072 - Auf Leben und Tod
genervt. »Gibst du auf? Oder müssen wir noch eine Runde spielen, du blöder Dschingis-Khan-Verschnitt?«
Barrn knurrte nur und raffte sich erneut auf die Beine. Schnaubend wie ein wild gewordenes Yakk stampfte er auf Matthew zu. Der ließ diesmal schon früh erkennen, nach welcher Seite er ausweichen würde.
Matts Plan ging auf - Barrn fiel auf die Finte herein und wandte sich zur gleichen Seite. Nur dass Matt diesmal wie angewurzelt stehen blieb. Sein erster Fausthieb landete knapp unterhalb der Magengrube des Kriegers, dort wo der lederne Brustpanzer endete.
Barrn schnappte nach Luft und klappte nach vorn, wo ihn bereits Matts zweite Faust erwartete. In einem steilen Aufwärtshaken zog sie nach oben und traf den Unterführer genau auf den Punkt. Barrn gab ein hohles Keuchen von sich, als bei ihm die Lichter ausgingen.
Dann kippte er ein drittel Mal bäuchlings in den Staub.
Matt rieb sich die schmerzenden Knöchel seiner Linken, die mit dem Unterkiefer des Hünen kollidiert war, und blickte sich um.
Es war verblüffend. Keiner der umstehenden Krieger lachte mehr, aber es war auch keine Feindseligkeit zu sehen.
Die Männer betrachteten Matt jetzt mit der gleichen Mischung aus Respekt und Distanziertheit, mit der sie vorhin auch Aruula bedacht hatten.
Keine Frage, dachte Matt bei sich, fürs Erste würde man sie in Ruhe lassen.
Gerade wollte er zurück zu Aruula gehen, auf deren Zügen ein stolzes Lächeln erschienen war, als jenseits des Pulks der Schaulustigen plötzlich laute Rufe zu hören waren.
Die Reihen der Krieger teilten sich, und ein Reiter erschien - ein kräftiger, muskulöser Mann, der auf einem Yakk saß und eine prächtig gearbeitete Rüstung aus Leder mit einem Umhang aus Fell trug. Der Helm auf seinem Kopf wies zahlreiche Verzierungen auf, was ihn als Anführer kennzeichnete. Über seine wettergegerbten Züge verlief eine breite Narbe.
Matt und Aruula tauschten einen Blick.
Der Ehrfurcht nach zu urteilen, die die Krieger diesem Mann entgegenbrachten, musste er wohl noch über Barrn stehen. Offenbar war er der Stammesführer, dem sie alle gehorchten.
Der Mann auf dem Yakk musterte Matt und Aruula aus eng zusammengekniffenen Augen. Dann wandte er sich an seine Leute, sprach ein paar Worte, die wie eine Frage klangen, worauf einer seiner Untergebenen ihm berichtete, was sich zugetragen hatte.
Als der Krieger mit seinem Bericht geendet hatte, bedachte der Reiter den am Boden liegenden und immer bewusstlosen Barrn mit einem geringschätzigen Blick. Ein grimmiges Lächeln huschte über seine Züge, dann wandte er sich an Matt und Aruula.
Ein Mal mehr verstand Matt fast nichts von dem, was der Mann sagte.
Allerdings glaubte er einen Namen herauszuhören.
Der Mongole nannte sich Kublai Koruun - und seinen Gesten nach zu urteilen war er tatsächlich der Häuptling dieses Stammes.
»Maddrax, Aruula«, stellte Matt auch sich und seine Begleiterin vor. »Wir sind, äh, Sodatii … Söldner auf der Suche nach Reittieren. Leider spreche ich deine Sprache nicht.«
»Aber dafür du sprichst Göttersprache der Osnok«, drang es in holprigem, aber gut verständlichem Englisch zurück, womit Kublai Koruun die Überraschung auf seiner Seite hatte.
Matt blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Mit vielem hatte er gerechnet, aber gewiss nicht damit, dass ein Mongolenhäuptling irgendwo am Arsch der Welt Englisch sprach.
»Überrascht bist du?«, fragte Koruun grinsend.
»Ein wenig«, gab Matt zu. Immerhin hatte der Ostmann, den sie in den Ruinen von Fort McPherson gefangen hatten, kein Englisch gesprochen. Oder es zumindest nicht gezeigt.
»Offiziere der Osnok denken, das ihre geheime Sprache. Die Sprache ihrer Götter. Nicht einmal gemeine Soldaten beherrschen. Aber ich spreche. Gelernt von gefangenen Osnok. Verraten unter Folter.«
Von ranghöheren Ostmänner also hatte Kublai Koruun das leidliche Englisch gelernt, das er sprach. Und woher die Ostmänner ihre Sprachkenntnisse hatten, darüber brauchte Matt nicht zwei Mal nachzudenken.
Wenn er bislang noch daran gezweifelt hatte, dass der Weltrat hinter den Umtrieben der Ostmänner steckte - hier war der endgültige Beweis.
»Sag mir, wieso ihr sprecht Osnok? Ihr nicht seid Osnok. Zu schön die Frau.« Kublai Koruun lachte rauh, hielt das offenbar für einen gelungenen Scherz.
»Wir sind keine Osnok«, bestätigte Matt. »Wir kommen aus einem Land weit im Westen. Dort spricht man diese Sprache.«
»Sprache der Götter?«
»Wir nennen sie
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