0721 - Stärker als der Teufel?
Damit muß ich auch rechnen, aber da ist noch etwas gewesen.«
»Red schon!«
»Suko hatte Besuch. Der Teufel persönlich war da. Er muß ihn entführt haben.«
»Sehr schön. Und woher weißt du das?«
»Ich konnte es riechen.«
Glenda schwieg. Es war schwer für sie, mir eine Antwort zu geben. Da kam sie einfach nicht mit, aber sie wollte wissen, was ich unternehmen würde.
»Kann ich denn etwas tun?«
»Ja, nach Paris fahren und ihn suchen.«
»Das ist die berühmte Nadel im Heuhaufen, Glenda. Tu du mir einen Gefallen und versuche, Sir James zu erreichen. Alles andere ist dann meine Sache, denn ich komme jetzt so schnell wie möglich ins Büro.«
»Okay, ich mache es möglich.«
Tief atmete ich ein. Paris! schoß es mir durch den Kopf. Das konnte alles und auch nichts bedeuten.
Ich tippte mehr auf alles. Im Gegensatz zu Glenda glaubte ich nicht, daß die Schrift gefälscht war.
Und ich hatte auch keine direkte Angst mehr um Sukos Leben. Wenn er von Asmodis nach Paris geschleppt worden war, gab es dafür einen Grund. Das tat Asmodis nicht zum Spaß. Ich wußte ja nicht, was er mit ihm vorhatte, ein Grab hätte er ihm auch hier in London beschaffen können.
Wie dem auch sei, ich fand mich mit dem Gedanken ab, die Stadt an der Seine wieder einmal zu besuchen…
***
»Schließ die Tür!« zischte Yannah so heftig, daß Suko, ohne zu überlegen, dieser Aufforderung nachkam.
Die Weiße Hexe hatte sich inzwischen aufgerichtet, war über die Leiche hinweggestiegen und auf den kleinen Suko zugegangen. Sie starrte ihn an und wußte nicht, wie sie ihn einstufen sollte. Suko ließ es sich gefallen, er sagte nichts, er schaute nur krampfhaft zu Boden und versuchte, einen gar erschreckten Eindruck zu machen, was ihm nicht weiter schwerfiel, denn mit dem Anblick eines Toten hatte er nicht gerechnet.
Das war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, aber er wußte nun, daß er einer gefährlichen Gegnerin gegenüberstand.
Als er den Kopf hob, stand seine Antwort in seinen Augen zu lesen. Er hielt die Frau für eine Mörderin.
Sie aber sah nicht zur Seite, schüttelte den Kopf und sagte: »Ich war es nicht.«
»Natürlich.«
Das war so gesprochen, daß Yannah wütend wurde. »Ich war es wirklich nicht, auch wenn du mir nicht glaubst. Lassen wir das mal vorneweg, jetzt bist du ein Zeuge.«
»Ich weiß.«
»Du hast etwas gesehen, was du nicht sehen solltest. Du bist in einen Kreislauf hineingeraten, aus dem du so leicht nicht wieder herauskommen wirst. Ist dir das klar?«
»Fast.«
»Wie heißt du eigentlich?«
»Suko.«
»Und sonst?«
»Nur Suko.«
»Gut, das ist gut. Wir beide werden uns zusammenraufen müssen, du verstehst?«
»Nicht direkt.«
»Du mußt bei mir bleiben, da du dieses Geheimnis mit mir teilst. Wenn du versuchst abzuhauen, werde ich dich leider ausschalten müssen, unter Umständen sogar für immer, denn hier läuft ein sehr gefährliches Spiel. Und in das bist du eingedrungen.«
Suko spielte seine Rolle gut. »Dann… dann kann ich nicht weg?«
»Nein, du kannst nicht weg.«
Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Ich… ich werde auch nichts sagen, Madame, das verspreche ich Ihnen. Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen.«
»So etwas sagt jeder.«
»Aber nicht ich, Madame. Ich…«
»Hör auf zu reden, ich glaube dir doch nicht. Was hast du überhaupt für eine Stimme.«
Suko durchschoß es heiß. »Wieso denn?«
»Die ist anders als bei Jungen in deinem Alter. Sie… sie ist mir ein wenig zu tief.«
»Das haben mir schon andere gesagt, Madame. Aber ich kann nichts daran ändern. Es ist der Stimmbruch, eine zu frühe Laune der Natur, Madame.«
»Sag nicht immer Madame. Das hört sich so alt an.«
»Was soll ich denn sagen?«
»Yannah.«
»Bon, dann Yannah.«
Sie zögerte einen Moment, hob dann die Schultern, und Suko atmete auf, weil sich Yannah mit der Erklärung zufriedengegeben hatte. Sie schaute zu Boden und wies auf den Toten. »Genau er ist jetzt unser Problem, mein Kleiner.«
Suko sagte nichts.
»Wir müssen ihn wegschaffen«, murmelte sie versonnen vor sich hin.
Da sich Suko nicht angesprochen fühlte, konzentrierte er sich auf die Frau und deren Aussehen. Die schwarze Kleidung ließ einiges von der üppigen Figur erkennen. Im hellen Licht leuchtete ihr rotes, hochgestelltes Haar an den Rändern weiß, als wäre es mit einer Kruste überpinselt worden. Sie hatte kein schönes Frauengesicht, sondern ein hart wirkendes, fast eckiges.
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