Zamorra.
    »Sie benötigen die Stiefel, Professor Zamorra. Wenn Sie den Sumpf ohne Meister Cedios Stiefel betreten, werden Sie Vyrna gar nicht erst begegnen. Weil Sie elend krepieren, bevor Sie auch nur einen Blick auf die Dämonin werfen können!«
    Zamorra schaute Madhod fragend an.
    »Der Zaubersumpf ist selbst ein lebendiges Wesen. Und zwar von erlesener Boshaftigkeit. Er besteht aus unzähligen Mäulern

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