0717 - Das Treibhaus des Schreckens
Buch mit sieben Siegeln, glücklicherweise nicht für Abbot, denn er lachte plötzlich auf, als sich das Ergebnis abzeichnete.
»Ich habe es.«
»Und?«
»Es ist ganz einfach, Mr. Sinclair. Wir haben erst eine Ampulle rausgeschickt.«
Das sah nicht schlecht aus. »Wann geschah das denn?«
»Vor einigen Tagen.«
»Und den Adressaten haben Sie auch?«
»Natürlich!« Jetzt schwang Stolz in seiner Stimme mit. »Der Mann heißt Willy Manson.«
»Wo wohnt er?«
Ich erhielt die Adresse. Das lag ziemlich weit im Norden. Ungefähr in Paddington, wo es die breiten Kanäle gab.
Abbot lehnte sich zurück. »Sind Sie zufrieden mit dem Erreichten, Mr. Sinclair?«
»Eigentlich schon, vorausgesetzt, Ihr Helfer hat sich nicht geirrt, und Sie haben tatsächlich nur eine Ampulle verschickt.«
»Das nehme ich auf meinen Eid. Aber was soll mit den anderen schon versandfertigen geschehen?«
»Die nehmen wir in Verwahrung. Lassen Sie das Zeug bitte herbringen.«
»Sofort.« Er stand auf und war froh, den Raum verlassen zu können, wo sein Chef ums Leben gekommen war.
Von ihm waren außer den Knochen nur noch ein Schuh übrig geblieben. Er schwamm auf der Flüssigkeit innerhalb des Kübels.
Ich verspürte plötzlich Lust auf eine Zigarette. Diesmal rauchte ich sie sogar zu Ende.
Suko hatte auf mich gewartet. Als ich mit der Neuigkeit herausrückte, da veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Sollten wir wirklich das Glück diesmal auf unserer Seite haben?«
»Es scheint so.«
»Und was willst du tun?«
»Hinfahren natürlich. Diesem Willy Manson auf die Pelle rücken und ihm einige Fragen stellen.«
»Das meine ich auch.«
»Aber zunächst kommt Abbot mit den verdammten Ampullen, und die müssen entsorgt werden.«
Suko konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Denkst du an eine magische Entsorgung?«
»So ähnlich.«
»Und wie?«
Ich zeigte auf meine Brust. Dort hing, versteckt unter der Kleidung, mein Kreuz.
Suko lächelte. »Das hast du auch noch nie getan – oder?«
»Immer macht man etwas zum ersten Mal.«
Da die Tür zum Büro nicht verschlossen war, hörten wir von draußen die Schritte. Dann erschien Sylvester Abbot. Er trug einen oben offenen Karton so vorsichtig, als würde jeden Augenblick eine Bombe dort hochgehen. »Das ist die Ladung«, sagte er, bevor er den Karton behutsam abstellte.
Ich schaute noch nicht hin und sprach ihn an. »Da wäre noch etwas, Mr. Abbot.«
Er kroch förmlich zusammen. »Was denn?«
»Woher haben Sie das Zeug?«
Abbot atmete auf. Die Erleichterung war ihn anzusehen. Bestimmt hatte er mit einer schlimmeren Frage gerechnet gehabt, und er freute sich auch, dass er meine nicht beantworten konnte. »Ich habe keine Ahnung, Mr. Sinclair. Das wusste einzig und allein Mr. Fletcher. Er hat auch nie darüber geredet, obwohl ich ihn fragte. Er war immer der Meinung, dass niemand darüber Bescheid wissen sollte, Ich habe mich schließlich gefügt. Ich hatte meine Arbeit, Mr. Fletcher die seine.«
Der Tote war plötzlich in den Mittelpunkt gerückt. Ich wollte mehr über ihn wissen.
Sylvester Abbot hob die Schultern und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen da antworten soll, Mr. Sinclair. Wir haben zusammen gearbeitet, mehr nicht. Ich hatte meinen Aufgabenbereich, Mr. Fletcher den seinen.«
»Was umfasste der?«
Abbot lächelte. »Wären wir jetzt ein großer Konzern, dann würde ich sagen Forschung und Entwicklung. Aber das sind wir nicht. Mr. Fletcher hat sich eben um gewisse Dinge gekümmert, die nichts mit dem Vertrieb zu tun hatten. Er war ein Tüftler und Bastler, er entwickelte. Oft genug hat er die Nächte durchgearbeitet. Er war ein verbissener Unternehmer, der seine Firma voranbringen wollte.«
»Sonst nichts?«, fragte ich.
»Wie meinen Sie das?«
»Ganz einfach oder vielleicht auch nicht. Können Sie sich vorstellen, Mr. Abbot, dass sich Ihr Chef mit metaphysischen Dingen beschäftigte? Dass er Interesse an ungewöhnlichen Gebieten fand? An Mystik, möglicherweise an Themen, die bei Menschen immer eine Gänsehaut hervorrufen? Ich denke da an Magie oder an die Forschungen, die das Leben nach dem Tod betreffen.«
»Jetzt begreife ich.« Er schaute auf die Pflanze, die verdorrt war, und bekam selbst eine Gänsehaut. »Nein«, sagte er dann, »nicht dass ich wüsste. Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.«
»Hat er denn Andeutungen Ihnen gegenüber gemacht?«
»Nicht direkt…«
»Aber indirekt?«
»Schon. Manchmal redete
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