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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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können.
    Zamorra hatte einem seiner Gegner die Streitaxt entwunden. Damit setzte er sich gegen die nachrückenden Halsabschneider zur Wehr. Drei von ihnen waren bereits verwundet zu Boden gesunken. Doch es war wie verhext. Für jeden besiegten Gegner schienen drei neue aus dem Boden zu wachsen.
    Die Übermacht drohte, die Gefährten zu erdrücken.
    Zamorra rang gerade mit einem einäugigen Kraftprotz, der eine Keule schwang. Aus den Augenwinkel sah der Dämonenjäger, wie ihm ein anderer Räuber den Speer zwischen die Rippen jagen wollte.
    Zamorra benötigte beide Hände, um den Einäugigen abzuwehren. Selbst wenn er jetzt herumwirbelte, würde er den Speerkämpfer nicht mehr zurückdrängen können.
    War das sein Ende?
    Der Speermann stieß seine Waffe vor. Das heißt, er wollte es tun.
    Plötzlich peitschten Schüsse auf!
    Eine Kugel hieb in den Schädel des Räubers mit dem Speer. Tödlich getroffen brach er zusammen. Ein zweites Geschoss streckte einen blonden Hünen nieder, der gerade Nicole Duval von hinten packen wollte. Und ein drittes Stück Blei jagte in die Brust eines Räubers, der sich auf den Schuster gestürzt hatte.
    Zamorra warf den Kopf herum.
    Es gab nur einen Menschen, der geschossen haben konnte.
    Monsieur Gustave Renard!
    Und so war es auch. Der Pariser Finanzbeamte stand mit seiner Beretta in der Faust breitbeinig vor dem brennenden Haus von Cedio.
    Dann knickte er wieder in den Knien ein und hob seine Pistole abermals in den Beidhandanschlag. So, wie er es auf dem Schießstand seines Schützenvereins daheim in Aubervilliers gelernt haben mochte.
    Doch es war nicht nötig, weiter auf die Räuber zu feuern.
    Das abergläubische Gesindel flüchtete in heller Panik, als ihre Kumpane von den Kugeln des Finanzbeamten niedergestreckt worden waren.
    Das verwunderte Zamorra nicht. In Koda waren Feuerwaffen unbekannt. Jedenfalls hatte er noch keine gesehen. Pfeil und Bogen sowie Speere waren das höchste der Gefühle. Außerdem war Koda eine Welt, in der Magie alltäglich war. Den Räubern mussten die laut knallenden Schüsse von Renard nebst ihrer verheerenden Wirkung wie ein besonders starker Zauber erscheinen.
    Hinzu kam das fremdartige Aussehen des grau melierten Figaro- Lesers. In seinem dunklen Anzug mit weißem Hemd und gepunkteter Krawatte musste der Finanzbeamte den abgerissenen Strolchen als ein sehr fremdartiger Magier erscheinen.
    Der Angriff der Räuberbande brach zusammen. Wer noch auf seinen eigenen Beinen stehen konnte, kroch über die Palisade zurück und gab Fersengeld.
    Die auf der Strecke gebliebenen verletzten Halunken zitterten vor Furcht, als sie Renard mit seiner Pistole in der Hand anstarrten.
    Ein Kerl im Schaffellwams, dem Zamorra einen Beilhieb in den Oberschenkel verpasst hatte, bettelte um Gnade. Zitternd deutete er auf den Finanzbeamten.
    »B… bitte, liefern Sie mich nicht dem Magier aus!« Er wandte sich an Zamorra. »Wir haben uns von Vyrna blenden lassen! Wir hätten nie das Dorf angegriffen, wenn wir gewusst hätten, was für einen starken Zauberer es hier gibt!«
    »Vyrna?«, wiederholte Zamorra, obwohl er genau verstanden hatte.
    »Ja, Vyrna!«, jammerte der verletzte Räuber. »Diese Dämonin hat uns reiche Beute versprochen. Hunderte von gut gefüllten Goldsäcken sollen in diesem Dorf verborgen sein. Vyrna hat uns sogar mit einem Blindheitszauber dazu verholfen, bis direkt vor die Palisade schleichen zu können.«
    »Blindheitszauber?«
    »Ja, sie hat die Wachen behext. Aber warum hat sie nicht gesagt, dass uns hier ein Todes-Knall-Zauber erwartet?«
    Damit waren zweifellos die Schüsse gemeint. Zamorra hatte nicht vor, diese Frage zu beantworten. Für ihn zählte nur, dass Vyrna hinter dieser feigen Attacke steckte.
    Offenbar beobachtete sie jeden seiner Schritte. Für sie als Dämonin war das offenbar kein Problem.
    Zamorra ging zu Gustave Renard hinüber und hielt ihm die Hand hin.
    »Ich verdanke Ihnen mein Leben, Monsieur Renard.«
    Der Finanzbeamte hatte sich gerade mit einem gebügelten weißen Taschentuch diskret den Schweiß von der Stirn getupft.
    »Oh, gerne geschehen, Monsieur le Professeur. Ich hätte auch schon früher in das Kampfgeschehen eingegriffen. Allerdings musste ich zunächst meine Hemmungen überwinden, auf Menschen zu schießen. Das habe ich nämlich noch nie zuvor getan.«
    »Das war jedenfalls echt megakrass, Opa!«, tönte Lulu. Während des Kampfes war von ihm nichts zu sehen gewesen.
    ***
    An Ruhe war nicht zu denken.
    Vor allem

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