072 - Der unheimliche Mönch
Burgen & Brock bieten Ihnen eine Wette von 4 : l an, Mr. Campbell bietet Ihnen 5:1."
Den Widerspruch, den Mr. Campbell erhob, hörte man bei dem Lärm nicht. Mandle Jones zögerte. „Aber Sie sind doch kein Buchmacher."
„Zweifeln Sie daran, daß Mr. Campbell Ihnen den Gewinn auszahlen wird?" fragte Bob.
„Nein."
Jones sah über Bobs Schulter zu dem wartenden Vertreter von Burgen & Brock.
„Nun, schließen Sie die Wette ab?" fragte Bob.
Mr. Mandle Jones überlegte kurz. Der Vorteil war nur zu klar.
„Gut, ich schließe ab."
Bob streckte die Hand aus und zählte dann die dreißigtausend Pfund nach, die er von Jones bekam.
„Also, die Wette steht hundertfünfzigtausend zu dreißigtausend", sagte Mr. Jones.
Douglas Campbell war starr vor Schrecken und vermochte nichts zu sagen.
Aber Bob war um so eifriger.
„Ja, das haben Sie ganz richtig verstanden."
Er packte Campbell am Arm und führte ihn zu den Tribünen. Der Direktor war außer sich. Erst nach einer Weile faßte er sich.
„Aber - aber, Sie sind ja verrückt!" stieß er keuchend hervor.. „Um Himmels willen, wir müssen ihn doch auszahlen, wenn der Gaul gewinnt! Brewer, Sie haben mich ruiniert!"
„Immer mit der Ruhe!" erwiderte Bob. „Sehen Sie sich lieber die hübschen Pferde an, die drüben am Start in einer Reihe stehen. Ah, jetzt geht's los!"
Zehn Pferde schossen vorwärts. Bob beobachtete das Rennen durch sein Glas, und nach kurzer Zeit wußte er, daß das Schlimmste eingetreten war. Thotis war dem Feld zwei Längen voraus. Das Pferd führte von Anfang bis zu Ende und gewann den Schlußgalopp mit sechs Längen.
„Setzen Sie sich, Mr. Campbell", sagte Bob freundlich. „Ich fürchte, Sie haben einen ziemlichen Schrecken bekommen."
Campbell schüttelte nur hilflos den Kopf. Mr. Jones stürzte triumphierend auf sie zu.
„Sehen Sie, daß mein Pferd gewonnen hat? Campbell, alter Sportsmann, Sie sind ja ein tüchtiger Buchmacher! Also, nun schreiben Sie mir einen Scheck über hundertfünfzigtausend Pfund aus."
„Seien Sie nur nicht zu hitzig, junger Mann", entgegnete Bob.
„Was meinen Sie denn?" fragte Mr. Jones argwöhnisch.
„Der Jockey, der Ihr Pferd ritt, ist ein Freund von Teddy Bolter, und den kenne ich genau. Sie haben allerdings von dem dunklen Ehrenmann noch nicht viel gehört, aber der verdient sein Geld, indem er reichen Leuten das Geld abzapft."
„Ich will jetzt von Ihnen keinen Vortrag über Jockeys hören", rief Mr. Jones ärgerlich.
„Kommen Sie mit, Brewer", sagte Douglas Campbell, der endlich die Sprache wiedergefunden hatte. Aber er sprach zerknirscht und kleinlaut. „Mr. Jones, ich werde Ihnen den Scheck ausstellen. -"
Ein Mann kam in vollem Lauf von der Waage her und rief etwas.
„Hallo, was ist los?" fragte Jones.
„Ich glaube, Ihr Pferd ist disqualifiziert worden, weil es nicht das richtige Gewicht hatte", erklärte der Detektiv. „Ich würde mich an Ihrer Stelle mal danach erkundigen."
Mr. Jones lief zur Waage, wo man ihm mitteilte, daß Thotis disqualifiziert worden war. Eins der Bleigewichte, das man in die Satteltaschen gelegt hatte, um das Gewicht des Jockeys auszugleichen, war auf geheimnisvolle Weise verschwunden.
Später am Nachmittag fand man das Bleigewicht auf einem entfernten Teil der Rennbahn, wohin es der Jockey während des Rennens geworfen hatte. Er mußte es aus der Tasche gezogen haben, während er zum Schein seine Sporen zurechtrückte.
„Gestern abend bin ich noch nach Brüssel gefahren", erklärte Bob auf dem Rückweg zum Hotel. „Dort erfuhr ich, daß das Geschäft von Burgen & Brock zu Anfang des Jahres für fünftausend Pfund an Mr. Bolter verkauft worden ist. Bolter selbst arbeitet nicht in der Firma mit. Er hatte andere Absichten. Früher oder später würde ihm doch ein reicher Kunde, durch die traditionelle Ehrbarkeit der Firma angelockt, ins Garn gehen. Auch hatte Bolter Mr. Jones erst auf die Idee gebracht, sein Pferd in diesem Rennen einzusetzen. Er hat immer ein oder zwei Leute, die für ihn tätig sind und ihm die nötigen Nachrichten vom Training der Pferde übermitteln. Es war also leicht für ihn, an Jones heranzutreten und ihm diese glänzende Wette anzubieten. Wenn ich nicht im letzten Augenblick dazwischengekommen wäre, hätte Bolter jetzt die dreißigtausend Pfund eingesteckt, denn die wären ihm durch die Disqualifizierung des Pferdes ohne weiteres zugefallen. Aber nun werden wir dem jungen Mann das Geld zurückgeben."
„Ja", sagte Mr. Campbell,
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