0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl

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Verschlüsse erreichbar waren. Dann öffnete er ihn, bevor er ihn kippte, um an den Inhalt heranzukommen. Dabei ging er sehr vorsichtig vor, um zu verhindern, dass ein Missgeschick den Dhyarra herauskugeln und irgendwo in Wracktiefen verschwinden ließ.
    Er atmete einmal tief ein und dann wieder aus, als er den Dhyarra 4. Ordnung erfühlte. Die bloße Berührung genügte, den Kontakt herzustellen.
    Doch damit allein war noch nichts gewonnen. Das Vorstellungsvermögen zählte, die Fähigkeit, in der Fantasie ein Gebilde zu kreieren, das die Rettung aus dieser mehr als misslichen Lage bedeutete.
    Zamorra schoss die Augen und konzentrierte sich…
    ***
    Sie standen immer noch in Sichtweite des Wracks.
    Und noch immer wogte der wort- und gestenreich geführte Kampf zwischen den ungleichen Brüdern hin und her.
    Es war, als hätten sie sich erst gestern aus den Augen verloren.
    »Wie viele mussten seither sterben?«, schleuderte Karl dem Mann entgegen, dem er, wie viele hier, sein Leben - sein Unlehen - verdankte. »Wollt ihr euch ewig versündigen?«
    »Ewig?« Urban Nestors Lachen klang bitter. Dann fügte er hinzu, den Blick gesenkt: »Vielleicht hätte ich dich tot sein lassen sollen…«
    Karl nickte mit geballten Fäusten, ehe er Urban ins Gesicht spie: »Du hättest sie tot sein und in Frieden lassen müssen! Dann wäre es nie soweit gekommen. Du bist schuld. Du trägst die Hölle in dir. Wir anderen sind alle nur deine - Opfer!«
    »Und trotzdem bist du zurückgekommen…«
    »Es wundert mich selbst.«
    »Du hättest nie gehen dürfen. Ich muss dich dafür strafen. Selbst wenn ich es nicht wollte… Die anderen würden es von mir einfordern.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Vor mir brauchst du dich nicht zu verstellen. Du hast mich immer gehasst. Du gibst mir noch heute die Schuld daran, was…«
    »Schweig!«
    Karl dachte nicht daran. Er setzte garade dazu an fortzufahren…
    Der neuerliche Lärm, der in ihrer Nähe entstand, brachte ihn dennoch zum Verstummen.
    Das zusammengepresste Wrack des Wohnmobils gab erst Geräusche von sich, die den Verdacht nahe legten, dass die Zerstörungsorgie fortgesetzt wurde.
    Doch dann änderte sich das Bild. Licht blitzte grell auf. Kalt blendendes Licht, als wäre im Innern des Klumpens aus Metall und Kunststoff eine kleine Sonne gezündet worden.
    Im nächsten Moment war das zerquetschte, zusammengestauchte Gebilde wie durch eine Röntgenkamera zu erkennen. Jenes unwirkliche Licht machte es durchscheinend und ließ schattenhaft zwei Körper darin erkennen, die hoffnungslos gefangen wirkten, bis…
    »Los!«, keuchte Urban, der als erster begriff, welcher Rückwärtsprozess vor ihren Augen einsetzte. »Du kommst mit mir und verantwortest dich. Hier können wir nicht bleiben.«
    Er umklammerte Karls Arm und zog den Bruder mit unmenschlicher Kraft mit sich fort.
    Vergeblich tasteten Urbans Sinne dabei nach dem Verbleib dessen, was ihn hierher befohlen hatte. ES war verschwunden. Spurlos. Als hätte es vorausgesehen, was hier gleich geschehen würde.
    Karl und Urban verschwanden zwischen den Häusern, während sich hinter ihnen das Wrack aufblähte und aus seinen Trümmern wie ein Phönix neu geboren wurde. Zeitraffergleich, spukhaft, bildete sich das enorme Zerstörungswerk zurück, bis wieder ein völlig unversehrter Winnebago dastand.
    Und das Kristalllicht, das ihn neu erschaffen hatte, erlosch.
    ***
    Nicole erinnerte sich nicht, das Bewusstsein verloren zu haben, und doch war es heller Tag, als sie die Augen öffnete.
    Zamorra war bei ihr. Er kniete neben ihr am Boden, dort wo sie gelegen hatte.
    »Wie ist das möglich?«, fragte sie benommen.
    Er verstand sofort, zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.« In seiner Hand hielt er den Sternstein, den Dhyarra, dem sie ihr Leben und ihre Freiheit verdankten. »Irgendetwas ist aus dem Ruder gelaufen. Ich kam auch eben erst zu mir. Es müssen Stunden vergangen sein…«
    Nicole richtete sich auf und sah sich um. Der Winnebago war zerstört gewesen, ein Totalschaden, doch nun bot er sich dar, als hätte es nie eine Attacke darauf gegeben. Auch wenn sie Magie gewohnt war, irgendwie war es verrückt.
    »Du hast uns aus dieser Mausefalle befreit«, sagte sie und schlang den Arm um seinen Hals. Ihre Lippen berührten sich kurz. Eine unglaubliche Zärtlichkeit, wie nur völliges Vertrauen sie erzeugen konnte, lag darin. »Danke.«
    Als sie sich voneinander lösten, half Zamorra ihr auf.
    Der Himmel war wolkenlos, und der Sonnenschein