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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ufer?".
    Sie nickte.
    „Ach, es ist geradezu wie ein Fieber", sagte sie und lachte vergnügt. Dann steckte sie die Hand in ihre Tasche und holte einen Stoß Spielkarten und ein großes Paket Banknoten heraus.
    Mr. Vandersluis wußte nicht, was er sagen sollte.
    „Aber Sie wollen doch nicht etwa das Geld verspielen?" fragte er.
    „O nein!" entgegnete sie selbstbewußt. „Ich habe in den letzten zwölf Monaten dauernd gewonnen."
    „Nun, wenn Sie durchaus Bakkarat spielen wollen, können Sie auch mit mir spielen", sagte Mr. Vandersluis. „Ich habe nicht die Absicht, Ihnen Ihr Geld abzunehmen", fügte er hinzu, als er sah, daß sie zögerte.
    „Bitte, sagen Sie doch so etwas nicht", bat sie. „Wenn Sie wollen, will ich gern mit Ihnen spielen, aber Sie dürfen meinem Vater nichts davon erzählen."
    Sie spielten, und Mr. Vandersluis gewann ein Spiel nach dem anderen. Der Haufen Geldscheine, den sie vor sich auf den Tisch gelegt hatte, wurde immer kleiner. Vandersluis überlegte sich schon, unter welchem Vorwand er ihr später das Geld zurückgeben könnte. Andererseits war er froh, daß er nun wirklich mit den führenden Kreisen der Aristokratie in Berührung gekommen war. Jeder Eingeweihte wußte, daß der Earl von Crouboro sehr großen Einfluß besaß und daß man mit einer Einführung bei Hofe rechnen konnte, wenn man ihn zum Freund hatte. Als sie das vor sich liegende Geld verspielt hatte, holte sie aus ihrer Handtasche ein neues Bündel Banknoten hervor.
    „Das habe ich alles gewonnen, Sie können es mir also ruhig wieder abnehmen. Das hier ist meine Bank, und ich setze zweitausend Pfund."
    „Einverstanden", erwiderte Mr. Vandersluis höflich und verlor den Satz.
    Er gewann zwischendurch, aber im allgemeinen verlor er, sie spielten fast eine Stunde lang. Er schickte seinen Sekretär nach dem Geldschrank, und George brachte ein Bündel Hundertpfundnoten, die langsam dahinschwanden.
    Mr. Vandersluis wurde es heiß und kalt. Es war ein großer Unterschied, ob man von einer jungen Dame große Summen gewann und ihr das Geld wieder zurückgeben wollte, oder ob man selbst große Summen beim Spiel zusetzte.
    „Machen Sie das Fenster auf", rief Mr. Vandersluis seinem Sekretär zu. „Es ist furchtbar heiß hier. Und bringen Sie mehr Geld."
    Das Geld kam. Als er die Hälfte davon verloren hatte, sah Lady Mary plötzlich auf ihre Armbanduhr und stieß einen leisen Schrei aus.
    „Ach, es ist schon Viertel nach zwei", sagte sie und steckte die Banknoten, die vor ihr lagen, in die Tasche. „Jetzt muß ich aber gehen."
    Ein Licht glitt draußen vorbei. Sie sprang auf und schaute hinaus. „Ach, das ist ja die Jacht meines Vaters. Er muß gehört haben, daß ich hier bin. - Gute Nacht, Mr. Vandersluis, ich werde Ihnen morgen einen Besuch machen."
    Mr. Vandersluis schwitzte heftig, er hatte schwer verloren und reichte ihr gezwungen lächelnd die Hand.
    „Wollen Sie mir nicht erst noch gute Nacht sagen?" fragte Mr. Brown, der plötzlich vor der Tür stand. Er hatte die Hände in den Taschen und lächelte zufrieden.
    Die junge Dame runzelte die Stirn.
    „Wie bitte?" entgegnete sie kühl.
    „Wollen Sie mir wirklich nicht guten Abend sagen, Sara?" fragte Bob Brewer. „Es ist zwar schon viele Jahre her, daß wir uns das letztemal trafen, aber sicherlich erinnern Sie sich noch an den Abend, an dem ich Sie gefangennahm, weil Sie James, H. Seidlitz vollkommen ausplünderten?"
    „Ach, Sie belästigen mich", erwiderte sie. Dann sprang sie wie der Blitz zum Fenster und rief etwas hinaus.
    „Ach, machen Sie sich keine Sorge wegen Ihrer Komplizen", meinte Bob. „Draußen wartet ein Polizeiboot auf Sie; seit Sie an Bord kamen."
    „Was hat denn das alles zu bedeuten?" fragte Mr. Vandersluis atemlos. „Ist sie denn nicht die Tochter des Earls von Crouboro?"
    „Ich weiß nichts von dem Privatleben des Earls", entgegnete Bob. „Aber wenn sie tatsächlich seine Tochter sein sollte, so weiß er noch nichts von seinem Glück."

4
    „Warum gehen die Leute überhaupt nach Ostende?" fragte Bob Brewer den Generaldirektor der Vereinigten Versicherungsgesellschaften ärgerlich.
    Douglas Campbell schüttelte den Kopf.
    „Ja, warum tun die Leute das! Weil ein anderer es auch tut! Ostende mag ich übrigens persönlich auch sehr gern. Ich liebe das Meer, den Strand, die Hotels; und ich sitze gern im Kursaal und höre dem Orchester zu."
    „Es kommt gar nicht darauf an, was Sie lieben", erklärte Bob. „Ich frage Sie nur, warum andere

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