0717 - Das Treibhaus des Schreckens
lebte.
Suko rollte einen Stuhl heran, auf den ich Abbot niederdrückte. Er kippte nach hinten, die Lehne hielt ihn.
»Ich hole Wasser.« Suko verschwand.
Abbot saß in einer sicheren Distanz zu der Pflanze, sodass ich mich wieder um sie kümmern konnte. Meine Schläge hatten nicht ausgereicht, sie vollends zu vernichten. Sie war nur dort verfault, wo ich sie getroffen hatte.
An anderen Stellen wies die Pflanze noch immer diese schmierige, sattgrüne Farbe auf, aber die Haltung der Blätter hatte sich verändert. Sie wiesen nicht mehr in die Höhe. Die meisten von ihnen waren geknickt, sie zeigten schräg nach unten und machten auf mich einen traurigen Eindruck, als wäre ihnen das Leben genommen worden.
Suko kehrte mit einem gefüllten Glas zurück. Er hielt es Abbot gegen die Lippen. Der Mann trank, ohne es richtig zu bemerken. Er stand noch unter Schock und schluckte automatisch.
Suko räusperte sich, als er das leere Glas auf den Schreibtisch stellte. »Das waren zwei Pflanzen, John«, sagte er. »Ich frage mich, wie viele noch diese verfluchte Magie in sich haben und hier im Gebüsch verteilt stehen.«
»Keine Ahnung.«
»Aber Abbot müsste es wissen.«
»Und ob.« Ich trat neben ihn. Er hatte sich wieder einigermaßen erholt, schaute zu mir hoch und streckte mir seine zitternde Hand entgegen. »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen bedanken, Mr. Sinclair.«
»Nicht nötig.«
»Himmel, wenn Sie nicht gewesen wären, gäbe es mich nicht mehr. Das ist wie ein Wunder.«
»Was sagen Sie zu den Pflanzen?«
Da senkte Abbot den Kopf. Seine Haut war schweißnass. Er nahm sich Zeit, hob die Schultern und wollte wissen, wie ich die Frage gemeint hatte.
»Sie waren doch davon überzeugt, dass die Gesamtheit der Natur glücklich werden soll. Dazu zählten Sie auch die Pflanzen. Jetzt haben Sie gesehen, was passieren kann.«
»Das verstehe ich nicht. Nein, Sinclair, ich kann es nicht fassen.« Er suchte nach seiner Brille, die aber hatte er verloren. Sie hing irgendwo zwischen den braungrünen Pflanzenresten.
»Ja, das habe ich gesehen, aber fragen Sie mich nicht, wieso das geschehen konnte.«
»Denken Sie mal zurück an das Lager, Mr. Abbot. Sie haben uns an das Band geführt.«
»Ich weiß.«
»Und dort liefen gewisse Ampullen an uns vorbei. Eine davon war mit einer Flüssigkeit gefüllt, die mich an Blut erinnerte. Sie sagten, dass es kein Blut sei, sondern etwas völlig Neues. Ein Saft, der Pflanzen glücklich macht.«
»Das dachte ich.«
»Okay, kommen wir zur Sache. Wie viele dieser Ampullen haben Sie bisher versandt?«
»So gut wie keine.«
»Und die auf dem Transportband?«
Er winkte ab. »Die werden gesammelt und gehen erst morgen raus. Ich meine…« Abbot sprang plötzlich auf. »Meine Güte, die muss ich stoppen. Sofort stoppen.«
»Das meine ich auch.«
In den nächsten fünf Minuten telefonierte er mehr als hektisch und wäre vor Erleichterung beinahe zusammengebrochen, als er es endlich geschafft hatte.
Ich wollte genauere Zahlen wissen, aber Abbot musste sich zunächst fangen. »Es sind nur fünfzehn Bestellungen gewesen, die haben wir jetzt abgefangen.«
»Und welche Menge ist schon draußen?«, fragte Suko.
Abbot starrte Suko nachdenklich an. »Tut mir Leid, aber das kann ich so nicht sagen.«
»Sie könnten doch nachschauen.«
»Ja, das wäre eine Möglichkeit.«
»Dann tun Sie es bitte.«
Es gefiel uns nicht, den Mann so zu hetzen, aber uns blieb keine andere Wahl. Alles musste schnell gehen. Verlorene Zeit konnte bedeuten, dass wir den gesamten Fall verloren und es noch mehr Tote gab.
Abbot stand auf. Unsicher ging er zur Tür des Chefzimmers. Sein Gesicht zuckte, als er sprach. »Ich – ich muss dort hinein an den Computer, verstehen Sie?«
»Dann bitte.«
Er ging. Es war klar, dass er sich fürchtete, deshalb begleitete ich ihn. Zusammengefallen hockte er vor dem Computer. Seine Finger schwebten zitternd über der Tastatur. Er bewegte die Arme und synchron dazu auch die Augen. Angst hielt ihn umfangen.
Ich beruhigte ihn und stellte ihm persönlich den Apparat ein.
»Kann das Programm sofort abgerufen werden?«, wollte ich wissen.
»Das geht.«
Ich sagte nichts mehr. Abbot riss sich zusammen. Er rieb über seine Augen, sicherlich fehlte ihm die Brille. Deshalb brachte er sein Gesicht auch sehr nahe an den Bildschirm, um die dort entstehenden Zahlen lesen zu können.
Ich schaute von der Seite her auf die Liste, die sich ständig veränderte. Das war für mich ein
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