072 - Auf Leben und Tod
gewinnen, war er seiner Sache nun sehr sicher. Denn das Schicksal meinte es gut mit ihm und hatte ihm einen Helfer zur Seite gestellt, der unvermittelt aus der Steppe aufgetaucht war.
Den Krieger mit dem Namen Maddrax…
»Diese Fremden kommen wie gerufen«, sagte Kublai Koruun zu Barrn, seinem Unterführer und Stellvertreter, den er zu sich gerufen hatte. »Sie werden uns helfen, den Kampf zu gewinnen.«
»Ich mag sie nicht«, erwiderte Barrn mürrisch. »Sie sprechen die Göttersprache der Osnok, also traue ich ihnen nicht.«
»Auch ich spreche die Sprache der Osnok«, konterte Kublai Koruun.
»Traust du mir etwa auch nicht?«
»Wir wissen nicht, wer sie sind. Sie sind hergelaufene Fremde, die für Bezahlung töten.«
»Zorn spricht aus deiner Stimme, Barrn. Zorn und verletzter Stolz. Kein Wunder - dieser Maddrax hat dich besiegt, nicht wahr?«
»Es war kein ehrenvoller Kampf«, erwiderte der Unterführer zähneknirschend.
»Nach allem, was mir berichtet wurde, war es ein fairer Kampf«, widersprach Koruun. »Maddrax hat dich besiegt, obwohl du ihm an Körperkraft und Ausdauer weit überlegen bist.«
»Er hat nicht ehrenvoll gekämpft«, beharrte Barrn. »Er war schnell und hat mich überlistet. Das ist alles.«
»List ist für einen Krieger ebenso wichtig wie Mut und Körperkraft«, gab Koruun zurück. »Die Fremden sind wertvolle Verbündete für uns.«
»Was denn?« Barrn grinste blöde.
»Willst du eine Frau für dich kämpfen lassen, Kublai Koruun?«
»Das nicht«, erwiderte Koruun, den Scherz überhörend, »aber ich habe vor, Maddrax bei den Vorksimpfen antreten zulassen.«
»Was?«, fragte Barrn erschrocken.
»Du kennst die Regeln«, sagte Kublai Koruun, »sie folgen der alten Tradition. Jedem Kampf der Häuptlinge hat ein Vorkampf vorauszugehen, bei dem je zwei Krieger jeder Seite zum Duell gegeneinander antreten. Der eine Krieger, den ich erwähle, wirst du sein, Barrn - der andere Maddrax.«
»Was? Aber ich dachte, dass Bojarga…«
»Bojarga ist ein guter Kämpfer, aber er könnte dich nie besiegen. Maddrax hingegen hat dich besiegt. Daher werde ich ihn als zweiten Kämpfer benennen.«
»Aber…«
»Was ist los, Barrn?« Kublai Koruun bedachte seinen Unterführer mit einem forschenden Blick. »Hast du etwa doch Angst?«
Barrns Züge verhärteten sich, in seinen Augen flackerte wilder Zorn. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hatte der Häuptling ihm diese schlimmste aller Beleidigungen angedeihen lassen.
Die Hände des Unterführers zitterten, nur mit Mühe konnte er sich beherrschen.
»Ich werde dir zeigen, dass ich keine Angst habe, Kublai Koruun«, erklärte er mit bebender Stimme. »Dir und allen anderen. Ich werde meinen Gegner vor Maddrax besiegen und damit sein Todesurteil sprechen.«
»Nichts anderes erwarte ich von dir«, stimmte Koruun zu und grinste.
So waren die Regeln der Vorkämpfe.
Es waren keine richtigen Duelle, deren Ausgang völlig offen war - es waren Opferkämpfe, die zum Ziel hatten, die Gleichheit der streitenden Parteien vor den Göttern zu zeigen. Aus diesem Grund war es unabdingbar nötig, dass von jeder der kämpfenden Parteien ein Krieger in der Arena sein Leben ließ.
Wer immer von den Streitern seinen Kampf also zuerst siegreich beendete, verurteilte damit seinen Kampfgefährten zum Tode.
Kublai Koruun, der damit rechnete, dass Maddrax seinen Kampf als erster gewann, schlug damit zwei Fleggen mit einer Klappe. Zum einen würde es seine Partei sein, die den Opferkampf für sich entschied, was als gutes Omen für das Duell der Häuptlinge gewertet wurde.
Zum anderen entledigte er sich damit des törichten Barrn, der in den letzten Tagen und Wochen wiederholt Aufsässigkeit gezeigt und sich im Kampf gegen den Fremden als Versager erwiesen hatte.
Und sollte wider Erwarten Barrn sein Duell als erster gewinnen, würde Kublai Koruun ebenfalls der Sieger sein und sich obendrein noch die schöne Frau an Maddrax' Seite nehmen.
So oder so - er hatte nichts zu verlieren.
»Ich werde kämpfen«, schnaubte Barrn, offenbar, um sich selbst Mut zu machen. »Ich werde meinen Gegner schnell und unbarmherzig töten und Maddrax damit dem Feind überantworten. Dies wird meine Rache an ihm sein - danach wird mich niemand mehr verlachen.«
»Still jetzt«, fuhr Koruun ihn an.
»Maddrax und das Weib werden jeden Augenblick hier sein, ich habe nach ihnen schicken lassen…«
***
Durch das Lager der Mogoolen, das sich geradezu in Aufruhr befand, hatte Keran Matt
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